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Porträtzeichnung des Dichters und Naturforschers Adelbert von Chamisso, 1831.

© Abbildung: Robert Reinick, Public domain, via Wikimedia Commons

Chamisso ehren in Berlin: „Und von der rauhen Faustkraft abgekehrt“

Hat der Kleistpark den falschen Namen? Jedenfalls wäre dort mehr Aufmerksamkeit für einen anderen Dichter angebracht. Eine Glosse samt Gedicht.

Von Markus Hesselmann

Man muss den Kleistpark nicht gleich umbenennen, aber aktuelle Umgestaltungspläne (dazu mehr in unserem Bezirksnewsletter) bieten die Gelegenheit, einen Dichter und Gelehrten sichtbarer zu ehren, dessen Tätigkeit im einstigen Botanischen Garten nur auf einer Gedenktafel am Haus am Kleistpark in aller Kürze vermerkt ist: Adelbert von Chamisso, der im Gegensatz zu Heinrich von Kleist auch wirklich etwas zu tun hat mit dem Schöneberger Areal.

Und nicht nur Kleist hat den modernen Menschen noch viel zu sagen. In den Jahren nach seiner Gründung 1945 zitierte der Tagesspiegel immer zu Beginn des Berlin-Teils Nachdenkenswertes. Am 23. Januar 1946 gab es die „Mahnung“ Chamissos:

„Willst deines Hauses Glanz du aufrechthalten? Laß rosten deiner Väter Schild und Schwert! Die tun es nicht, die geben nicht den Wert, Die Zeit ist abgelaufen, wo sie galten. Das Neue wird; das Alte muß veralten. Die Meinung hat im Lichten sich verklärt. Und von der rauhen Faustkraft abgekehrt; Das Wort ist's, der Gedanke, welche walten. Dort magst du die verfemten Häupter sehen, Männer des Wortes, welche tüchtig waren, Und sehen ihre Sitze ledig stehen. Von dir laß die Geschichte Gleiches melden! Tüchtig, wie sie, erwirb und lasse fahren, Und Deutschland rechnet dich zu seinen Helden.“

Nach der NS-Zeit sollte das an der Stelle Zitierte aufklärerisch wirken, antitotalitär, antimilitaristisch. Auch da passte - und passt - Chamisso besser als Kleist.

[Mehr über die Historie des Kleistparks lesen Sie in Markus Hesselmanns Artikel "Nazis, Dichter, Antifaschisten: Der Kleistpark ist ein Berliner Ort voller Geschichte und Geschichten", hier bei Tagesspiegel Plus.]

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  • Wie weiter bei der Kleistpark-Sanierung? Auch mit digitaler Bürgerbeteiligung
  • Ermordet vor 17 Jahren: Erinnerung an Hatun Sürücü
  • Neu im Parlament? Eher ein Rückkehrer: Der CDU-Abgeordnete Scott Körber
  • Kein Platz für Lucie Leydicke: Bezirksamt kann Fläche nicht umbenennen
  • Kampf ums Wenckebach: Initiative sammelt Unterschriften für Einwohnerantrag
  • Parkläufer unterwegs: Kriterien für die Auswahl der Einsatzorte
  • Museumsstandort Schöneberg: Haus für George Grosz zieht in eine Tankstelle
  • England-Feeling tanken: Tea Time in Schöneberg +++
  • Newsletter-Autorin: Sigrid Kneist

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