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Der Spielplatz vor der Notunterkunft in Buch, Berlins zweitem Containerdorf für Flüchtlinge. Der Senat will noch 30 solche Dörfer bauen - und noch 60 modulare Unterkünfte.

© Paul Zinken/dpa

Container-Unterkünfte: Berlin baut 30 Flüchtlingsdörfer für drei Jahre

78 Millionen Euro wollen die Haushälter für Containerdörfer freigeben. Erst einmal vertagt wird aber die Frage, wo die deutlich stabileren modularen Unterkünfte entstehen sollen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der Bau von 30 Containerdörfern für jeweils 500 Flüchtlinge kann jetzt öffentlich ausgeschrieben werden. Der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses will das nötige Geld am Mittwoch freigeben. Darauf haben sich die Koalitionsfraktionen von SPD und CDU geeinigt. Es geht um immerhin 78 Millionen Euro. Voraussetzung dafür war, dass sich der Senat und die Bezirke auf eine Standortliste einigen. In jedem Bezirk sollen höchstens drei Containerdörfer für Flüchtlinge entstehen - maximal eins pro Ortsteil.

Auch Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) strebt eine möglichst gleichmäßige regionale Verteilung der Standorte an. Insgesamt sollen 12.500 bis 15.000 Wohnplätze, ein- bis dreigeschossig, entstehen. Zwar gab es am Dienstag noch drei Bezirke, die jeweils nur eine Fläche für Container anboten.

Aber es sieht so aus, als wenn der Streit um geeignete Grundstücke weitgehend beigelegt ist – zumal die Unterbringung der Flüchtlinge auf drei Jahre beschränkt sein soll. Bei einer solchen Nutzungsdauer, so rechnete die Finanzverwaltung in einer vertraulichen Unterlage vor, lägen die Kosten pro Platz und Tag bei 4,75 bis 5,70 Euro. „Im Vergleich zu den Kosten für die Anmietung von Drittstandorten, die Nutzung von Hostels oder die Herrichtung landeseigener Standorte“ sei dies die günstigste Variante.

Standorte sind nicht öffentlich

Die ersten Unterkünfte mit jeweils 270 Containern könnten einschließlich der Grundstückserschließung und Herrichtung von Außenanlagen Ende Juni fertig sein. Lieferung und Montage müssen europaweit ausgeschrieben werden. Die Standorte, auf die sich Bezirke und Senat schon verbindlich geeinigt haben, sind noch nicht öffentlich bekannt.

Über 60 weitere Standorte, auf denen modulare Unterkünfte für Flüchtlinge (MUFs) entstehen sollen, wird der Senat am nächsten Dienstag beraten – eine Woche später als geplant. Ob dann schon sämtliche Grundstücke unstrittig sind, ist noch nicht klar. Auch der Hauptausschuss des Parlaments vertagte dieses kniffelige Thema. Denn die neuen Wohnsiedlungen für etwa 30.000 Flüchtlinge sind nicht mobil, sondern haben eine Lebensdauer von mindestens 60 Jahren.

Ungleiche Verteilung in den Bezirken

„Das wird Berlin städtebaulich über Jahrzehnte verändern“, sagt der CDU-Stadtentwicklungsexperte Stefan Evers. Insgesamt gesehen gehe es um die Errichtung einer Kleinstadt mit der dazu benötigten Infrastruktur für Kinderbetreuung und Bildung, Versorgung, Verkehr, Sport und Kultur. Eine erste Tranche von 26 Standorten, die von der Berliner Immobilienmanagement GmbH, der Sozial- und der Stadtentwicklungsverwaltung in Zusammenarbeit mit der städtischen Wohnungsbaugesellschaft „Stadt und Land“ als geeignet identifiziert wurden, liegt vor.

Die Bezirke sehen das, wie berichtet, teilweise anders. Einige Flächen wollen sie beispielsweise für Schulbauten oder als Gewerbegrundstücke vorhalten. Außerdem gibt es, jedenfalls in der ersten Tranche, eine ungleiche Verteilung zulasten von Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg. Die modularen Bauten sollen jeweils 400 bis 500 Flüchtlinge beherbergen. Ein Viertel der Plätze ist für Familien vorgesehen. Vorzugsweise sollen die Unterkünfte in Wohngebieten stehen. „Schwierige Nachbarschaften“ schließt die Finanzverwaltung in ihrer Vorlage an den Hauptausschuss nicht aus.

Derzeit hat Berlin mehr als 44 000 Wohnplätze in 150 Objekten, davon fast 20 000 Plätze in Not- und etwa 12 700 Plätze in Gemeinschaftsunterkünften. Wieviele Flüchtlinge eine eigene Wohnungen haben, ist nicht bekannt.

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