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Sachverstand gesucht. Wann der BER eröffnet wird, ist nach wie vor offen.

© Patrick Pleul/dpa

Dauerbaustelle Flughafen: Neuer Bau-Chef für BER im Gespräch

Der BER-Aufsichtsrat will den Baubereich der Flughafengesellschaft stärken. Dies soll ein erfahrener Experte aus München übernehmen.

Am Hauptdstadtflughafen BER in Schönefeld soll ein neuer, erfahrener Bau-Chef die Fertigstellung des Pannenprojekts in Angriff nehmen. Nach Tagesspiegel-Informationen will Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup den Münchner Experten Carsten Wilmsen nach Schönefeld holen. Er soll die Probleme auf der BER-Baustelle in den Griff bekommen und zugleich den vorgesehenen Masterplan für die – wegen wachsender Passagierzahlen nötigen – Erweiterung des Flughafens anpacken und umsetzen.

Die Personalie wurde zu Wochenbeginn beraten

Dem Vernehmen nach hat der Präsidialausschuss des Aufsichtsrats der Flughafengesellschaft die Personalie zu Wochenbeginn beraten. Das Gremium, in dem auch der Aufsichtsratschef, Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider, und Berlins Finanzstaatssekretärin Margaretha Sudhoff (beide SPD) sitzen, soll bereits Zustimmung signalisiert haben. „Er ist der richtige Mann“, hieß es. Darüber bestehe im Präsidialrat Konsens. Mit Wilmsen sei jemand gefunden worden, der nicht nur bauen, sondern vor allem auch Flughäfen bauen könne.

Der 49-Jährige kann große Erfahrungen als Bau- und Immobilienmanager an Flughäfen vorweisen. Zunächst war er seit 1999 in Hamburg aktiv, übernahm dort 2004 die Gesamtprojektleitung und Verantwortung für den Flughafenausbau und blieb im Zeit- und Kostenrahmen. Bis 2011 leitete er als Prokurist der Flughafen Hamburg GmbH das Immobilien-Management. Nach seinem Wechsel zum Münchner Flughafen war er für Immobilien, Bau und Planung verantwortlich, Dort hat er sich mit dem 2016 eröffneten, knapp eine Milliarde teuren Satelliten von Terminal 2 einen Namen gemacht.

Entlassungen soll es nicht geben

Im BER-Aufsichtsrat gab es schon längere Zeit Überlegungen, dass der Baubereich der Flughafengesellschaft gestärkt werden muss und es dort Defizite gibt. Entlassungen soll es für Wilmsen auf der Ebene unterhalb der Unternehmensführung nicht geben. Allerdings soll er dem BER-Gesamtprojektleiter Jörgs Marks wohl vorgesetzt werden und die Führung beim Bau übernehmen. Marks war zu Jahresbeginn vom damaligen BER-Chef Karsten Mühlenfeld gefeuert worden. Der hatte Marks angelastet, dass mit dem BER-Bauleiter alle Termine verfehlt worden waren und der Aufsichtsrat keinen verlässlichen BER-Eröffnungstermin festgelegen konnte. Weil der Aufsichtsrat gegen den Marks-Rausschmiss war, musste Mühlenfeld kurz darauf selbst gehen und wurde von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) durch Lütke Daldrup ersetzt. Der holte dann Marks, der 2014 von Siemens zum BER gekommen war, wieder an Bord – obwohl dessen Rolle selbst im Aufsichtsrat kritisch gesehen wurde und die für den BER zuständige Baubehörde des Landkreises Dahme-Spreewald Marks die Probleme bei dem Projekt, vor allem bei den Baugenehmigungen, angelastet hatte. Offenbar hat auch Lütke Daldrup seither registriert, dass es für die Baustelle einen Flughafen-Fachmann braucht.

Die Flughafengesellschaft verweist auf den Aufsichtsrat

Ob für Wilmsen ein zusätzlicher Posten als Geschäftsführer für Bau mit einem Gehalt ab 300 000 Euro oder als eine Art Generalbevollmächtigter geschaffen wird, ist noch unklar. Die Flughafengesellschaft wollte die Tagesspiegel-Recherchen nicht bestätigen. Ein Sprecher erklärte lediglich, die Zusammensetzung der Geschäftsführung obliege der alleinigen Entscheidung des Aufsichtsrats. Der tagt am 17. November wieder – und soll dann entscheiden, ob Wilmsen künftig am BER den Bau steuert. Bis Jahresende wollen sich Lütke Daldrup und der Aufsichtsrat auch auf einen Eröffnungstermin für den seit 2006 im Bau befindlichen Flughafen festlegen. Bislang wurde die Inbetriebnahme bis Ende 2019 angepeilt. Intern wird aber wegen der anhaltenden Probleme bereits mit der Eröffnung erst Jahr 2020 kalkuliert.

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