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Eine Vision für zwei. Anna Auerbach (links) und Klaudia Redzisz-Alam haben aus einer Idee beim Abendessen ein Geschäftsmodell gemacht.

© Minimals

Creme auf Pump: Berliner Start-up produziert nachhaltige Kosmetik zum Nachfüllen

Zwei Berlinerinnen haben ein Unternehmen für Nachfüll-Kosmetik gegründet – damit soll Plastikabfall vermieden werden.

Plastik, Plastik, überall Plastik. So sieht es wohl in den meisten Badezimmern aus: Shampoos, Duschgels, Handseifen, Bodylotions – alles ist meist in Kunststoffflaschen abgefüllt, was nicht nur der Umwelt, sondern aufgrund der Schadstoffe auch den Menschen dauerhaft nicht gut tut, wie die Wissenschaft schon vor längerer Zeit herausgefunden hat.

Auch Klaudia Redzisz-Alam erlebte so einen Plastik-Moment: Sie hatte den Arm voll leerer Shampoo, Duschgel- und Lotion-Flaschen, die sie nach dem Aufräumen in den Müll werfen wollte, als ihr fünfjähriger Sohn gefragt habe:

Warum denn? Die sind doch noch nicht kaputt, die musst Du nicht wegschmeißen. Die 36-Jährige sei dadurch ins Nachdenken gekommen, „das muss doch auch anders gehen. Das war der Anfang von Minimals“, erzählt sie.

Minimals – so heißt das Start-up, das sie vor rund eineinhalb Jahren, also ausgerechnet kurz vor der Coronakrise, zusammen mit ihrer Freundin Anna Auerbach, 40, gegründet hat: Eine Refill-Kosmetikmarke „im Premiumbereich“, wie die beiden es nennen. Beide hatten sich ein paar Wochen zuvor bei einem Abendessen mit Freunden kennengelernt.

Minimals Refill-Kosmetik im Bikini-Haus.
Minimals Refill-Kosmetik im Bikini-Haus.

© Benjamin Jehne

„Da erzählte Klaudia von ihren Gedanken zu den Plastikverpackungen im Bad, es gab eine angeregte Diskussion am Tisch“, erinnert sich Auerbach. Sie hatte bis dahin als Wirtschaftsanwältin gearbeitet und Unternehmen beraten. Die beiden Berlinerinnen taten sich zusammen, recherchierten, lasen Studien.

Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Plastikverpackung liegt laut Plastikatlas 2019 der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung in Deutschland pro Jahr bei rund 38,5 Kilogramm. Doch es gibt längst ein Umdenken, die Refill-Idee ist nichts Neues: Drogerien und Supermärkte bieten Haushaltsreiniger zum Nachfüllen oder Putzpulver zum Auffüllen mit Wasser an, statt Shampoos in Flaschen gibt es feste Haarreiniger als Seifenstück, fast alle Hersteller legen Wert darauf, dass ihre Plastikverpackungen recycelt werden.

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„Wir haben aber festgestellt, dass es im gehobenen Kosmetikbereich keine Alternative zu Einwegverpackungen gibt. Unser Konzept basiert auf der Idee, dass Kosmetikflaschen genauso wiederverwendet werden können wie Kaffeebecher oder Trinkflaschen“, beschreibt Anna Auerbach.

Gestartet haben die beiden absichtlich, wie Klaudia Redzisz-Alam beteuert, mit nur drei Produkten: einer Bodylotion, einer Handcreme und einer Hand- und Körperseife. Eine Haarpflege soll im Herbst hinzukommen. „Viel mehr bracht man nicht zur Körperpflege, daher auch der Name Minimals“, sagt Anna Auerbach.

Im Juni dieses Jahres eröffneten sie ihre Pop-up-Box im Bikini-Haus am Zoo

Im Juni dieses Jahres haben sie ihren ersten Laden, eine sogenannte Pop-up- Box im Bikini-Haus am Zoo, eröffnet. Kundinnen und Kunden können dort in den „Refill-Store“ kommen, entweder mit ihrem eigenen Gefäß oder sie lassen sich die Produkte gegen einen Aufpreis für die eigens designte Minimals-Flasche aus Aluminium abfüllen.

Weniger ist mehr. Daran orientiert sich das Start-up Minimals: Mit dem Refill-Prinzip für Kosmetik, also dem Nachfüllen von Körperpflegeprodukten in Aluminiumflaschen, wollen die Gründerinnen zum Klima- und Umweltschutz beitragen. Mit dem Lastenrad samt Abfüllstation kommt die Bestellung auch direkt zu den Kunden.
Weniger ist mehr. Daran orientiert sich das Start-up Minimals: Mit dem Refill-Prinzip für Kosmetik, also dem Nachfüllen von Körperpflegeprodukten in Aluminiumflaschen, wollen die Gründerinnen zum Klima- und Umweltschutz beitragen. Mit dem Lastenrad samt Abfüllstation kommt die Bestellung auch direkt zu den Kunden.

© Benjamin Jehne

Als neue Idee ist nun die „mobile Abfüllstation“ hinzugekommen: Ein Lastenrad, an das ein Abfüllspender montiert ist. Firmen oder Privatleute können sich ab einer bestimmten Mindestmenge die Kosmetik zum Nachfüllen auch herbestellen.

Wichtig sei den beiden Frauen gewesen, dass ihre Produkte ihren Ansprüchen genügen. Auerbach zählt auf: vegan, frei von schädlichen Inhaltsstoffen, wie Parabenen, Paraffin, Silikonen, Mikroplastik oder anderen mineralölbasierten Rohstoffen sowie synthetischen Duftstoffen und frei von Tierversuchen. Sie betont, dass alle Teile in Deutschland oder Europa produziert würden.

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Die Flaschen sind aus Aluminium und werden in Deutschland hergestellt. „Aluminium ist dann nachhaltig, wenn man es richtig recycelt“, erklärt Anna Auerbach. Sollte die Flasche nicht mehr verwendet werden, müsse sie in den Aluminium-Kreislauf zurückgeführt werden, denn nur so könne das ursprüngliche Energieaufkommen auf dann nur noch fünf Prozent gesenkt werden.

Minimals übernehme das für die Kunden und liefere die Flaschen zum Wertstoffhof. Das zeigt sich im Preis: 18,90 Euro kostet eine Hand- und Körperseife (250ml). Das kann sich nicht jeder leisten; sie ist um ein Vielfaches teurer als ähnliche Produkte im Drogeriemarkt. Dafür seift man sich wohl mit gutem Gewissen ein. „Man tut nicht nur der Haut etwas Gutes, sondern auch dem Planeten“, meinen die Gründerinnen.

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