zum Hauptinhalt

City West: Die blaue Kugel rollt nach Babelsberg

Am Bikini-Haus wurde Baubeginn gefeiert. Bis Weihnachten wird das ehemalige Kino entsorgt. Es wird Teil des Filmparks.

Die Berliner haben sich an die blaue Kugel an der Budapester Straße gewöhnt, den Touristen dient die „blue bubble“ als unübersehbarer Orientierungspunkt, aber zum Berliner Wahrzeichen hat sich das ehemalige Kugelkino neben dem Bikini-Haus in gut 20 Jahren nicht gemausert. Dazu hat es auch keine Gelegenheit mehr: Noch vor Weihnachten beginnt die Demontage des einst als spektakulär gepriesenen Kuppelbaus – im Rahmen der Umgestaltung der sich um das Bikini-Haus gruppierenden Gebäude. Am Donnerstagabend wurde der Baubeginn am Bikini-Haus mit einer Party gefeiert. Bis Ende 2012 will die Bayerische Hausbau 100 Millionen Euro investieren und den sechsstöckigen Bau in ein Geschäftshaus mit Läden und Büros verwandeln. Seinen markanten Namen verdankt das in den 50ern erbaute Bikini-Haus seinem Durchblick zum Grün des Zoologischen Gartens, der allerdings 1978 geschlossen wurde. Um architektonisch daran anzuknüpfen, soll das mittlere Geschoss nun komplett verglast werden.

Die danebenstehende blaue Kugel, die einst 13 Millionen DM gekostet hatte, wird nicht entsorgt, sondern zieht nur um – in den Filmpark Babelsberg, wie dessen Geschäftsführer Friedhelm Schatz ankündigte. Die Bayerische Hausbau als Eigentümerin hat sie dem Filmpark geschenkt, Schatz muss nur Ab- und Wiederaufbau zahlen; die Investoren sparen sich somit die Verschrottungskosten. In der nächsten Saison soll die Kugel dann wieder als Kino dienen und als „Dome of Babelsberg“ maximal 100 Zuschauern ein 5-D-Erlebnis bieten, als Teil diverser Attraktionen. So wird es im Sommer eine neue Show „Die drei Musketiere“ geben samt aufwendiger Schiffskulisse, ab 1. Mai ist eine „Star Trek“-Ausstellung geplant, und im Herbst wird an der Metropolis-Halle das Glasatelier, in dem 1912 „Der Totentanz“, Babelsberg erster Film gedreht wurde, rekonstruiert. Drei Millionen Euro will Schatz investieren.

Sein Interesse an der Kugel ist auch biografisch bedingt: Er war Geschäftsführer der Kugelkino Betriebs GmbH, die die blaue Blase ab 20. Dezember 1989 für knapp zwei Jahre bespielte und angesichts gestiegener Miete kapitulieren musste. Innen war die Kugel – offizieller Name „Panorama“ – eine Dose: die Decke schwarz, die Wand weiß, eine Fläche für 360-Grad-Projektionen. Gezeigt wurde der eigens gedrehte Film „Destination Berlin“, ein rasch noch dem Mauerfall angepasster Streifzug durch die Stadt.

Nach der Kinozeit kam die Diskophase, doch der spacige „Magic Balloon“ hatte auf Dauer keinen Erfolg. Zur Berlinale 1997 wurde immerhin in dem verwaisten Bau der Mars nachgebaut – als Kulisse für die Premierenparty zu Tim Burtons „Mars Attacks!“. Wenig später begann die Zeit als TV-Produktionsort. Auch MTV testete die Tauglichkeit des Ortes, langfristig wurde es aber von Sabine Christiansen genutzt, als Studio für ihre sonntägliche Talkrunde. Zehn Jahre lang, bis Juni 2007, moderierte sie von der Budapester Straße aus. Aber auch diese Glanzzeit der blauen Kugel ist längst vorbei.

Von dem Umbau des Bikinihaus-Areals ist noch ein zweites Kino betroffen: der Zoo-Palast, der für die nächste Berlinale nicht zu Verfügung steht. Die Premieren der Kinder- und Jugendsektion „Generation“ werden dann im Haus der Kulturen der Welt stattfinden, die Vorführungen von „Panorama Spezial“ im International und im Friedrichstadtpalast, ließen die Filmfestspiele jetzt wissen.

Zur Startseite