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Einschussloch in einer Scheibe am Tatort. Morgens um kurz vor vier Uhr wurde die Polizei wegen Schüssen nach Kreuzberg gerufen.

© Odd ANDERSEN / AFP

Update

Clan-Größen bei Pokerrunde in Berlin-Kreuzberg verletzt: Bruder von Arafat Abou-Chaker war wohl an Schießerei beteiligt

Drei der Angeschossenen sollen Berliner Unterwelt-Größen sein. Einer gilt als "Vollstrecker der Clans". Der Angreifer hat einen italienischen Hintergrund.

Nach der Schießerei am Samstagmorgen in Kreuzberg sind am Sonntagabend Haftbefehle gegen zwei beteiligte Männer erlassen worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen soll ein 30 Jahre alter Mann mit italienischem Familienhintergrund auf drei namhafte Männer aus der Berliner Unterwelt und dem Clan-Milieu geschossen haben und diese schwer verletzt haben.

Am Montag erklärte Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) in der RBB Abendschau, dass der Hintergrund der Schießerei mutmaßlich eine Pokerrunde gewesen sei. Weiteres müsse sich in den Ermittlungen zeigen, so Geisel weiter.

Zur Schießerei kam es am Samstag um vier Uhr in der Stresemannstraße unweit der SPD-Parteizentrale. Hintergründe und Motiv für den Angriff sind laut Staatsanwaltschaft noch unklar. Gegen den 30-Jährigen  erging nun auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehl wegen versuchten Mordes in drei Fällen. Auch gegen eines der Opfer wurde Haftbefehl erlassen, aber  wegen unerlaubten Führens und Besitzes einer Schusswaffe. 

Es handelt sich um den den 39-Jährigen Veysel K. Ebenfalls verwickelt sind nach Tagesspiegel-Informationen einer der Brüder von Clan-Boss Arafat Abou-Chaker sowie Abbas Ch. Zuerst hatte "Bild" darüber berichtet.

Beide Tatverdächtigen befinden sich wegen ihrer Verletzungen weiter im Krankenhaus. Zuvor hatte die Berliner Staatsanwaltschaft lediglich von den „üblichen Verdächtigen“ und vom „Milieu der organisierten Kriminalität“ gesprochen.

Ein mit einer Maschinenpistole bewaffneter Polizeibeamter steht in der Stresemannstraße in Kreuzberg.
Ein mit einer Maschinenpistole bewaffneter Polizeibeamter steht in der Stresemannstraße in Kreuzberg.

© Paul Zinken/dpa

Insbesondere Veysel K. ist bekannt für seine Rolle als Vollstrecker für kriminelle Clan-Mitglieder. Er war einst enger Begleiter von Clan-Boss Arafat, der derzeit vor Gericht steht, und von Rapper Bushido.

K war erst im September zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden, das Landgericht erließ ihm jedoch den weiteren Vollzug der Untersuchungshaft. Er blieb zunächst frei.

Veysel K. stand schon mehrfach vor Gericht

Im November 2019 hatte K. laut Gericht vor dem „Café Einstein“ in der Budapester Straße in Charlottenburg sieben Mal mit einer Pistole in die Luft gefeuert, niemand wurde verletzt. Die Hintergründe, etwa ein möglicher Streit im Vorfeld, blieben im Prozess unklar.

Bei seiner Festnahme im Februar 2020 hatte er dann Kokain dabei – obwohl er nach einer Gefängnisstrafe seit 2017 unter Führungsaufsicht stand. Zuvor hatte er selbst hinter Gittern  den Drogenhandel aus der Zelle heraus gesteuert, war Chef einer Schmugglerbande.

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Anwohner hatten am Samstagmorgen um vier Uhr wegen der Schießerei die Polizei alarmiert. In einer Toreinfahrt in der Stresemannstraße fanden Polizisten zunächst drei Verletzte, den Abou Chaker-Bruder, K. und Ch.

Später fanden Einsatzkräfte auch den 30-jährigen Italiener, der auf der Flucht in den Landwehrkanal gesprungen war. Laut Staatsanwaltschaft ist die Beweislage nicht schlecht, sie ermittelt wegen versuchten Mordes.

In dem Fall spielt auch eine Wohnung in der Stresemannstraße eine Rolle. Ein Spezialeinsatzkommando rückte am Samstag nach der Schießerei an und durchsuchte die Wohnung, die offenbar für illegales Glücksspiel genutzt worden war. Beamte stellten in der Wohnung mehrere Gegenstände sicher.

Einsatzkräfte trugen eine Kiste, Koffer und mehrere Tüten aus der Wohnung heraus. Die anderen beiden Männer, gegen die kein Haftbefehl erlassen wurde, sind 30 und 42 Jahre alt.

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