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Station im Leben eines Kaffeebechers: Viele von ihnen landen auf dem Boden, in den Grünanlagen oder verstopfen die Mülleimer der Stadt.

© Inga Kjer/dpa

„Coffee to go“ wird teurer: Berliner Grüne wollen Abgabe auf Einwegbecher einführen

Der Kaffee im Pappbecher könnte in Berlin bald 20 Cent mehr kosten. Damit sollen Ressourcen geschont und die Stadt sauberer werden.

Von Laura Hofmann

Rund 470.000 Einwegbecher landen in Berlin jeden Tag im Müll. Und die überquellenden Mülleimer im Stadtbild sind zu etwa 40 Prozent mit Einwegverpackungen gefüllt, von denen die Becher einen großen Teil ausmachen. Damit weniger Menschen zum Plastik- oder Pappbecher greifen, hat Umweltsenatorin Regine Günther (Grüne) Anfang des Monats angekündigt, ein Mehrwegbechersystem an ausgewählten Berliner S- und U-Bahnhöfen einzuführen.

Doch die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus gehen jetzt noch weiter: Künftig soll der Kaffee im Einwegbecher mehr kosten, als wenn er vor Ort aus der Kaffeetasse oder über einen Mehrwegbecher konsumiert wird. Einen entsprechenden Antrag hat die Fraktion am gestrigen Dienstag beschlossen. Wenn auch SPD und Linke zustimmen, soll die Forderung als gemeinsamer Antrag der Koalitionsfraktionen vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden.

Einwegbecher sollen 20 Cent kosten

"Es geht nur über den Preis", ist Georg Kössler, Sprecher für Klima und Umweltschutz der Grünen-Fraktion, überzeugt. "Einwegbecher sind ein Luxusprodukt unserer Gesellschaft, ein Luxus, den wir uns noch immer gönnen, obwohl er der Umwelt und der Sauberkeit in der Stadt schadet."

Denn für eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 15 Minuten werden bei der Herstellung eines Wegwerfbechers laut Studien 110 Gramm CO2 verbraucht, außerdem Holz und Rohöl. Und auch Becher aus Papier müssen verbrannt werden, weil sie beschichtet sind.

20 Cent zusätzlich soll der Kaffee im Pappbecher bald kosten, so stellen es sich die Grünen vor. Zunächst ist der Antrag allerdings formal ein Prüfantrag, die zuständige Umweltverwaltung wird also aufgefordert, eine solche Abgabe auf Einwegbecher zu prüfen. Nach Tagesspiegel-Informationen läuft die Prüfung in der Senatsverwaltung aber bereits.

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Von dem Geld, das durch die neue Abgabe eingenommen wird, sollen dann Projekte für mehr Stadtsauberkeit in den Bezirken finanziert werden. Es könnte sowohl für Sperrmüllsammlung oder die Reinigung von Park- und Waldflächen ausgegeben werden als auch zum Beispiel für die Förderung von Initiativen, die sich mit nachhaltigen Einweglösungen beschäftigen.

Über eine Bundesratsinitiative soll die Abgabe auch bundesweit eingeführt werden

Der Antrag fordert den Senat außerdem auf, sich über eine Bundesratsinitiative dafür einzusetzen, dass Einwegbecher auch bundesweit demnächst extra kosten. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hatte im Mai angekündigt, die Hersteller von Einwegprodukten zur Kasse zu bitten, in dem sie höhere Lizenzentgelte im Rahmen der Verpackungsverordnung zahlen.

Das Geld solle dann, ähnlich wie es jetzt die Grünen in Berlin fordern, in einen "Littering-Fonds" fließen, der Müllbeseitigung und Aufklärungskampagnen finanziert.

Auch die Berliner CDU hat sich dem Thema Einwegbecher angenommen. Auf ihrem Nachhaltigkeits-Parteitag am Dienstagabend in Charlottenburg stimmte sie unter anderem für ein "Einwegbecherpfandsystem", von dem sich die Partei einen "nachhaltigen Sauberkeitseffekt" erhofft.

In Deutschland werden im Jahr 2,8 Milliarden Wegwerfbecher verbraucht, pro Kopf sind das 34, wie eine im Mai vom Umweltbundesamt veröffentlichte Studie ergeben hat. Hinzu kommen noch 1,3 Milliarden Deckel.

In Berlin gibt es seit 2017 das "Better World Cup"-System. Beim Start im Jahr 2017 waren 100 Verkaufsstellen dabei, inzwischen sind es über 1000. Die teilnehmenden Cafés, Bäckereien oder Supermärkte geben Kundinnen und Kunden, die auf Einwegbecher verzichten, Rabatt.

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