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So wie im vergangenen Jahr die "Drachentrophäe" auf das Fortunaportal gehoben wurde, sollen bald vier Skulpturen auf das Dach des Potsdamer Stadtschlosses gehievt werden.

© dpa

Dachskulpturen auf dem Stadtschloss Potsdam: Streit um die Kostenübernahme

Bald sollen die ersten vier restaurierten Skulpturen auf das Dach des Potsdamer Stadtschlosses gehievt werden. Doch Förderverein und Land streiten darüber, wer dafür aufkommen soll.

Von Peer Straube

Noch wirkt das Dach des Landtagsschlosses etwas nackt, aber das soll sich bald ändern. Im Frühjahr sollen die ersten vier Sandsteinskulpturen auf der Attika des Gebäudes aufgestellt werden. Das kündigte Hans-Joachim Kuke vom Stadtschloss-Förderverein nun an. Bei dem überlebensgroßen Quartett handelt es sich um Figuren aus der griechischen Mythologie: Herkules, zwei sitzende Frauenfiguren und ein steinerner Jüngling.

Wie früher sollen sie einen Platz auf den beiden Kopfbauten an der Marktseite des Schlosses erhalten. Insgesamt 76 solcher Figuren standen einst auf dem Dach des Stadtschlosses, ebenso viele sollen es perspektivisch auch wieder werden.

Fest steht: das Dach trägt die tonnenschwere Last

Der Förderverein sammelt dafür seit Jahren Spenden, rund 100.000 Euro allein für die Wiederherstellung der vier Skulpturen. Ihre Restaurierung wurde zum Teil bereits vor Jahren abgeschlossen, bis zu ihrer Aufstellung lagern sie im Schirrhof der Schlösserstiftung. Zumindest ein Hindernis ist inzwischen beseitigt. Es musste geklärt werden, ob der Dachfirst des Landtagsschlosses das Gewicht der tonnenschweren Skulpturen überhaupt aushält. Statikgutachter haben diesen Nachweis jetzt erbracht.

Anhand dreier Extrembeispiele – Figuren, die weit über das Dach hinausragen – seien Tragfähigkeit und Standfestigkeit erfolgreich simuliert worden, sagte Kuke. Für die Aufstellung der Figuren wünscht sich der Schlossverein „ein kleines Bürgerfest im Frühling“.

Förderverein sieht seine Aufgabe in der Sanierung der Figuren

Streit gibt es allerdings darüber, wer die Aufstellung bezahlt. „Wir könnten sofort einen Kran bestellen und die Figuren aufs Dach setzen“, sagte Kuke. Voraussetzung sei allerdings, dass der Förderverein nicht auf den Kosten sitzen bleibe. Aufgabe des Vereins sei es nicht, Gerüstbaufirmen zu bezahlen, sagte Kuke. Bereits im letzten Jahr habe man 8.000 Euro für die Aufstellung einer Trophäenskulptur auf dem Fortunaportal ausgegeben – Geld, das man lieber in die Restaurierung weiterer Schlossskulpturen investiert hätte.

Bei der Landtagsverwaltung verweist man indes auf einen Parlamentsbeschluss, in dem es heißt, dass für Anfertigung und Aufstellung des Figurenschmucks auf dem Schlossdach kein Landesgeld verwendet werden dürfe. Eine finanzielle Beteiligung des Landes, sagte Landtagssprecher Rainer Liesegang, sei daher nicht möglich. Man werde den Förderverein zu einem Gespräch einladen, kündigte Liesegang an.

Die nächsten beiden Skulpturen hat der Förderverein bereits beauftragt. Im Herbst soll eine weitere Jünglingsfigur fertig sein, die einst auf dem westlichen Kopfbau stand, ebenso wie das zweite aktuelle Projekt – eine mehr als fünf Meter hohe Trophäenfigur mit Adler, Kronen, Fahnen, Putten und Trompeten. Die Arbeit sei wegen der vielen Details extrem aufwendig, sagt Kuke.

Rekonstruktion aller Figuren wird drei bis viel Millionen Euro kosten

Die Trophäe ist eine der acht Figuren des Fortunaportals. Drei davon, ebenfalls Trophäen, stehen bereits wieder auf dem historischen Schlosseingang. Zuerst will der Förderverein alle Figuren auf der Marktseite des Schlosses wiederherstellen lassen – inklusive der in Arbeit befindlichen ist die Hälfte davon geschafft. Um alle 76 Schlossfiguren rekonstruieren zu lassen, sind laut Kuke drei bis vier Millionen Euro nötig.

Weiterhin ungeklärt ist das Schicksal der acht Attikafiguren, die die damalige Potsdamer Schlösserverwaltung in den sechziger Jahren an die Berliner Humboldt-Universität auslieh und die seitdem dort auf dem Dach stehen. Sie sind inzwischen Bestandteil des Denkmalensembles, das Land Berlin lehnt eine Rückgabe nach Potsdam bekanntlich ab. Weitere Gespräche zwischen dem Land Berlin und dem Land Brandenburg sind geplant.

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