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Café hinter Beton.

© Simulation: bbz Landschaftsarchitekten

Café am Humboldt-Forum: Berliner Schloss ohne Aussicht

Am künftigen Humboldtforum soll es ein Café mit Tischen an der Spree geben. Aber versperrt eine Betonmauer bald den schönen Blick beim Macchiato-Genuss?

Mit Simulationen künftiger Gebäude hat man in Berlin nicht immer gute Erfahrungen gemacht. Man freut sich schon auf den schmucken Bau, der gerade entsteht, doch nach Vollendung ist man fassungslos. So war das Hochhaus „Spreefenster“ als weißleuchtender Monolith versprochen worden, doch dann kam nur ein dunkler Klotz heraus.

Eine ähnliche Enttäuschung könnte jetzt am Schloss drohen. Nicht en gros, aber en detail. Noch ist es wohl zu früh, ein endgültiges Verdikt auszusprechen, aber genauer hinzuschauen lohnt sich schon, zumal es technisch bestimmt möglich wäre, noch korrigierend einzugreifen. Es geht um eine Mauer, in Berlin bekanntlich ein bauliches Element mit besonderer Tradition. In diesem Fall soll sie nicht trennen, sondern optisch begrenzen, auch schützen. Dahinter geht es steil nach unten.

In der Simulation wirkt die Mauer auf der Spreeseite des Schlosses niedriger als jetzt bei den laufenden Bauarbeiten.
In der Simulation wirkt die Mauer auf der Spreeseite des Schlosses niedriger als jetzt bei den laufenden Bauarbeiten.

© Andreas Conrad

Die Rede ist vom Schlossneubau, Spreeseite. Also dort, wo Franco Stella das historische Schloss in einer modernistischen Rasterfassade ausklingen lässt. Zur Spree hin ist eine Betonmauer als Begrenzung der Piazzetta vorgesehen, nicht gerade das attraktivste Element des steinernen Gehäuses, in dem das Humboldt-Forum unterkommen wird, aber auch nicht weiter problematisch.

Die Mauer ist in die Höhe gewachsen

Schon gar nicht für die Besucher des Cafés, das dort am Spreeufer vorgesehen ist – jedenfalls auf der fünf Jahre alten Simulation der Spreeseite des Schlosses. Damals gab es für dessen Umfeld einen separaten Wettbewerb, in dem die bbz Landschaftsarchitekten das Rennen machten. Sonnenschirme überragen auf der Simulation den Beton, der den Obern gerade mal bis zum Oberschenkel reicht. Beim Genießen eines Macchiato scheint es kein Problem zu sein, über die Kante hinwegzuschauen und sich am Grün jenseits der Spree zu ergötzen.

Diese Mauer entsteht gerade, doch es sieht ganz danach aus, als sei sie im Laufe der Zeit in der Höhe gewachsen. Ist auf der Simulation die dahinterliegende Fensterreihe noch weitgehend komplett zu sehen, wird der Blick auf sie vom gegenüberliegenden Spreeufer im unteren Bereich um ein erhebliches Stück verdeckt.

Noch steht die Mauer frei am Spreeufer, dahinter klafft ein tiefer Graben, der erst noch aufgefüllt werden muss, bis er das für das Café und die angeschlossene Flanierfläche vorgesehene Niveau erreicht hat. An einer Stelle aber, so wird von ortskundiger Seite beklagt, ist dieses künftige Niveau, markiert durch ein Brett, bereits erkennbar, und das lässt an der glücklichen Gestaltung dieses baulichen Details doch zweifeln.

Selbst im Stehen soll man von dort über die Betonkante hinweg nur noch die Baumwipfel auf der gegenüberliegenden Spreeseite sehen können. Da dürfte man vom Caféhaustisch aus tatsächlich nur noch Beton vor Augen haben, bei Sonnentagen wie dem gestrigen schön aufgeheizt – das mag den Durst beflügeln, den Wunsch, ihn dort zu löschen, aber eher nicht.

Warum nicht einfach ein Geländer?

Nun wäre es wohl kein großes Problem, die Betonsäge anzusetzen, die Mauer oben zu kappen. Aber ist das nötig? Denn von Seiten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, zuständig für den Schlossbau, wird auf Nachfrage versichert, es habe sich nichts gegenüber den ursprünglichen Planungen geändert. Die Mauer werde eine Brüstungshöhe von 1,10 Meter haben, angesichts der Fallhöhe zum Spreeufer hinunter sei das so Vorschrift.

Fragt sich nur, warum nicht gleich ein Geländer gewählt wurde, luftig und doch sicher – eben so, wie es auf der anderen Spreeseite zu sehen ist. Allerdings mutet dieses dort ziemlich historisch an, würde zum Raster der Schlossrückseite kaum passen. Und das wird ja ganz bestimmt nicht mehr umgebaut. Oder vielleicht doch die Mauer ein kleines Stück kappen, mit einem filigran-modernen Gitterchen bekränzen? Möglich wär’s.

Und was meint Stella? Die nun in Ausführung befindliche ,Betonwand’ entspreche dem preisgekrönten Entwurf des gesonderten Wettbewerbs für die Freiflächen rund um das neue Schloss, sagt er auf Anfrage. „In diesem Sinne hat sich gegenüber meinem Entwurf seitdem nichts geändert.“ Ob sie ihm gefällt, ist eine andere Sache: „Ich hätte eine transparente Brüstung – wie ein herkömmliches Geländer entlang des Spreeufers – bevorzugt, weil sie eine höhere Sichtbarkeit der Spree von dem öffentlichen Aufenthaltsraum vor der neuen Schlossfassade und umgekehrt der neuen Fassade und ihrer Piazzetta vom östlichen Spreeufer ermöglicht hätte.“ Recht hat er.

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