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Klinikpersonal soll vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus geschützt werden.

© dpa

Covid-Impfung für Ärzte und Pflegekräfte: Bevorzugt der Berliner Senat die eigenen Krankenhäuser?

Die landeseigenen Kliniken Charité und Vivantes lassen 1000 Mitarbeiter impfen, andere haben keinen oder nur wenig Impfstoff bekommen.

Viele Berliner Krankenhäuser, auf deren Intensivstationen Covid-19-Patienten versorgt werden, warten auf den versprochenen Impfstoff, um das Personal immunisieren zu können. Damit sollen weitere krankheitsbedingte Ausfälle von Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften verhindert und so die Versorgung aufrecht erhalten werden.

Laut der Senatsverwaltung für Gesundheit sollen bis zum 31. Dezember Impfdosen für mehr als 2000 Klinikmitarbeitende an die Krankenhausapotheken verschiedener Träger ausgeliefert werden. Doch während die landeseigenen Klinikkonzerne Charité und Vivantes bereits am vergangenen Dienstag mit großangelegten Impfaktionen begonnen haben, haben andere Krankenhausträger noch keinen Impfstoff oder vergleichsweise wenige Dosen erhalten, obwohl auch in ihren Häusern Covid-19-Patientinnen und -Patienten versorgt werden.

Hinter vorgehaltener Hand war am Mittwoch von anderen Krankenhäusern deutliche Kritik an dieser vermeintlichen Bevorzugung der öffentlichen Kliniken zu hören.

Die Charité und Vivantes hätten entsprechend ihrem Anteil an der Covid-Versorgung auf den Intensivstationen etwa die Hälfte der verfügbaren Impfdosen erhalten, teilte die Gesundheitsverwaltung auf Anfrage mit. Andere Klinikbetreiber sollen die übrigen Impfdosen erhalten.

Manche Krankenhäuser haben noch nicht mal einen Termin, wann das Vakzin geliefert wird

Nach Tagesspiegel-Informationen haben aber etliche Kliniken in der Stadt, die entsprechend dem Notfallkonzept des Senats als sogenannte Level-2-Kliniken viele Covid-19-Patienten versorgen, noch keinen Termin, an dem das Vakzin geliefert wird, geschweige denn bereits Impfdosen erhalten. Im Sankt Gertrauden-Krankenhaus in Wilmersdorf rechnet man damit, dass frühestens in der kommenden Woche der erste Impfstoff eintrifft.

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Auch das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe und das Unfallkrankenhaus Berlin in Marzahn warten auf eine Information aus der Senatsverwaltung. Und die Caritas-Klinik Pankow geht sogar davon aus, erst Mitte Januar mit der Impfung ihrer Mitarbeitenden beginnen zu können.

Vivantes hat 500 Impftstoffdosen bekommen, das Sana-Klinikum 35

Beim Helios-Klinikum Berlin-Buch kam am Mittwoch der erste Impfstoff an, der für rund 190 Beschäftigte reicht. Andere Krankenhäuser haben bisher nur vergleichsweise wenige Dosen erhalten. So konnten im Waldkrankenhaus Spandau, das zur Johannesstift-Diakonie (JSD) gehört, am Mittwoch 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geimpft werden, sagte eine Sprecherin. Und am Sana-Klinikum in Lichtenberg standen am Mittwoch ganze 35 Dosen für die Impfung zur Verfügung.

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Zum Vergleich: Allein in den Vivantes-Kliniken Neukölln und Humboldt-Klinikum wurden am Dienstag 500 Impfstoffdosen gegen das Coronavirus verimpft, teilte eine Konzernsprecherin mit. Damit seien Mitarbeitende aller medizinischen Berufsgruppen in Risikobereichen (Intensivmedizin, Covid-Stationen, Pneumologie) geimpft worden. Alle Impfdosen seien verbraucht worden, und es habe mehr Anmeldungen als verfügbaren Impfstoff gegeben.

Die Charité hat ebenfalls am Dienstag an ihren drei Standorten Mitte, Benjamin Franklin- und Virchow-Klinikum am Dienstag mit den Impfungen begonnen, die noch bis zum 31. Dezember laufen.

Es wäre unverständlich, wenn Krankenhausträger bevorzugt würden, sagt die Krankenhausgesellschaft

Aber auch sogenannte Level-3-Kliniken versorgen in Berlin bereits Covid-19-Patienten. Eines davon ist das Krankenhaus Bethel in Lichterfelde. Derzeit sei auch nicht absehbar, wann das Vakzin geliefert werde, heißt es.

Unbefriedigend und unverständlich wäre eine Verteilung der Impfdosen bevorzugt an ausgewählte Krankenhausträger, heißt es aus der Berliner Krankenhausgesellschaft vorsichtig. „In der Zwischenzeit konnte erreicht werden, dass weiteren Berliner Kliniken rund 1000 Impfdosen zur Verfügung gestellt wurden“, sagt BKG-Sprecherin Barbara Ogrinz. Die BKG hoffe in Zukunft auf eine verlässlichere Belieferung der Krankenhäuser mit Impfstoff.

Nach der Impfverordnung des Bundes sollen vor allem Mitarbeitende auf Intensivstationen mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten vorrangig geimpft werden. Die Verteilung auf die Krankenhäuser wird durch das Land Berlin koordiniert. Daran sei die Berliner Krankenhausgesellschaft beteiligt, teilte die Senatsgesundheitsverwaltung auf Anfrage mit. Weitere Lieferungen seien von der Verfügbarkeit des Impfstoffes durch den Bund abhängig.

Insgesamt werden derzeit 1700 Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind, in den Berliner Krankenhäusern stationär behandelt, davon mehr als 400 auf den Intensivstationen. Damit sind 32 Prozent der Intensivbetten mit Covid-Patientinnen und -Patienten belegt. Der entsprechende Indikator der Berliner Corona-Warnampel steht damit derzeit auf „Rot“.

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