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Die Firma Bagjack aus Marzahn produziert eigentliche hochwertige Fahrradtaschen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Corona-Masken „Made in Berlin“: Diese Fabriken an der Spree produzieren Schutzmasken im großen Stil

Bisher kamen fast alle Corona-Schutzmasken aus China. Mittlerweile sind mehrere lokale Firmen in das lukrative Geschäft eingestiegen.

In der Start-up-Metropole Berlin dreht sich viel um die Suche nach der einen Geschäftsidee, die die Welt auf den Kopf stellt – oder doch wenigstens einen Wirtschaftszweig. Manchmal führt aber auch der direkte Weg zum Tor, der ganz naheliegende Gedanke: Mehrere kleinere Schneidereien und größere Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes haben ihre Abläufe auf das Produkt zugeschnitten, das weltweit auf absehbare Zeit viele Millionen Abnehmer finden dürfte.

So hatte die Fahrradtaschen-Manufaktur Bagjack aus Marzahn schon im Frühjahr angefangen, einen einfachen Mundschutz zu fertigen. Vermeintlich kleine Probleme gefährdeten aber die Wirtschaftlichkeit dieses Projektes, zum Beispiel der Mangel an geeigneten Gummibändern. Die mussten Mitarbeiter per Hand zuschneiden.

Der überwiegende Teil der in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen benötigten Masken mussten die Beschaffungsämter von Bund und Ländern in China ordern, speziell die partikelfiltrierenden Halbmasken mit dem Schutzstandard FFP1 bis FFP3, die auch die Träger selbst vor Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen schützen sollen. Die Bundesregierung geht davon aus, dass hierzulande acht bis zwölf Milliarden Masken pro Jahr benötigt werden.

Immerhin rund ein Tausendstel dieser Menge will das 1896 gegründete Maschinenbauunternehmen Karl Rabofsky GmbH mit Sitz im Industriegebiet an der Motzener Straße in Mariendorf selbst herstellen: Am Dienstag gab die Firma den Einstieg in ihre industrielle Massenproduktion von FFP2-Schutzmasken bekannt.

Künftig werde man rund 800.000 zertifizierte Masken „mit hohem Fremd- und Selbstschutz“ im Monat produzieren, im Jahr also rund zehn bis zwölf Millionen. Das wären rechnerisch drei bis vier Masken für jeden Berlinerin und jeden Berliner – im Jahr.

Vorausschauend: Die Maschinenbaufirma Karl Rabofsky GmbH investierte im Herbst 2020 rund eine Million Euro in die Produktion von Masken.
Vorausschauend: Die Maschinenbaufirma Karl Rabofsky GmbH investierte im Herbst 2020 rund eine Million Euro in die Produktion von Masken.

© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Ursprünglich hatte sich Michael Sperling, Geschäftsführer der Karl Rabofsky GmbH, um den Import von Masken aus China bemüht, da er über gute Kontakte zu den dortigen Fabriken verfügt, die Abnehmer seiner Maschinen sind. 6,5 Millionen Stück führte er „auf eigenes wirtschaftliches Risiko“ ein – darauf spekulierend, dass mitunter sehr hohe Preise dafür gezahlt werden.

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Luna Victoria Diego, Materialwissenschaftler, testet Schutzmasken vom Typ FFP2.
Luna Victoria Diego, Materialwissenschaftler, testet Schutzmasken vom Typ FFP2.

© Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Jetzt aber glaubt er offenbar stärker an den Wert von „Made in Germany“ beziehungsweise „Made in Berlin“. Eine Million Euro habe das Unternehmen in die Produktionsanlagen inklusive der nötigen Messgeräte – ebenfalls aus deutscher Produktion – und die Qualitätssicherung investiert, erklärte Sperling am Dienstag. Er habe zwar Großabnehmer im Visier, nehme aber Bestellungen ab zehn Masken an.

Der junge Berliner Hersteller Robots & Girls setzt auf radikale Automatisierung.
Der junge Berliner Hersteller Robots & Girls setzt auf radikale Automatisierung.

© Robots & Girls GmbH

Eine Konkurrenzfirma, die Robots & Girls GmbH aus Wedding, denkt – wie bei Start-ups üblich – ein paar Nummern größer: Mitte August hatte das einstige Tech-Fashion-Label die Produktion gestartet und eine Jahreskapazität von 100 Millionen Masken angekündigt. Alle Chargen für 2020 seien bereits verkauft, hieß es damals. Fürs kommende Jahr nehme man nur noch Aufträge ab jeweils 100.000 Stück an.

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