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Große Melodien live auf dem Gendarmenmarkt.

© dpa/Rainer Jensen

Classic Open Air am Berliner Gendarmenmarkt: Von Verdi bis Lady Gaga – die Jubiläumsshow

Nach zwei Jahren Corona-Pause feiert das Classic Open Air am Gendarmenmarkt sein 30. Jubiläum. Evergreen-Fans können wieder schwelgen.

Howard Carpendale ist inzwischen auch ein Klassiker, darum ist es nur logisch, dass er beim diesjährigen „Classic Open Air“ einen großen Auftritt hat. „Ein Bühnentier“, lobt Veranstalter Gerhard Kämpfe, „der macht richtig Rock’n Roll“, lässt Elvis Presley wiederauferstehen, hat aber auch seine eigenen Klassiker im Programm: Ti Amo, Hello Again, Tür an Tür mit Alice.

Nach zwei Jahren Corona-Pause findet auf dem Gendarmenmarkt wieder ein Open-Air-Musik-Festival mit Evergreens aus Klassik-, Schlager- und Popgeschichte statt, mit vielen Solisten und großen Orchestern. Gerhard Kämpfe und sein Kompagnon Mario Hempel stellten am Donnerstag im Hilton-Hotel am Gendarmenmarkt das Programm des Classic Open Air vor.

Vom 7. bis 11. Juli sind bekannte Werke von Haydn, Tschaikowski, Vivaldi und Mozart zu hören, gespielt von der Anhaltischen Philharmonie Dessau, „mediterrane Opernhits von Verdi bis Bizet“, interpretiert von der Norddeutschen Philharmonie Rostock, und Welthits von Frank Sinatra, gesungen von Sinatra-Fan Tom Gaebel, der mit der Bigband der Deutschen Oper auftritt. Programm-Infos und Tickets (49 bis 108 Euro) gibt es online unter classicopenair.de.

Peter Maffay beim Classic Open Air 2018.
Peter Maffay beim Classic Open Air 2018.

© imago/APP-Photo

Das Classic Open Air feiert sein 30-jähriges Bestehen, am 16. Juli 1992 eröffnete José Carreras das Festival „vor ausverkauftem Platz“. Seitdem gab es viele musikalische Gänsehautmomente, aber auch einige finanzielle. Anfang 1998 war das Festival insolvent, Mario Hempel kam ins Team, kümmerte sich um einen Neustart und holte weitere Sponsoren an Bord. Die nächste Krise kam 2005, wieder musste ein Rettungspaket geschnürt werden, schließlich lösten die Absagen des Festivals 2020 und 2021 die nächste große Existenzkrise aus – „ein heftiger Aderlass“, sagt Kämpfe, für das Open-Air-Event, aber auch für die Kultur insgesamt.

Mitarbeiter fehlen und die Kosten sind gestiegen

Es sei nicht leicht gewesen, das Event wieder auf die Beine zu stellen, erklärt Hempel, schon weil viele Mitarbeiter aus der Event- und Konzertbranche in der Corona-Zeit gekündigt hätten. „30 bis 40 Prozent weniger Leute, dazu kommen 30 bis 40 Prozent Kostensteigerung.“ Trotzdem habe man die Lieferanten und Sponsoren wieder ins Boot holen können. Bislang seien 15.000 Karten fürs Festival verkauft, „vor allem Carpendale läuft gut“, sagt Kämpfe, und der Auftaktabend am Donnerstag, 7. Juli, der traditionell mit einer großen Gala, musikalischen Überraschungen und einem Feuerwerk aufwartet.

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Den „First Night“ wird vor allem die Sängerin Katharine Mehrling bestreiten, bekannt aus dem Stauffenberg-Film „Operation Walküre“, in dem sie als Sängerin in einem Offiziersclub auftritt. Zuletzt trat sie in Dessau beim Kurt-Weill-Fest auf. Mehrling wird von den Berliner Symphonikern begleitet, sie möchte zum Einstieg „Sag mir, wo die Blumen sind“, singen, ein Antikriegslied von Pete Seeger, das einst Marlene Dietrich weltberühmt machte.

Damit möchte sie auf den Krieg in der Ukraine verweisen, weil das Lied „so eine Geschichte hat und einen Moment der Hoffnung schafft, aber nicht vergisst, was hier gerade passiert“. Schon 2018 berührte Mehrling mit einem Marlene-Dietrich-Medley das Open-Air-Publikum.

Auch Madolinenspieler Avi Avital ist dabei

Auch den Mackie-Messer-Hit aus der Dreigroschenoper hat sie sich vorgenommen und „Shallow“, das Duett von Lady Gaga und Bradley Cooper. Auftreten werden auch Singer/Songwriter Max Mutzke, Pianist und Moderator Joja Wendt, Stammgast beim Open Air, und der Musik-Comedian Lars Redlich.

Die Norddeutsche Philharmonie Rostock bestreitet den zweiten Festivaltag zusammen mit dem Jungen Ensemble Berlin (Chor) auf. Der dritte Tag gehört der Anhaltischen Philharmonie Dessau; die Musiker begleiten unter anderem den Solisten Avi Avital auf seiner Mandoline und den Ernst Senff Chor.

Auch Carpendale, der am vierten Tag, Sonntag, 10. Juli, auftritt, wird von einer Band und einem Streicherensemble begleitet. Die Veranstalter haben den Anspruch, das Publikum mit kraftvollem Sound zu überwältigen. Besonders am letzten Abend, wenn die Bigbands von Swingpapst Andrej Hermlin und der Deutschen Oper Berlin auftreten.

Nacheinander, aber auch gegeneinander, wie Sebastian Krol von der Opern-Bigband ankündigt. Zwischen den Schlagzeugern ist ein Drum-Battle geplant. Auf dieses Zusammentreffen freut sich vor allem Sänger Tom Gaebel, der selbst Posaune und Schlagzeug spielt.

Schlagzeuger liefern sich ein "Drum-Battle"

Gaebel gilt als Sinatra-Jünger, als „Deutschlands Crooner“. Zusammen mit der Jazz-Sängerin Angelika Weiz interpretiert er die großen Songs verschiedener US-Showlegenden – „mit der fetten Bigband der Deutschen Oper, das wird der absolute Wahnsinn“, verkündet Gaebel.

Bei Andrej Hermlin sorgen die eigenen Kinder des Bandgründers für die großen Gefühle im Publikum – es singen Rachel und David Hermlin.

5260 Plätze sind jeden Abend zu füllen. Die Veranstalter sind zuversichtlich, dass es nach der zweijährigen Abstinenz ein großes Bedürfnis nach Live-Konzerten gibt, gerade wegen der großen Krisen dieser Tage. Vor dem Corona-Virus bräuchten die Konzertbesucher auf dem Gendarmenmarkt aber nun wirklich keine Angst mehr zu haben, sagt Kämpfe.

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