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Herthas derzeitige Heimat: das Olympiastadion.

© Hertha BSC

Debatte über Stadion-Neubau: Sportsenator wundert sich über Hertha BSC

Hertha will trotz der Absage im Olympiapark bauen – nur an anderer Stelle. Senator Geisel kritisiert die Kommunikation des Klubs.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Stadiondebatte läuft munterweiter: Wo baut Hertha BSC - im Olympiapark oder an einem anderen Standort? Jetzt mischt auch Sportsenator Andreas Geisel, SPD, mit. Er sieht den beharrlich vorgetragenen Wunsch von Hertha BSC, ein Fußballstadion im Olympiapark zu bauen, sehr kritisch.

Die bisherigen Planungen seien davon ausgegangen, dass der Neubau zu Dreiviertel außerhalb des denkmalgeschützten Olympiageländes entstehe. „Andere Standorte, die mitten im Olympiagelände liegen, machen die Debatte nicht leichter“, sagte Geisel in der Fragestunde des Abgeordnetenhauses am Donnerstag. Der Verein sieht auf dem 130 Hektar großen Gelände „drei bis vier Varianten“, dort doch ein Stadion zu bauen - dann könnten die alten Mietshäuser stehen bleiben; an den 24 Wohnungen war das Projekt gescheitert.

Zu anderen möglichen Standorten für eine Hertha-Arena in Berlin, über die derzeit spekuliert wird, wollte sich der Sportsenator nicht äußern - wie berichtet wurden am Mittwoch erst die Standorte auf dem Flughafen Tegel und im Pankower Norden genannt.

„Wir werden sehen, was die weiteren Gespräche ergeben.“ Über die „aktuelle Kommunikation“ des Bundesligavereins wundert sich Geisel. Offenbar sei es Herthas Strategie, „öffentlich Druck aufzubauen.“ Er meinte damit ein Hintergrundgespräch mit Journalisten, zu dem die Vereinsführung am Mittwoch einlud, nachdem die Koalitionsfraktionen SPD, Linke und Grüne, aber auch Senator Geisel den bisherigen Plänen des Erstligisten für einen Stadionbau am Rand des Olympiaparks eine Absage erteilt hatten.

Anlass war ein Brief der Bau- und Wohnungsbaugesellschaft 1892, mit dem die Verhandlungen mit Hertha über einen Ersatzstandort für 24 Wohnungen, die dem Neubau hätten weichen müssen, abgebrochen wurden.

Senator Geisel kritisierte auch, dass Hertha BSC die Fragen der Sportpolitiker der Abgeordnetenhausfraktionen und des Senats zum Stadionprojekt bisher „nicht befriedigend“ beantwortet habe. Das betreffe nicht nur das Problem der Genossenschaftssiedlung, die abgerissen werden müsste, sondern beispielsweise auch den Lärmschutz. Er widersprach damit gegenteiligen Äußerungen des Hertha-Managers Klaus Teichert, der für den Neubau federführend verantwortlich ist.

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Trotzdem kündigte Geisel an, dass die Gespräche mit Hertha BSC fortgesetzt würden. „Wir werden in Ruhe miteinander reden.“ Es handele sich ja nicht nur um einen wichtigen Berliner Sportverein, sondern auch um ein großes Wirtschaftsunternehmen, dass der Senat in Berlin halten wolle.

Die Zurückhaltung des Senats gegenüber den Neubauplänen begründete der Senator damit, dass „ein Wegzug aus dem Olympiastadion dessen Wirtschaftlichkeit gefährdet“. Zusätzliche Konzerte oder ähnliche Veranstaltungen im Olympiastadion könnten die Einnahmeverluste nicht ausgleichen.

Hertha ist nur Mieter in diesem Bauwerk und will 2025 in eine eigene Fußballarena umziehen. Dies wäre, so Geisel, für die landeseigene Olympiastadion GmbH eine „beachtliche wirtschaftliche Herausforderung“. Geisel sieht immer noch Möglichkeiten, den Bundesligisten im „Oly“ zu halten. Zumal dort in absehbarer Zeit größere Sanierungsarbeiten stattfinden müssten. In diesem Zusammenhang soll dem Verein offenbar durch fußballgerechte Umbaumaßnahmen der Verbleib in der Traditionsarena schmackhaft gemacht werden. Hertha BSC lehnt dies bisher kategorisch ab.

Und im August 2018 hatte Sportsenator Andreas Geisel selbst vom Umbau verabschiedet: "200 Millionen Euro Steuergelder einzusetzen und Hauptnutzer Hertha BSC sagt hinterher, so wolle er es nicht, ist ganz schön viel Geld. Das halte ich für ausgeschlossen."

Geld für Polizeieinsätze? Sieht Geisel kritisch

Unabhängig davon sieht Innen- und Sportsenator Geisel das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts, Fußballvereine bei sogenannten Hochsicherheitsspielen an den Kosten der Polizeieinsätze zu beteiligen, kritisch. Vereine in den unteren Ligen könne dies an den Rand der Insolvenz bringen. Außerdem verstehe er es als seine Aufgabe, den Sport zu fördern und nicht finanziell einzuschränken. Immerhin gehe es, jedenfalls im Olympiastadion, bei solchen Polizeieinsätzen um sechsstellige Beträge. Geisel setzt darauf, dass sich die Innenministerkonferenz von Bund und Ländern im Sommer auf eine einheitliche Regelung einigt.

Lesen Sie mehr zur Stadiondebatte im Tagesspiegel

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