zum Hauptinhalt
Bussi Bussi: Im vergangenen Jahr liefen Klaus Wowereit, Renate Künast, Ramona Pop und zahlreiche andere CSD-Unterstützer bei der Alternativ-Parade mit.

© p-a/dpa

Christopher Street Day Berlin: Der CSD sucht Harmonie – ohne Chef

Neues Motto, neue Struktur: Nach vielen Streitereien über die Ausrichtung der Parade zum Christopher Street Day (CSD) setzen die Veranstalter jetzt auf einen Neuanfang.

Vor einem Jahr erlebte die schwul-lesbische Szene Berlins eine Zerreißprobe: Wegen anhaltender Streitigkeiten um die inhaltliche Ausrichtung und um den Führungsstil des Geschäftsführers distanzierten sich damals viele Unterstützer des CSD-Umzuges für sexuelle Vielfalt und gegen Diskriminierung von den bisherigen Veranstaltern, dem Berliner CSD e.V. Sie gründeten ein Aktionsbündnis und veranstalteten eine alternative Parade.

In diesem Jahr könnte es wieder harmonischer zugehen, darauf deuten die Ergebnisse des CSD-Forums von vergangener Woche hin, der basisdemokratischen Plattform des Vereins. Dort wurde das Motto für den diesjährigen Umzug am 27. Juni („Wir sind alle anders. Wir sind alle gleich“) verkündet und bekanntgegeben, dass die Verträge mit dem umstrittenen Geschäftsführer Robert Kastl sowie dem bisherigen Büroleiter Dirk Siebenbaum bereits aufgelöst wurden. „Die Geschäfte des Vereins werden bis auf Weiteres vom Vorstand geführt“, teilte der Verein am Montag mit. Der Vorstand war im vergangenen Oktober neu gewählt worden, drei von fünf Mitgliedern gehörten dem früheren Vorstand nicht an. Begründet wird die Kündigung von Kastl und Siebenbaum mit Geldmangel. So wurde schon 2009, 2010 und 2012 Mitarbeitern gekündigt, Ehrenamtliche übernahmen die Arbeit.

Manche Beobachter hoffen jedoch, dass auf diese Weise auch der Dauerkonflikt der vergangenen Jahre entschärft sein könnte, der sich vor allem an Kastl und seinem als selbstherrlich und intransparent kritisierten Stil festmachte. Stefan Evers, Abgeordnetenhausmitglied und Vize-Landesvorsitzender des Arbeitskreises Lesben und Schwule in der Union, hat die Diskussion auf dem Forum als „sehr konstruktiv“ erlebt. Da sei auch von der Umbenennung des Umzuges, wie sie Kastl favorisiert hatte, keine Rede mehr gewesen. Stattdessen habe die „Suche nach Gemeinsamkeiten“ überwogen, was Evers begrüßt.

Im CSD-Vorstand werden künftig Lutz Ermster und David Staeglich für Finanzen und Verwaltung zuständig sein, Angela Schmerfeld für Sponsoring und Öffentlichkeitsarbeit sowie Sissy Kraus und Monique King für Parade und Finale. „Da der Berliner CSD e.V. keine Förderung erhält, ist der Verein in besonderem Maße auf Sponsoren, Mitgliedschaften, Spenden und ehrenamtliches Engagement angewiesen“, sagt Vorstandsmitglied Schmerfeld. Der Großteil der Arbeit werde – abgesehen von wenigen Honorarkräften – von Ehrenamtlichen geleistet. Interessierte könnten sich per Mail unter mitmachen@csd‐berlin.de bewerben.

Zur Startseite