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R2G-Party. Michi, Klausi und Poppi sind die Hauptfiguren von Naomi Fearns Tagesspiegel-Comic "Die R2G-WG".

© Illustration: Fearn

Comiczeichnerin Naomi Fearn: „Ich mag Michis Optimismus“

Zeichnerin Naomi Fearn über Berliner Landespolitik, ein Jahr Rot-Rot-Grün und ihren Comic-Strip „Die R2G-WG“.

Naomi Fearn, Sie zeichnen seit dem Frühjahr den satirischen Comicstrip „Die R2G-WG“ – liefern die realen Vorbilder von Michi, Klausi und Poppi genug Nachschub?
Bis jetzt ja. Aber selbst wenn es mal nicht die drei sind, gibt Berlin immer genug her, auf das sie Bezug nehmen können.

Wie sind die Reaktionen der realen Vorbilder Ihrer Hauptfiguren auf den Strip?
Als der Comic losging, nahmen Ramona Pop und Klaus Lederer gleich bei Twitter Bezug drauf, Ramona Pop verteilte die WG-Aufgaben, das war sehr heiter. Ob sie ihn immer noch gut finden sollte ich vielleicht besser gar nicht wissen.

Immerhin können sie offenbar über sich selbst lachen: Die Senatskanzlei hat bei Ihnen einen Comic im Stil der Reihe für ihre Bilanz zu einem Jahr Rot-Rot-Grün bestellt...
Ja. In dem Comic habe ich das Umsetzen von Vorhaben in Berlin mit dem Durchsägen von Baumstämmen mit Buttermessern verglichen. Aber das heißt nicht, dass es nicht Punkte gibt, bei denen ein beherztes Dranmachen und Durchsetzen fällig wäre.

Was waren Ihre wichtigsten Erkenntnisse über die hiesige Landespolitik?
Ich habe mehr Verständnis für die Politik bekommen. Es ist ja nicht nur so, dass verschiedene Gruppen verschiedene Dinge wollen. Selbst einzelne Gruppen wollen Dinge, die sich ausschließen. So geht der Chor von „Wir brauchen neue Wohnungen“ einher mit „Baut ja meine Stadt nicht zu“. Am Ende landen wir immer bei meinem Lieblingsprinzip: „Es ist immer etwas komplizierter als du denkst.“ Der Tiefpunkt war und ist für mich allerdings der fast schon vorsätzlich inkompetente Umgang mit der Flüchtlingssituation in Berlin. Dass Flüchtlinge teilweise jahrelang im Hangar von Tempelhof leben mussten, ist nicht zu fassen, und auch sonst ist die Situation in den Unterbringungen inakzeptabel.

Naomi Fearn.
Naomi Fearn.

© Cabell Fearn

Wie entsteht ein „R2G-WG“-Strip?
Mittwochs erst mal zu viel Kaffee trinken, dann die Nachrichten der Woche lesen, aufs Papier starren, in Panik geraten, noch mehr Kaffee, noch mehr Panik, dann der Redaktion zwei bis drei Vorschläge schicken. Meine großartigen Redakteure wählen dann einen Strip aus und geben Feedback, dann wird der Comic reingezeichnet.

Michi ist oft derjenige, der von Poppi und Klausi zum Jagen getragen werden muss – wird er sich aus der Rolle befreien können?
Wer weiß! Ich mag seinen Optimismus, aber er muss auch immer alles gegeneinander abwägen. Und wer kennt nicht das Gefühl, gar nicht erst anfangen zu wollen, wenn man sieht, vor was für einem Berg man steht.

Die aktuellen Folgen von Naomi Fearns Comic-Strip „Die R2G-WG“ werden online wöchentlich auf der Facebook-Seite der Mehr-Berlin-Seiten des Tagesspiegels veröffentlicht.

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