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Gilt auch in Pandemiezeiten. Ohne Fahrschein keine Fahrt.

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BVG und S-Bahn in Corona-Zeiten: Auch in der Pandemie wird streng kontrolliert

Unser Autor wird in der S-Bahn mit einer defekten Fahrkarte kontrolliert. Dann lernt er die Berliner Servicekultur kennen. Eine Glosse.

Nach der Coronakrise, so wird oft gesagt, sei die Welt nicht mehr dieselbe. Das ist natürlich Unsinn. In Bussen und Bahnen werden zum Beispiel wieder die Fahrkarten kontrolliert. An sich kein Problem, ich habe eine Monatskarte.

Das schützt aber doch nicht davor, von den Kontrolleuren wie der übelste Betrüger behandelt zu werden. Dann nämlich, wenn der Chip in dem Plastikding keinen Mucks mehr von sich gibt.

Das kann man von außen nicht sehen, was dem Kontrolleur egal ist. Er bellt durch den ganzen Waggon: „Dann brauche ich mal Ihren Personalausweis.“ Ein Moment, um im Boden zu versinken. Der Kontrolleur spult die ganze Prozedur gnadenlos ab, schließlich bin ich „ohne gültigen Fahrausweis“.

Dann steht man da mit einer Forderung nach 60 Euro, mit einer ellenlangen Quittung, deren Überreichung das ganze Abteil zwischen mitleidig und schadenfroh aus dem Augenwinkel beobachtet. Die Mitfahrer sehen natürlich nicht, worum es geht. Sie sehen: wieder einer erwischt.

BVG kann keine Strafzettel aus der S-Bahn korrigieren

Doch erst dann erfasst einen die Berliner Servicekultur mit ihrer ganzen Wucht. Zunächst braucht man ja wieder einen gültigen Fahrausweis. Die BVG-Mitarbeiterin im Kundenzentrum am Alexanderplatz empfängt mit diesem Was-haben-Sie-da-denn-angestellt-Blick.

Dann widmet sie sich gefühlt eine Viertelstunde ihrem Computer. Die neue Monatskarte ist fertig. Da ahnt man noch nicht, dass dies keineswegs das Ende der Wegstrecke ist. Beim Strafzettel selbst kann sie gar nichts machen.

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Hier ist U-Bahn, ausgestellt wurde er in der S-Bahn. Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg? Von wegen: zwei Betriebe. Also ist das Bahn-Kundenzentrum an Ostbahnhof zuständig. Aber nicht am Tag der Kontrolle, sondern erst am nächsten.

Am Ende der demütigenden Kontrolle und der Wege, nach insgesamt rund zwei Stunden verlorener Lebenszeit, hat der Mitarbeiter hinter dem Plexiglas am Ostbahnhof noch einen freundlichen Rat: „Sie hätten das auch per Internet regeln können.“

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