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Der Standort des Polizei-Sprengplatzes mitten im Naherholungsgebiet sorgt für Diskussionen.

© AFP/INA FASSBENDER

Update

Debatte um Sprengplatz im Berliner Grunewald: Brandenburgs Innenminister Stübgen offen für Kooperation

Berlins Regierende Bürgermeisterin Giffey hatte den Standort im Naherholungsgebiet zuvor infrage gestellt. Die Berliner CDU fordert die Schließung.

In der Diskussion um eine mögliche Verlegung des Polizei-Sprengplatzes im Berliner Grunewald hat sich Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) offen für eine Zusammenarbeit gezeigt.

„Wir haben eine gute Kooperation mit Sachsen und sind natürlich auch offen dafür, wenn sich Berlin in Zukunft an unseren Verfahren der Kampfmittelbeseitigung beteiligen möchte", sagte er auf Tagesspiegel-Anfrage. „Ich halte die gemeinsamen Sitzungen zwischen dem Berliner Senat und der Brandenburger Landesregierung für den richtigen Ort für einen solchen Austausch. Berlin müsste klären, welche Bedarfe sie konkret haben und das Thema dann auf die Tagesordnung setzen.“

Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatte am Donnerstag den Sprengplatz-Standort im Grunewald infrage gestellt und eine Zusammenarbeit mit Brandenburg ins Spiel gebracht. „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir in Zukunft mit diesem Sprengplatz umgehen und ob auf Berliner Stadtgebiet der richtige Ort dafür ist. Ich werde auch mit Dietmar Woidke darüber sprechen, wie man auf eine Kooperation in der Metropolregion gehen kann", sagte Giffey.

Über den Standort „werden wir im Senat reden“, schrieb darüber hinaus auch Berlins Umwelt- und Klimaschutzsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) am Donnerstagnachmittag auf Twitter.

Ein Sprecher des brandenburgischen Innenministeriums erklärte am Freitag, dass es bereits Anfang der 2000er-Jahre Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit bei der Kampfmittelbeseitigung zwischen Brandenburg und Berlin gegeben habe. "Diese haben letztendlich aber nicht zu einer Kooperation geführt, nach unserem Kenntnisstand hatte sich das Land Berlin stattdessen für eine eigenständige Kampfmittelbeseitigung entschieden."

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Brandenburg stehe jedoch mit Berlin im fortlaufendem Austausch der Kampfmittelbeseitigungsdienste, "insbesondere im Zusammenhang mit Aus- und Fortbildungsmaßnahmen, welche auch Maßnahmen auf den Sprengplätzen beinhaltet".

Brandenburg verfügt den Angaben nach "über einen Munitionszerlegebetrieb in Kummersdorf-Gut, an den auch ein Sprengplatz angeschlossen ist". Bis zu 50 Tonnen Nettoexplosivstoffmasse können dort laut Innenministerium gelagert werden.

Berliner CDU-Chef: "Sprengplatz gehört nicht in Naherholungsgebiet"

Auch Berlins CDU-Landeschef Kai Wegner hatte am Donnerstag Verhandlungen mit Brandenburg über einen gemeinsamen Sprengplatz gefordert. Aus dem Brand im Grunewald auf und rund um den Sprengplatz der Berliner Polizei müsse man die richtigen Konsequenzen ziehen, sagte Wegner in der rbb-„Abendschau“.

„So ein Sprengplatz gehört nicht in ein Naherholungsgebiet“, sagte der CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende. Es habe immer wieder viele Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern darüber gegeben. „Jetzt müssen Verhandlungen mit Brandenburg geführt werden. Ich hoffe, dass wir da zu gemeinsamen Ergebnissen kommen“, sagte Wegner.

„Das Entscheidende ist, dass man nicht Brandenburg sagen kann: Wir bringen euch unsere Bomben. Das wird nicht funktionieren“, so der CDU-Politiker. „Da muss Berlin auch Kosten tragen, das muss man sich teilen.“ Notwendig sei künftig eine Zusammenarbeit, was Sprengstoff und Bombenfunde angehe.

Polizeipräsidentin offen für Verlegung

Berlins Polizeipräsidentin zeigte sich am Freitagmorgen zwar offen für eine Verlegung des Sprengplatzes. Allerdings habe die Berliner Polizei immer noch täglich Einsätze, bei denen Kampfmittel entfernt werden müssten, sagte Barbara Slowik am Freitag im Inforadio des RBB. Weil Transporte für alte Weltkriegsbomben sehr gefährlich seien, brauche es weiterhin einen nahegelegenen Sprengplatz.

Mit Blick auf den Sprengplatz mitten im beliebten Naherholungsgebiet sagte Slowik: „Aktuell ist dieser Sprengplatz die einzige genehmigungsfähige Anlage auf Berliner Grund mit 80.000 Quadratmetern, weit weg von Wohnbebauung, was der Feuerwehr auch gestern sehr genützt hat.“ Auch Brandenburg habe kaum Ressourcen für einen gemeinsamen Sprengplatz im Berliner Umland. „Bisher haben wir da keine Möglichkeit gefunden. Nun wird es neue Gespräche geben.“

FDP warnt vor vorschnellen Schritten

Die Berliner FDP warnte davor, den seit 1950 im Grunewald befindlichen Sprengplatz vorschnell zu schließen und ihn nach Brandenburg zu verlegen. „Vor übereilten Diskussionen über den Standort des Sprengplatzes müssen die Brandbekämpfung, eine genaue Ursachenanalyse und die Bestandsaufnahme von Alternativen stehen“, teilte Innenpolitiker Björn Jotzo am Freitag mit. „Es gibt gute Gründe gegen, aber auch für einen Sprengplatz in Berlin.“

Es gebe zwei bis drei Munitionsfunde pro Tag in der Hauptstadt. Für Weltkriegsmunition seien kurze Wege sinnvoll, Brandenburg verfüge aktuell auch nicht über die benötigten Lagerkapazitäten. „Die Anlage im Grunewald ist abgelegen und relativ sicher – auch wenn gestern Sicherheitsmaßnahmen augenscheinlich teilweise versagt haben.“

Eine Entscheidung über das Aufgeben des Sprengplatzes sollte Berlin erst dann treffen, wenn die Brandursache und die Auswirkungen alternativer Standorte bekannt seien, forderte Jotzo. „Es darf keine Entscheidung im Affekt nach einem Unfall sein, sondern eine auf der Basis valider Informationen, einer erneuerten Gefährdungsanalyse und vor allem unter Betrachtung möglicher Alternativen.“

CDU: Schließung bereits 2004 beantragt

Die Berliner CDU-Politiker Frank Balzer, Stephan Standfuß und Sandra Khalatbari forderten am Donnerstag, den Sprengplatz zu schließen. Das habe die Fraktion bereits 2004 beantragt. „Dieser hoch gefährliche explosive Ort hat nichts in einem Naherholungsgebiet zu suchen“, teilten sie mit. „Von diesem Ort dürfen keine weiteren Gefahren ausgehen.“ Statt des Sprengplatzes mitten im Wald solle künftig der Sprengplatz in Kummersdorf/Gut in Brandenburg genutzt werden.

Den Sprengplatz der Polizei im Berliner Grunewald gibt es bereits seit 1950. Dort würden zweimal im Jahr jeweils für mehrere Tage kontrollierte Sprengungen angesetzt, sagte ein Sprecher der Polizei am Donnerstag. Es habe immer wieder Versuche gegeben, andere Standorte zu suchen. Wie die Polizei auf Twitter mitteilte, sind in Berlin keine alternativen Nutzungsflächen vorhanden beziehungsweise nicht genehmigungsfähig.

Das Gelände sei mit Brandmeldeanlagen ausgestattet, verfüge über eine mehrere Meter breite Brandschutzschneise und sehe eine Dauerberegnung der gelagerten Kampfmittel vor. Auf dem Sprengplatz lagern Polizeiangaben zufolge rund 25 Tonnen unter anderem an Feuerwerkskörpern oder Weltkriegsmunition. Experten machen sie dort normalerweise unschädlich. (Tsp, dpa)

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