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Protest und Party. Beim CSD gehen Politisches und Persönliches zusammen, in diesem Jahr gleich zwei Mal.

© Kitty Kleist-Heinrich

Christopher Street Day in Berlin: Getrennt marschieren, vereint feiern

Achtung, Verwechslungsgefahr: Die Veranstalter des alternativen CSD-Umzugs stellen ihr Programm vor. Wer am 21. Juni gegen Diskriminierung demonstrieren will, hat die Qual der Wahl.

Die Szene mag zerstritten sein, aber bei der Auswahl ihrer Lieblingsbars sind sich die Kontrahenten offenbar einig. So stellten am gestrigen Dienstag die Organisatoren der Alternativ-Veranstaltung zur klassischen CSD-Parade ihr Programm in der Kreuzberger Szene-Bar „Rauschgold“ vor. Am selben Ort wollen am Sonnabend die in die Kritik geratenen Organisatoren des seit Jahren eingeführten Umzugs ihren „CSD-Song 2014“ vorstellen. Ist das heimliche Motto der beiden Konkurrenten also vielleicht doch: Getrennt demonstrieren, gemeinsam feiern?

Am Vormittag des 21. Juni zumindest haben alle, die anlässlich des Christopher Street Days gegen die Diskriminierung von Menschen unterschiedlicher sexueller und geschlechtlicher Orientierung auf die Straße gehen wollen, erst mal die Qual der Wahl. Neben der Parade, die wie in den Vorjahren erneut der Verein Berliner CSD organisiert, gibt es diesmal fast zeitgleich auch einen Umzug des neuen Aktionsbündnisses CSD Berlin 2014.

Das hatte sich im Streit um die geplante Umbenennung der CSD-Parade in „Stonewall“ gegründet, aber auch aus Protest gegen den als undemokratisch empfundenen Führungsstil des CSD-Vereins.

„Das Tischtuch ist angerissen, nicht zerschnitten“

Worin die beiden Straßenveranstaltungen am 21. Juni sich unterscheiden, ist für Außenstehende allerdings nur schwer zu erkennen. Beide wollen mit dekorierten Umzugswagen durch die Innenstadt ziehen und mit Musik und Reden für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung demonstrieren. Damit soll an den Protest gegen Polizeischikanen in der New Yorker Christopher Street im Sommer 1969 erinnert werden, der als Geburtsstunde der modernen Homosexuellenbewegung gilt.

Die klassische Parade des Vereins Berliner CSD beginnt um 12.30 Uhr am Kurfürstendamm Ecke Joachimstaler Straße und zieht dann durch die westliche Innenstadt bis zur Siegessäule. Die Alternativparade beginnt um 12 Uhr an der Ugandischen Botschaft, Axel-Springer-/Leipziger Straße, zieht dann über die Potsdamer Straße bis zum Nollendorfplatz.

Für den klassischen Umzug sind nach Angaben von Veranstalter Robert Kastl bislang 20 Lastwagen angemeldet, er erwartet bis zu 500 000 Teilnehmer und Schaulustige. Für die Alternativveranstaltung sind es nach Angaben der Organisatorengruppe zehn Wagen, bislang erwartet man rund 10 000 Teilnehmer.

Das neue Aktionsbündnis beansprucht für seine Parade, politischer und weniger kommerziell sein zu wollen – das reklamiert auch Kastl für seinen Umzug. Ein Grußwort und eine offizielle Umzugseröffnung von Klaus Wowereit gibt es allerdings nur beim Aktionsbündnis, das Verhältnis des Regierenden Bürgermeisters zum CSD e.V. war in den vergangenen Jahren wegen diverser Streitigkeiten abgekühlt.

Ob sich Berlin dauerhaft an zwei CSD-Umzüge gewöhnen muss? Man suche nach Möglichkeiten, künftig wieder gemeinsam zu demonstrieren und zu feiern, heißt es. „Das Tischtuch ist angerissen, nicht zerschnitten“, sagt Sebastian Ahlefeld vom Aktionsbündnis.

Die Umzüge im Internet:
csd-berlin.de
csd-berlin-2014.de

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