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Offene Türen. Zumindest ein bisschen. Die Teileröffnung des Humboldt-Forums findet am Mittwoch digital statt. Die große Feier soll es ohnehin erst im nächsten Jahr geben – denn so ganz fertig ist der Wiederaufbau des Stadtschlosses noch nicht.

©  Tobias Schwarz/AFP

Das Humboldt-Forum ist eröffnet: Ins Schloss hinein darf noch niemand, aber Anfassen ist ab Donnerstag erlaubt

Premiere für Berlins neue Veranstaltungsmaschine: Das Humboldt-Forum war für den Ansturm von Kindern und Kulturinteressierten bereit - Corona verbietet es.

Nun ist es vollbracht, das Haus vollendet, die Schlüssel übergeben – die Show aber blieb aus und wird auch vorerst nicht starten können. Ein Livestream musste reichen für die Eröffnung des fast 700 Millionen Euro teuren Humboldt-Forums. Für ein Stück Stadt im Herzen Berlins, das zu einem neuen Gravitationszentrum werden könnte.

Falls das Versprechen eingelöst wird: Dass hier ein „lebendiger Ort der Begegnung und der Vielstimmigkeit“ entsteht, wie Generalintendant Hartmut Dorgerloh sagte – eine „Veranstaltungsmaschine“ wie man auch sagen könnte.

Corona verhindert das bis auf Weiteres. „Wenn die anderen Museen wieder öffnen, werden wir das auch“, sagt ein Sprecher der Stiftung des Bundes, der diese Reparatur an Berlins Herzkammer vornahm. Für die Berliner ist deshalb wohl am ehesten das die Nachricht dieses Tages: An diesem Donnerstag gegen zehn Uhr sollen alle Bauzäune abgebaut sein und wer will darf sich dann selbst überzeugen, dass die barocke Pracht massiv gemauert und keine potemkische Kulisse ist.

Nur rein darf dann noch keiner. Dabei sind einige der Ausstellungen bereit für den Ansturm. Für die Kinder beispielsweise „Nimm Platz“, auf der Sonderausstellungsfläche im Erdgeschoss. Der Titel spielt auch an auf die Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft.

Spielerisch sollen die drei bis dreizehnjährigen sich die Lehre aneignen, im Austausch mit anderen, es gibt viel anzufassen und zu erproben – alles, was in Zeiten der Pandemie eben noch nicht geht.

Die Namensgeber, Universalgelehrte

Bereit zur Besichtigung ist auch die Ausstellung zu den Namensgebern des Schlosses, Wilhelm und Alexander von Humboldt. Als Abenteurer, Botaniker, Philosophen und Sprachtheoretiker entstammen sie einer Zeit als Einzelne das Wissen der Welt noch zu beherrschen vermochten, der Universalgelehrte als Typus.

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„Das Vermächtnis der Humboldt Brüder, sich die Welt mit eigenen Augen anzuschauen, dem Fremdem zu begegnen statt es abzuwehren und abzuwerten, ist heute aktueller denn je“, sagt Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Auch das soll das Humboldt-Forum leisten: Von der Weltoffenheit der Berliner Republik zu künden durch Ausstellungen und Veranstaltungen. Die Asiatische Kunst ist eingezogen. 24 000 Gemälde, Skulpturen und Masken, ein buddhistisch Kulthöhle, Barken und Hütten des Ethnologischen Museums.

Das Schloss-Schicksal hängt nun von den Ausstellungsmachern ab

Für die teils aus Dahlem nach Mitte gezogenen Museen ist es die große Chance auf ein Millionenpublikum. Ob diese ergreifen wird von der Kunst der Ausstellungsmacher abhängen. Das Humboldt-Forum hat das Potenzial, die Besucherströme von der Museumsinsel anzulocken und zum Verweilen zu verführen: In Cafes und Restaurants, sogar auf dem Dach des Quartiers mit Blick über Schlossplatz und Linden hinweg. Vier Millionen Menschen im Jahr, so gilt die Wette der Forum-Erbauer, werden kommen.

"Wahrzeichen und wunderbarer Stadtraum"

„Berlin gewinnt ein neues Wahrzeichen und einen wunderbaren Stadtraum“, sagte Hans-Dieter Hegner, Vorstand Technik der Stiftung Humboldt Forum. Und dass „alle notwendigen Prüfungen für die komplexe Gebäudetechnik erfolgreich abgeschlossen“ seien. Wirklich alle? Wer bohrend nachfragt, dem wird aus Stiftungskreisen gestanden, dass die „Mängelbeseitigung natürlich noch läuft“. Aber welcher Neubau wird schon fehlerlos übergeben – und welches technische Gerät braucht kein Update.

Als „Geschenk an die Stadt“ nannte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) das Humbold-Forum. Tatsächlich brachte das Land das Grundstück und einen kleinen Millionenbetrag in das Projekt ein – und bekommt dafür neben der „Ergänzung der Museumsinsel“ noch eigene Ausstellungsflächen oben drauf. „Ausdrücklich“ dankte Müller deshalb auch den Spendern.

3D to go. Das Schloss zum Mitnehmen, in Plexiglas von einem Laser eingebrannt – für Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Berlins Regierenden Michael Müller.
3D to go. Das Schloss zum Mitnehmen, in Plexiglas von einem Laser eingebrannt – für Kulturstaatsministerin Monika Grütters und Berlins Regierenden Michael Müller.

© Britta Pedersen/dpa

Dass Vermögende und Fans barocker Architektur tatsächlich 105 Millionen Euro überweisen würden und das auch noch rechtzeitig zur Eröffnung, damit hatten nur wenige zur Grundsteinlegung des umstrittenen architektonischen Patchworks gerechnet. Zumal neben den immer schon eingepreisten 80 Millionen Euro weitere 25 Millionen eingesammelt werden konnten für die „Optionen“ wie es so schön heißt: Ornamente und barocke Bildprogramme, ohne die der kalte Beton im Inneren oft nackt und unvollendet erscheinen würde.

Moderne und Historie klaffen aufeinander

Ohnehin klaffen Moderne und Historie bei diesem Neubau hart aufeinander. „Rekonstruierte und moderne Baukörper – mit je unverkennbarer Formensprache – verweisen auf den Ort mit seiner spannungsvollen Geschichte“, sagte Architekt Franco Stella. Ob sie sich wirklich „zu einem einheitlichen Gebäude fügen“, das kann der Berliner, die Berlinerin nun beurteilen.

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