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So richtig läuft es nicht, in der Gastronomie – Obwohl die Regeln immer mehr gelockert werden.

© imago/Seeliger

Corona-Angst im Innenraum: Können die neuen Lockerungen Berlins Gastronomen retten?

Die Betriebe in Berlin sind geöffnet, verdienen aber kein Geld. Manche rechnen damit, 2020 in keinem Monat Gewinn zu machen.

Zwischen Hoffnung und Verzweiflung – das ist die Stimmung in der Berliner Hotel- und Gaststättenbranche im fünften Corona-Monat. Die vom Senat beschlossene Lockerung der Abstandsregeln scheint daran nur wenig zu ändern.

„Jede Lockerung ist ein gutes Signal“, findet Thomas Lengfelder, der Hauptgeschäftsführer des Berliner Dehoga-Verbands, „aber wir hatten uns mehr erhofft.“

Zudem seien wieder viele Details unklar oder unverständlich – so könne er nicht verstehen, dass nun zwar wieder sechs Gäste am Tisch sitzen dürfen, aber nicht nebeneinander am Tresen. Gegenwärtig lasse sich über den konkreten Erfolg der Änderungen noch nichts sagen, betont Lengfelder.

Nach seinem Eindruck kommen im Moment grundsätzlich die Restaurants am besten zurecht, die einen großen Außenbereich haben, während es drinnen sehr ruhig zugehe – offenbar hätten die Gäste immer noch Bedenken gegenüber Innenräumen. Der Dehoga-Verband hat seine Mitgliedsbetriebe auch aktuell zu diesem Thema befragt.

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68 Gastronomen und 40 Hoteliers haben geantwortet, zum überwiegenden Teil aus den Innenstadtbezirken, und zunächst ein positives Bild vermittelt: 97 Prozent der Gaststätten und 94 Prozent der Hotels sind wieder geöffnet, die restlichen wollen bald öffnen. Kein Betrieb hat angegeben, dass sich eine Öffnung nicht mehr lohne.

Die Umsätze sind nach der ersten Lockerung im Vergleich zum ersten Quartal 2019 massiv eingebrochen: Zehn Prozent der Gastronomiebetriebe büßten mehr als 75 Prozent ein. Nur ein Viertel der Befragten kam mit Einbußen unter 25 Prozent einigermaßen glimpflich davon.

Für 92 Prozent der Hoteliers lohnt sich der Betrieb nicht

Daraus folgt: „Unter den derzeitigen Auflagen“, also vor der aktuell letzten Lockerung, sehen nur 26 Prozent der Wirte einen wirtschaftlichen Betrieb als gegeben, eine Mehrheit rechnet für die kommenden Monate mit finanziellen Engpässen.

Bei den Hotels sagen sogar 92 Prozent der Betreiber, dass sie gegenwärtig nicht wirtschaftlich arbeiten könnten; nur ein einziges Hotel hat zuletzt eine Belegung von mehr als 40 Prozent erreicht, was immer noch ein ganzes Stück von der Kostendeckung entfernt ist.

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Eine pessimistische Stimme: „Wir werden 2020 in keinem Monat Gewinn machen“. 35 der Wirte sagen, sie nutzten keinen subventionierten Kredit und hätten auch keinen beantragt. Dennoch stehen staatliche Subventionen auf der Liste der genutzten Mittel gegen die Krise oben (33 Betriebe), gefolgt von Anpassung des Angebots (31), Beschäftigungsabbau (27) und Änderungen des Geschäftsmodells (18).

Auf die Frage nach der Bewertung des Konjunkturpakets der Bundesregierung gehen die Antworten weit auseinander. „Sehr guter Start, wird aber bei Weitem nicht reichen“ ist eine der positivsten Einschätzungen, häufig wird erwähnt, dass das Paket zwar gut sei, der jeweilige Betrieb aber durch das Raster falle.

Könnte der Wiener Weg etwas für Berlin sein?

Auf die Frage nach weiterem Handlungsbedarf werden Senkungen der Lohnnebenkosten und Energiekosten genannt, eine dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer und die Abschaffung der Regel, dass Unterstützungen nur ab 60 Prozent Umsatzeinbußen möglich seien – denn schon bei 45 Prozent werde es existenzbedrohend.

Einen anderen Weg ist Wien jetzt gegangen: Die österreichische Hauptstadt schenkt jedem Haushalt 25 bis 50 Euro als Gutschein, der in Gaststätten eingelöst werden kann. Das scheint ein wenig Bewegung gebracht zu haben – allerdings gibt es auch Klagen über geklaute Gutscheine, Schwarzhandel und hohen bürokratischen Aufwand.

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