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Clara Herrmann (Grüne) ist bisher noch Finanz-, Umwelt- und Kulturstadträtin in Friedrichshain-Kreuzberg.

© Raphael Krämer

Clara Herrmann zu ihrer Kandidatur in Friedrichshain-Kreuzberg: „Bezirke dürfen nicht zu Sparschweinen von Bund und Land werden“

Die Grünenpolitikerin Clara Herrmann will Bezirksbürgermeisterin von Friedrichhain-Kreuzberg werden. Im Interview erzählt sie von ihren Plänen.

Am Dienstagabend verkündete Clara Herrmann in ihrer Bezirksgruppe, dass sie Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg werden möchte. Bisher ist die 35-Jährige grüne Finanz-, Umwelt- und Kulturstadträtin, bis 2016 war sie Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Mit der jetzigen Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) ist sie weder verwandt noch verschwägert. Ein Gespräch über ihre politischen Vorhaben.

Frau Herrmann, am Dienstagabend haben Sie bekannt gegeben, dass Sie Bezirksbürgermeisterin werden wollen. Anfang des Jahres wollten Sie das noch nicht so klar sagen. War es denn eine schwere Entscheidung?
Es ist schon eine Entscheidung, die man nicht einfach aus dem Bauch heraus trifft. Es hat viele positive Rückmeldungen zu meiner Arbeit gegeben – die haben es mir dann leicht gemacht. Es ist so, dass mir die Arbeit als Stadträtin im Bezirk sehr große Freude macht. Ich sehe, was man in der Kommunalpolitik unmittelbar etwas bewirken kann. Das würde ich gerne fortführen und in unserem Bezirk weiterhin Verantwortung tragen.

Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?
Zum Einen gehören die Bereiche dazu, in denen ich als Stadträtin jetzt schon aktiv bin. Beispielsweise Finanzfragen, das sage ich als Finanzerin. So darf es nicht sein, dass die Bezirke zu Sparschweinen von Bund und Land werden. Zum Anderen ist 2021 Superwahljahr: Im September wird auf der Bezirks-, Landes- und Bundesebene gewählt. Dabei werden entscheidende Weichen bezüglich Klimakrise und sozialer Gerechtigkeit für das nächste Jahrzehnt gestellt. Viele dieser Fragen entscheiden sich auch auf kommunaler Ebene – direkt vor unserer Haustür.

Zum Beispiel?
Was ist der öffentliche Raum und für wen ist er da? Heißt es Radwege oder Blechlawine, Beton oder Blumenwiese, Kiezleben oder Konsummeile? Letztlich geht es darum, ob diese Räume für die Menschen da sind. Außerdem geht es um soziale, gemeinwohlorientierte Mietenpolitik für Wohnraum und Gewerbe. Viele kulturelle Projekte im Bezirk sind existenzbedroht. Ich finde, Kultur ist systemrelevant. Es ist auch die vielfältige Kiezkultur, die den Bezirk ausmacht. Die will ich in diesen Zeiten stärken. Als Bezirk haben wir schon wichtige und bahnbrechende Projekte auf den Weg gebracht und Visionen aufgezeigt, wo wir hin wollen. Das mit voranzubringen, ist mir sehr wichtig.

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Apropos Haustür. Sie wohnen in einem anderen Bezirk: in Pankow. Wie wollen Sie das miteinander vereinbaren?
Wie viele andere bin auch ich schweren Herzens nach mehreren Jahren in Kreuzberg und über zehn Jahren im Friedrichshainer Südkiez aus familiären Gründen umgezogen. Dass ich trotzdem jeden Tag in Friedrichshain-Kreuzberg unterwegs sein kann, genieße ich sehr. Und die zwanzig Radminuten zum Rathaus helfen mir manchmal auch, die eine oder andere Sache noch gründlicher zu durchdenken.

Die grüne Umweltstadträtin Clara Herrmann bei einem Pressetermin mit einem Stadtnatur-Ranger.
Die grüne Umweltstadträtin Clara Herrmann bei einem Pressetermin mit einem Stadtnatur-Ranger.

© Britta Pedersen/dpa

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Bisher gibt es keine Gegenkandidat*innen. Ist die Entscheidung damit schon  gefallen oder wie geht es nun weiter?
Wir sind eine basisdemokratische Partei. Da ist es nicht ausgeschlossen, dass es vielleicht noch andere Bewerber:innen geben wird. Die Bezirksgruppe wird Ende Februar zunächst das Bezirkswahlprogramm abstimmen und dann eine*n Spitzenkandidat*in nominieren. Im April soll die Liste für das Bezirksparlament aufgestellt werden. Ende September entscheiden dann die Bürger*innen in Friedrichshain-Kreuzberg. 

Florian Schmidt wäre auch ein naheliegender Kandidat. Wie wird die Zusammenarbeit weiter gehen, wenn Sie Bezirksbürgermeisterin werden?
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich mit dem Kollegen Florian Schmidt weiter zusammenarbeiten darf. Ich bin nicht als Solokünstlerin unterwegs, sondern als Teamspielerin.

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