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Mach mal "Aaaah": Potsdamer Kitakinder werden auf das Coronavirus getestet.

© Ottmar Winter

Update

Coronaschließungen in 104 Kitas: Berliner Eltern fordern Testpflicht für Kinder und Erzieher

Die Landeselternsprecherin will verpflichtende Tests an Kitas. Unterdessen ist die Zahl der coronabedingten Kitaschließungen stark zurückgegangen.

Die Vorsitzende des Berliner Landeselternausschusses Kita Nancy Schulze kritisiert, dass es in Berlin anders als in anderen Bundesländern keine Testpflicht für Kitakinder gibt. Sowohl Erzieher als auch Eltern lehnten das Testen bisher teilweise ab.

Die Einführung einer Testpflicht halte sie für besser als das Ausschließen eines Teils der Kinder, sagte Schulze im RBB-Inforadio: "Zumindest wäre dann sichergestellt, dass alle, wirklich alle Kinder in die Kita können." Es gebe jetzt schon Eltern, die ihre Kinder freiwillig zu Hause ließen aus Angst vor einer Infektion. Mit einer Testpflicht könne sichergestellt werden, dass jedes Kind sein Recht auf frühkindliche Bildung wahrnehmen könne.

Durch die Rückkehr zur Kita-Notbetreuung in Berlin am Donnerstag ist aus Sicht der Elternvertreterin nicht mit einer wesentlich geringeren Auslastung zu rechnen. Man könne nicht davon ausgehen, dass es in den Kitas nun leerer werde, sagte Schulze. „Die Kita-Leitungen stehen wieder vor der Herausforderung, mit den Eltern diskutieren zu müssen, wer jetzt Anspruch hat und wer nicht.“

Schulze sprach von Verunsicherung und Wut bei Eltern über die Entscheidung. Das Infektionsgeschehen könne derzeit nicht unterbrochen werden. Noch fehle es an Corona-Tests für die Kinder, auch Impfungen bei den Erziehern kämen schleppend voran, sagte die Vorsitzende des Gremiums.

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Formal sind die Kitas nun wegen wachsender Infektionsrisiken geschlossen. Sie sollen aber eine Notbetreuung anbieten für Kinder aus Familien, die dringend darauf angewiesen sind und in denen mindestens ein Elternteil in einem besonders wichtigen, sogenannten systemrelevanten Beruf arbeitet.

Auch Alleinerziehende, die keine andere Betreuungsmöglichkeit organisieren können, und Eltern, bei deren Kindern aus besonderen pädagogischen Gründen eine Betreuung erforderlich ist, sollen das Angebot in Anspruch nehmen können. Auch Vorschulkinder können weiter in die Kita gehen.

Ein Sprecher der Bildungsverwaltung hatte den Schritt am Mittwoch verteidigt: „Uns ist bewusst, wie belastend die Situation für viele Familien und vor allem die Kinder ist.“ Ziel des Senats sei es daher, den Notbetrieb in den Kitas so kurz wie möglich zu halten und dann zu einem eingeschränkten Regelbetrieb zurückzukehren, in dem wieder allen Kindern ein Betreuungsangebot gemacht wird.

Von Berlin 2750 Kitas sind zurzeit 16 komplett geschlossen.
Von Berlin 2750 Kitas sind zurzeit 16 komplett geschlossen.

© W. Grubitzsch / picture alliance / dpa

Zahl der Kitaschließungen ging deutlich zurück

Die Bildungsverwaltung hat am Donnerstag neue Zahlen zum Infektionsgeschehen und Schließungen von Kitas veröffentlicht. Demnach waren zuletzt (Stand 7. April) 104 Kitas von 2750 Einrichtungen ganz oder teilweise geschlossen. Dies teilte Verwaltungssprecher Ralph Kotsch dem Tagesspiegel auf Anfrage mit.

In 82 Fällen handelt es sich demnach um Gruppenschließungen, 16 Kitas sind ganz geschlossen, darunter acht mit mehr als 60 Plätzen. Bei sieben Kitas handelt es sich um Einrichtungen mit weniger als 30 Plätzen. Zum Vergleich: Vor einer Woche waren 131 teilweise geschlossen und 36 ganz.

"Den Rückgang können wir im Moment noch nicht schlüssig erklären", sagte Kotsch. Mögliche Gründe könnten sein, dass einige Kitas in den Osterferien geschlossen hatten oder auch schon ersten Impfungen Auswirkungen haben, ergänzte der Sprecher. Zudem stünden in sechs Einrichtungen noch Entscheidungen zu möglichen Schließungen aus. 

So verteilen sich die Schließungen auf die Bezirke

Aus den neuen Zahlen geht zudem hervor, dass die Schließungen in 67 Fällen durch Infektionen von Beschäftigten ausgelöst wurden. In 21 Fällen passierte dies als Folge von Positiv-Testungen bei Kindern. Die übrigen Fälle gehen auf gleichzeitige Infektionen von Beschäftigten, Kindern oder Externen zurück.

Diese Angaben geben aber insofern ein ungenaues Bild, als die Kita-Kinder bisher nur in Einzelfällen getestet werden, während es für die Beschäftigten in große Mengen Testmaterial gibt.

Die meisten Komplettschließungen gibt es in Lichtenberg (4), in Marzahn-Hellersdorf und Spandau ist zurzeit keine Kita ganz zu. Bei den Teilschließungen stehen Friedrichshain-Kreuzberg mit 13 sowie Marzahn-Hellersdorf und Mitte mit je 12 an der Spitze. Es folgen Neukölln (8), Reinickendorf (7). Pankow (6), Spandau, Lichtenberg und Treptow-Köpenick (je 5), Charlottenburg-Wilmersdorf (4), Steglitz-Zehlendorf (3) und Tempelhof-Schöneberg (2). (mit dpa)

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