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Gerade für den Einzelhandel ist die Corona-Zeit hart.

© Dorothée Barth/dpa

Umfrage zur Corona-Krise: Viele Berliner Unternehmen schreiben 2021 schon ab

40 Prozent sehen Lage schlechter als 2020, nur sieben Prozent besser: Die Wirtschaft erwartet ein weiteres „Krisenjahr“ – und fordert schnellere Hilfszahlungen.

Viele Unternehmer in Berlin und Brandenburg rechnen für das laufende Jahr einer Umfrage zufolge nicht mehr mit einer wirtschaftlichen Erholung. „Vieles deutet darauf hin, dass wir nach 2020 ein weiteres Krisenjahr erleben werden“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB), Christian Amsinck, am Dienstag. „Die Politik muss deshalb ihr Krisenmanagement entscheidend verbessern, um eine weitere Abwärtsentwicklung abzuwenden“, forderte er.

Die Aussage bezog er unter anderem auf die Auszahlungen der Hilfsgelder. Von 525 Millionen Euro, die die Politik in Berlin bereitgestellt habe, seien bisher lediglich 200 Millionen abgeflossen. Das sei zu langsam. Auch sei die Pflicht zur Beantragung der Hilfen über Steuerberater, die bei einigen Programmen gilt, zu aufwändig.

Für die Umfrage hatten die UVB von Mitte Februar an ihre 60 Mitgliederverbände in Berlin und Brandenburg, die über alle Branchen hinweg insgesamt für rund eine Million Beschäftigte stehen, befragt. 37 Verbände schickten ihre Antworten ein, darunter so unterschiedliche wie die Friseur-Innung aus dem Dienstleistungssektor oder der Verband Holz und Kunststoff aus der Industrie.

Laut der Umfrage bewerten 40 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Lage schlechter als im Vorjahr. 53 schätzen ihre Situation als „stagnierend“ ein, sieben Prozent „besser“. Mit Blick auf die Zukunft, gehen noch 30 Prozent der Unternehmen davon aus, dass sich die eigene wirtschaftliche Situation im laufenden Jahr verschlechtert. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) rechnet mit einer Stagnation, immerhin 18 Prozent erwarten ein Verbesserung.

Handwerk arbeitet vielfach wieder auf Vor-Corona-Niveau

Vor allem in der Metall- und Elektroindustrie, der Gastronomie, aber auch bei Start-ups und der Energiewirtschaft sei eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau derzeit nicht absehbar. Große Teile des Handwerks wiederum, die weniger stark von den Einschränkungen betroffen waren, arbeiteten schon jetzt wieder auf dem Niveau vor dem Corona-Ausbruch.

Christian Amsinck ist der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB).
Christian Amsinck ist der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB).

© Rainer Jensen/dpa

Insgesamt sieht der Verband die Unternehmen aus dem Maschinenbau, Hotels und Gaststätten, Gesundheit, Handel, Druck und Medien sowie Friseursalons am stärksten betroffen von der Pandemie. Unternehmen aus dem Garten- und Landschaftsbau, dem Tischlerhandwerk, Steuerberatung und Gebäudetechnik könnten hingegen oft Zuwächse verbuchen.

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Im Ausbildungsmarkt sehen die UVB regionale Unterschiede: 2020 engagierten sich viele Berliner Unternehmen wie bisher in der dualen Ausbildung, da die Verträge da schon unterschrieben gewesen seien. Im laufenden Jahr aber dürften einige Firmen weniger ausbilden. In Brandenburg hingegen gab es im ersten Coronajahr rund 2000 Lehrstellen, die nicht besetzt werden konnten.

Zusammenfassend sprach Amsinck vom „größten Einbruch der Wirtschaft seit Jahrzehnten“. Für viele Unternehmen sei die Lage düster. „Spätestens beim nächsten Bund-Länder-Treffen muss das Licht am Ende des Tunnels angeknipst werden“. In der Politik müssten sich einige „mal an die eigene Nase fassen und nicht immer mit dem Finger auf die Bürger zeigen, die irgendwelche Inzidenzzahlen nicht einhalten.“ (mit dpa)

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