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Einsam dreht sich die Discokugel vor dem Cassiopeia-Club.

© Jana Weiss

Corona-Hilfen für Schwuz, Sage und Co.: Berliner Clubs bekommen im Schnitt 81.000 Euro vom Senat

Noch immer scheint für die Berliner Clubs eine Wiedereröffnung in weiter Ferne. Der Senat unterstützt deshalb 38 Veranstalter mit einer weiteren Soforthilfe.

Noch immer bangen viele Berliner Clubs um ihre Existenz. Seit dem 14. März sind sie wegen der Corona-Pandemie nun geschlossen, ohne wirkliche Perspektive, wann sie wieder öffnen können. Zwar haben mittlerweile einige Läden ihre Außenflächen als Biergärten geöffnet – diese Möglichkeit haben jedoch längst nicht alle. Sie ersetzt zudem nicht die finanziellen Einnahmen durch Veranstaltungen, bei denen sich die Gäste dicht an dicht drängen.

Der Berliner Senat hatte den kleinen und mittleren Kulturbetrieben – zu denen die Clubs zählen – deshalb Anfang April eine weitere Soforthilfe in Aussicht gestellt. 38 Antragsteller bekommen nun eine Zuwendung von durchschnittlich 81.429 Euro. Allerdings betreiben manche der Unternehmen mehrere Orte, sodass das Geld insgesamt 46 Clubs, Festivals und Konzertvenues zugute kommt.

Unter den Clubs, die von dem Soforthilfeprogramm profitieren, sind unter anderen das About Blank, Cassiopeia, Sage, Tresor, Kater Club, Schwuz, Rummelsbucht und Lido.

Die Zahlen gehen aus einer schriftlichen Anfrage hervor, die der Grünen-Abgeordnete und clubpolitische Sprecher seiner Partei Georg Kössler an den Senat gestellt hat. Kössler äußerte sich erfreut über die bereits zu 75 Prozent ausgezahlten Soforthilfen. Es zeige, dass Berlin die Clubkultur ernst nehme.

"Die Clubs müssen überleben"

„Wir müssen sicherstellen, dass die Clubs nicht untergehen, denn sie sind ein wichtiger Teil von Berlin und gehören zu den Branchen, die von der Coronakrise am stärksten getroffen sind. Ich erwarte vom Senat, dass er die Clubs weiter unterstützt, wenn es nötig wird. Ich will, dass Menschen wieder gemeinsam tanzen und feiern können, wenn die Corona-Zeit vorbei ist, dafür müssen auch unsere Clubs überleben“, teilte er schriftlich mit.

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Die Clubs sorgen nicht nur für Berlins Image als hedonistische, freigeistige Metropole. Sie sind auch ein großer Wirtschaftsfaktor. Vor der Coronakrise zogen sie laut einer Studie der Clubcommission im Jahr drei Millionen „Club-Touristen“ nach Berlin. Sie gaben 2018 im Schnitt 204 Euro pro Tag aus und standen, so die Studie, für einen Gesamtumsatz von 1,48 Milliarden Euro – in den Clubs, aber auch als Ausstrahlungseffekt in Hotels, Taxis oder Restaurants.

Lederer und Grütters versprechen weitere Hilfen

Erst kürzlich beschloss die rot-rot-grüne Koalition, dass sie Clubs als Kulturstätten anerkennen will. Das brächte in erster Linie baurechtliche Vorteile für die oft von Gentrifizierung und Verdrängung bedrohten Läden. Dazu hat es symbolischen Wert: Musikspielstätten stünden dann gesetzlich nicht mehr auf einer Stufe mit Bordellen und Spielhallen.

Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hatte im Juni weitere Soforthilfen für Berlins Kultur in Aussicht gestellt. Er sprach von 60 Millionen Euro zusätzlich, die in die Betriebe fließen könnten. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) kündigte zudem Hilfen aus Bundesmitteln für die bedrohten Clubs an.

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