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Der Olympiapark im Berliner Westen soll umgestaltet werden. Die Kosten dafür sind hoch.

© Ole Spata/dpa

Charlottenburg-Wilmersdorf: Grüne fordern Öffnung des Berliner Olympiaparks

Der Olympiapark soll für weitere Vereine und Nutzer geöffnet werden. Die komplette Sanierung des Geländes würde 567 Millionen Euro kosten.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Grünen wollen aus dem Olympiapark im Westen Berlins einen öffentlich zugänglichen Ort für Sport und Freizeit machen. Bezirks- und Landespolitiker der Regierungspartei werden dafür jetzt aktiv. So fordern die Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf, „dass das Olympiagelände mit seinen vielfältigen Einrichtungen für weitere Vereine und Nutzer geöffnet wird“. Das 130 Hektar große Areal solle „im Rahmen der tatsächlichen und rechtlichen Möglichkeiten“ für alle Interessierten zur Verfügung stehen.

Mit der Diskussion um den Neubau eines Hertha-Stadions am Rand des Olympiaparks sollte das Konzept des Olympiaparks überarbeitet und weiterentwickelt werden, heißt es in einem Antrag der Grünen-Fraktion im Bezirksparlament. Nicole Ludwig, sportpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, nimmt auch Hertha in die Pflicht.

Der Verein, der vertraglich garantierte Nutzungsrechte für Teile des Olympiaparks besitzt, solle sagen, wie er sich eine Öffnung des Geländes vorstellt. Doch in erster Linie sieht Ludwig den Senat in der Pflicht für ein Gesamtkonzept.

Gut angebunden und dennoch im Dornröschenschlaf

Zu Unrecht werde dem Olympiapark eine Lage am Stadtrand nachgesagt, sagt Ludwig. „Mit der S-Bahn ist man vom Alex in 15 Minuten dort.“ An der guten Verkehrsanbindung haben Sport- und Konzertfans, die zum Olympiastadion wollen, noch nie gezweifelt. Trotzdem liegt das ehemalige Reichssportfeld, das als Gartendenkmal geschützt ist, zu großen Teilen im Dornröschenschlaf.

Angelegt wurde das Gelände für die Olympischen Spiele 1936. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der nördliche Teil den britischen Alliierten als Hauptquartier. 1994 fiel die Immobilie, nach dem Abzug der Besatzungsmächte, an den Bund, der es wenig später dem Land Berlin übergab.

Die große Herausforderung, daraus etwas zu machen, hat der Senat bis heute nur halbherzig wahrgenommen. Jedenfalls wurde ein 2004 beschlossenes „Leitkonzept für das Olympiagelände“ bis heute nicht umgesetzt. Damals versprach der Senat, aus dem Filetstück im beschaulichen Ortsteil Westend ein „einzigartiges Areal für Sport, Kultur und Freizeit“ zu machen.

Vor einem Jahr wurde ein neuer Anlauf unternommen, um dem Olympiapark eine neue Perspektive zu geben. Anfang 2018 gab die Sportverwaltung eine Studie für die energetische Sanierung und Modernisierung des Geländes inklusive eines Umsetzungsfahrplans bis 2050 in Auftrag. Daraus sollte ein Masterplan entwickelt werden, der eigentlich schon im Herbst vergangenen Jahres vorliegen sollte.

Die Umgestaltung wird teuer

Doch am Mittwoch bat die Sportverwaltung des Senats den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses um Fristverlängerung bis zum 30. Juni. Dann ist das Parlament schon in der Sommerpause. Das hätte bedeutet, dass sich die Haushälter frühestens Mitte August mit dem Masterplan befassen könnten, dann laufen die Vorbereitungen für den Landeshaushalt 2020/21 aber schon auf Hochtouren.

Deshalb haben die Haushaltsexperten der Sportverwaltung eine neue Frist bis Ende Mai gesetzt, denn niemand bezweifelt, dass die schrittweise Umgestaltung des Olympiaparks teuer wird. Die Kosten für eine Sanierung und Modernisierung des Geländes und seiner Gebäude bis 2050 werden von der Sportverwaltung auf 567 Millionen Euro geschätzt. Die riesige Summe wurde in einem zweiseitigen Zwischenbericht für den Hauptausschuss versteckt.

Auf den Zeitraum bis 2050 verteilt sind das zwar „nur“ 19 Millionen Euro jährlich. Derzeit sieht die Finanzplanung des Senats sechs Millionen Euro Investitionsmittel pro Jahr für den Olympiapark vor. Die Haushaltsexperten der Koalition müssen bald entscheiden, ob und wie sie diese Lücke schließen wollen.

Auf dem Gelände stehen etwa 90 Gebäude, vom Haus des Deutschen Sports über die Waldbühne und Reithalle bis zum ehemaligen Telefonverteiler und dem Gärtnerhaus. Ein Teil des Immobilienbestandes eignet sich nur noch für den Abriss. Trotzdem bleibt mehr als genug zu tun.

Wie umgehen mit den maroden Tribünen des Olympiabads?

So enthält das aktuelle Investitionsprogramm des Senats bis 2022 Geld für die Sanierung der Großen Turnhalle, die Treppenanlage der Waldbühne, das Sportmuseum Berlin, das Schwimmstadion, die Abdichtung der Maifeldtribüne und den Neubau der Wache Ost. Ein neuer Betriebshof soll dieses Jahr fertig werden und der Neubau einer Sporthalle wird vorbereitet. Gleiches gilt für zwei Kunststoffspielfelder und zwei neue Plätze für Futsal und Blindenfußball.

Ein Problem, das seit Jahren ungelöst ist, ist der Umgang mit den maroden Tribünen des Olympia-Schwimmbads. Die Denkmalschutzbehörde will die Tribünen möglichst unverändert erhalten, das würde über 30 Millionen Euro kosten. Genutzt werden Gebäude und Flächen jetzt schon von vielen Sportclubs und -Verbänden. Dazu gehören Hertha BSC, Sportclub Charlottenburg und Wasserfreunde Spandau 04. Aber auch die Fünfkämpfer und Leichtathleten, Turner und Basketballer, Boxer und Radsportler sind im Olympiapark zuhause.

Nicht zu vergessen die Behinderten- und Betriebssportler – und der Deutsche Schachbund. Nach langem Kampf wurde auf dem Gelände die Poelchau-Sportschule angesiedelt, das Sportmuseum erhält eine neue Ausstellung und der Landessportbund und die Sportjugend Berlins sind dort vertreten. Die 130 Hektar Grün wirken trotzdem an vielen Tagen fast menschenleer.

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