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Trendig. Emmy und Coup (im Bild) haben 1650 E-Scooter im Berliner Verleih.

© picture alliance / Lino Mirgeler / dpa

Carsharing in Berlin: Leihroller-Nutzer sind oft kaum geschützt

Viele Nutzer von Elektroleihrollern sind ohne Sicherheitskleidung unterwegs. Das kann gefährlich werden: Knapp 700 Unfälle mit Rollern verzeichnet die Polizei in vier Monaten.

Von Sabine Beikler

Sie hatte es eilig. Auf ihrer App reservierte sich die junge Frau einen Motorroller und fuhr los. Der warme Sommerwind umwehte sie auf dem Weg von Moabit nach Kreuzberg. An das, was dann passierte, kann sie sich nur noch bruchstückhaft erinnern. Es muss ein Fahrfehler gewesen sein, der sie aus der Kurve trug und den Roller über den Bordstein auf den Fußgängerweg torpedierte. Erst im Krankenhaus wachte sie auf und spürte ihre Schmerzen. Lisa R. hatte an den Fingern schwerste Sehnenverletzungen, einen Schlüsselbeinbruch und tiefe Abschürfungen am Körper. Die Narben werden sie ein Leben lang daran erinnern, dass sie wie die meisten Rollerfahrer ohne Sicherheitskleidung unterwegs war.

Rollerfahren in Berlin ist cool, nicht nur Hipster nutzen den Scooter, um schnell in der Stadt unterwegs zu sein. Der Trend geht zum Elektroroller, mit dem man geräuschlos und abgasfrei durch die Stadt surrt. Während unter den 105.080 zugelassenen Krafträdern (Stichtag: 1. Januar 2018) nur 217 elektrobetrieben sind, boomt das Geschäft der zwei E-Scooter-Verleiher in Berlin: die roten retrostylischen Schwalben und Roller des Start-ups „Emmy“ sowie die grün-schwarzen Scooter der Bosch-Tochter Coup. Emmy hat in Berlin inzwischen 650, Coup 1.000 E-Roller angemeldet. Bei Emmy kann man im Helmkoffer zwischen zwei Helmen unterschiedlicher Größe wählen, Coup bietet einen One-Size-Helm unter der Sitzbank an. Beide bieten Trainingsfahrten an.

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Über die Zahl der Unfälle geben die Verleiher nur vage Auskunft. „Verschwindend gering“ sei diese, heißt es bei Coup. Unfälle würden „sehr selten“ passieren, sagt Emmy-Marketingleiter Benjamin Ballicas. Die Roller riegelten bei 47 km/h ab, die Coup-Scooter bei 45 km/h. Ob Fahrer Schutzkleidung tragen, liegt in ihrem eigenen Ermessen. „Schutzbekleidung sollte nicht nur für Biker auf schweren Maschinen, sondern auch für Rollerfahrer eine Selbstverständlichkeit sein“, sagte ADAC-Unternehmenssprecher Christian Buric. „Bereits bei einem Sturz mit Tempo 50 können schwerste Verletzungen die Folge sein. Verletzungen sind auch bei 20 km/h möglich.“ Selbst bei kurzen Fahrten sollte man keinesfalls auf Schutzkleidung verzichten. Büro-Outfits oder normale Jeans böten „so gut wie keinen Schutz bei einem Sturz. Die Stoffe reißen an Schultern oder Oberschenkeln großflächig auf und schwere Hautabschürfungen sind die Folge“ – wie bei Lisa R.

Die Polizei verzeichnete von Januar bis April 687 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Kradfahrern. In diesem Jahr wurden in Berlin schon vier Motorradfahrer, zwei Autoinsassen, sieben Radfahrer und neun Fußgänger getötet.

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