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Fensterscheibe des Denkmals für im NS verfolgten Juden.

© Kai-Uwe Heinrich

Denkmal für Homosexuelle in Berlin-Mitte: Kann eine Kamera den Vandalismus verhindern?

Erneut beschädigten Unbekannte das Denkmal für in der NS-Zeit verfolgte Homosexuelle in Tiergarten. Seit wenigen Tagen hängt dort eine Videokamera.

Zum wiederholten Mal ist das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin-Tiergarten von Unbekannten beschmiert worden – obwohl der Bereich seit neuestem mit einer Videokamera überwacht wird. Ein Sicherheitsdienstmitarbeiter habe am Sonntagabend gegen 20.35 Uhr einen schwulenfeindlichen Schriftzug auf dem Fenster des Denkmals entdeckt, teilte die Polizei mit.

Der für politisch motivierte Kriminalität zuständige Polizeiliche Staatsschutz ermittelt nach dem Vorfall.

Das Denkmal im Berliner Tiergarten wurde 2008 nach einem Beschluss des Bundestages eingeweiht und gedenkt der Homosexuellen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden. Seither ist der Betonquader mehrfach Ziel von Vandalismus geworden. Allein der Tagesspiegel meldete dieses Jahr bereits drei Mal vandalische Beschädigungen. Mindestens drei weitere Vorfälle sind im Jahr 2019 bekannt.

Unklar, ob es sich um Einzeltäter oder Gruppen handelt

Wie auch am gestrigen Sonntag geschehen, handelt es sich meist um die beschmierte Fensterscheibe am Denkmal, durch die ununterbrochen der Film „Kuss ohne Ende“ von Gerald Backhaus betrachtet werden kann.

Wie oft das Denkmal seit der Einweihung schon beschädigt wurde, konnte die Polizei am Montag nicht beantworten. Ein Sprecher verwies auf die entsprechenden Meldungen, die die Behörde in der Regel dazu veröffentliche.

Derzeit ist unklar, ob es sich um Einzeltäter oder Gruppen handelt, die das Denkmal organisiert oder willkürlich angreifen. Die Täter vergangener Vorfälle seien der Polizei bis dato nicht bekannt – und auch zu möglichen Tätern im aktuellen Vorfall äußerte man sich bei der Polizei – trotz der neuen Videokamera – nicht. Die Kameraaufnahmen seien Teil laufender Ermittlungen, weshalb man sich dazu nicht äußere.

Die Videokamera, die seit wenigen Tagen in Betrieb ist, sollte laut der zuständigen Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden dabei helfen, Täter abzuschrecken und Beschädigungen des Denkmals zu verhindern. Vorerst ohne Erfolg, denn den oder die Täter vom Sonntag schien es entweder nicht gestört zu haben oder nicht bewusst gewesen zu sein. Jetzt bleibt abzuwarten, ob die Kamera, die sich noch bis Ende des Jahres in der Testphase befindet, den Vandalismus tatsächlich verhindert.

Elias Fischer

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