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40 Prozent seiner Räume hat der Schulleiter der Anna-Lindh-Schule im Wedding gesperrt.

© dpa/Kira Hoffmann

„Das war ein Problem mit Ansage“: Anna-Lindh-Schule in Berlin-Wedding wegen Schimmelbefalls teilgesperrt

Etwa 250 Grundschüler:innen in Wedding können am Montag nicht zurück in den Wechselunterricht. An ihrer Schule fliegen Schimmelsporen.

Elf Klassen an der Anna-Lindh-Grundschule in Wedding müssen am Montag nach den Osterferien zu Hause bleiben. Und das nicht wegen Corona, sondern wegen Schimmelbefalls: Wie der Schulleiter Mathias Hörold den Eltern am Freitag mitteilte, bleiben ein gesamter Gebäudeteil der denkmalgeschützten Schule und das Erdgeschoss eines zweiten Teils geschlossen. Obwohl das Bezirksamt in einigen Räumen eine spezielle Reinigung hatte durchführen lassen, war dort teilweise immer noch eine zu hohe Konzentration an Schimmelsporen gemessen worden. 

Hörold sagte dem Tagesspiegel, von der Sperrung seien mindestens 250 Schüler:innen betroffen – ein Drittel der Kinder, die die Anna-Lindh-Schule besuchen. Die Schule liegt in einem Brennpunkt, eine Rückkehr zum vollständigen Fernunterricht trifft arme Schüler:innen hier besonders hart. Nach Auskunft von Anke Erler, Elternsprecherin der Anna-Lindh-Schule, sind auch zwei Willkommenklassen betroffen, in denen Kinder aus geflüchteten Familien unterrichtet werden.

„50 Prozent der Kinder an der Anna-Lindh-Schule kommen aus Familien, die Sozialleistungen beziehen, und die anderen 50 Prozent liegen auch nur knapp darüber. 90 Prozent der Kinder sprechen zu Hause kein Deutsch, manche unserer Eltern sind funktionale Analphabeten. Die Lehrer geben sich wahnsinnig Mühe, aber Homeschooling ist für die Kinder hier ein Desaster“, berichtet Erler.

Das Schimmelproblem der Schule ist alles andere als neu. Acht der Räume und Flurbereiche sind bereits seit einem Monat gesperrt, für die fünf betroffenen Klassen fiel der Wechselunterricht allerdings nur wenige Tage aus, bevor die Schule sich ein alternatives Raumkonzept überlegte. Das ist nun laut dem Schulleiter nun nicht mehr möglich, 40 Prozent seiner Schulräume hat er nach Beratung mit Arbeitssicherheitsexperten sperren lassen.

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Hörold und auch die Eltern sind schwer verärgert, dass es so weit gekommen ist. Elternvertreterin Erler erinnert an die Carl-Kraemer-Schule, ebenfalls in Wedding, die 2018 unter anderem wegen Schimmelbefalls geräumt werden musste: „Da war schon klar, die Anna Lindh hat auch ein Schimmelproblem. Mich ärgert wahnsinnig, dass der Bezirk de facto seit Jahren einfach zuguckt. Das war ein Problem mit Ansage.“

„Die Schule muss von oben bis unten saniert werden“

Tatsächlich ist die Turnhalle der Anna-Lindh-Schule, die 2015 auch schon mal in der elterninitiierten Aktion "Einstürzende Schulbauten" "geehrt" worden war, seit vier Jahren gesperrt, der Keller seit vergangenem Herbst – ebenfalls wegen Schimmelbefalls. Über die Sperrung hinaus sei von Seiten des Bezirksamts nichts geschehen, der Keller sei weder gereinigt noch saniert worden, berichtet Schulleiter Hörold. „Es ist kein Wunder, dass dann ein halbes Jahr später in den darüber liegenden Erdgeschossbereichen die identischen Schimmelsporen auftauchen.“

Immerhin: Die Sanierung der Turnhalle ist für den kommenden Herbst angesetzt, geschätzte Bauzeit: zwei Jahre. Doch das reicht nicht, glaubt der Schulleiter. Hörold unterrichtet seit fast 30 Jahren am Standort und kennt genau so lange die Probleme mit der eintretenden Feuchtigkeit am denkmalgeschützten Gebäude – wegen Schäden am Dach, maroder Leitungen und zahlreicher anderer Probleme. „Der gesamte Schulstandort muss von oben bis unten saniert werden, damit er weiterhin zur Verfügung stehen kann. Das Gebäude stammt aus den 50er Jahren. Wir haben lange versucht zu kompensieren, aber jetzt ist eine rote Linie überschritten“, sagt Hörold.

Mittes Schulstadtrat Carsten Spallek (CDU) sagte auf Anfrage, das Bezirksamt werde zu Beginn der kommenden Woche weitere Messungen in der Schule durchführen, Reinigungen vornehmen und mobile Luftreinigungsgeräte aufstellen lassen. Auf eine Anfrage von zwei Bezirksverordneten hin hatte Spallek zudem Mitte März in Aussicht gestellt, bis zum kommenden Herbst eine neue Abschätzung für den Sanierungsbedarf der gesamten Schule vorzulegen. In der Investitionsplanung des Bezirks von 2015 waren bislang lediglich Mittel für eine Dachsanierung vorgesehen.

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