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Für Flüchtlinge soll es bald ein neues Sonderticket geben.

© Patrick Pleul/ dpa

BVG und Asylbewerber in Berlin: Die BVG sagt "Welcome"

Die Berliner Verkehrsbetriebe und der Senat schaffen einen neuen Fahrausweis, damit Asylsuchende nicht mehr Schwarzfahren müssen. Helfer begrüßen die Initiative.

Flüchtlingshelfer begrüßen das neue Sonderticket der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), das in den kommenden Tagen eingeführt werden soll. Michael Ruscheinsky von „Moabit hilft“ spricht von einem „Fortschritt“. Das sogenannte „Welcome-in-Berlin“-Ticket wird Flüchtlingen zur Verfügung gestellt, die bereits registriert sind. Zusammen mit einem Bändchensystem für Asylsuchende, die noch keine Papiere haben, ist das Sonderticket der Versuch, allen Flüchtlingen in Berlin eine Transportmöglichkeit zu bieten. Wer sich noch nicht im Asylverfahren befindet, hat keinen Anspruch auf finanzielle Leistungen, viele Flüchtlinge fuhren daher bislang schwarz. Kontrolleure der BVG mussten das entsprechend ahnden oder ein Auge zudrücken. In einigen Fällen wurde dann ein „erhöhtes Beförderungsentgelt“ von 60 Euro als Strafe fällig, berichten freiwillige Helfer von „Moabit hilft“. Sie kritisieren das Vorgehen gegen Flüchtlinge, die bislang keine andere Möglichkeit haben, sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln in der Stadt fortzubewegen. Dank neuem Bändchensystem und Sonderticket soll damit Schluss sein.

Die BVG spricht von einer "fairen Preiskalkulation"

„Es hat auch etwas mit Würde zu tun, dass die Menschen den Nahverkehr nun berechtigt benutzen können“, sagt BVG-Sprecherin Petra Reetz. Das Sonderticket ist ein Zwangsticket, genau wie das Semesterticket für Studenten. Als verpflichtende Sachleistung werden die Kosten für das Ticket, monatlich 26 Euro, vom Taschengeld abgezogen. Dieses lag bisher bei monatlich 143 Euro für einen Erwachsenen. Reetz spricht von einer „fairen und seriösen Preiskalkulation“. Das Welcome-Ticket sei das Semesterticket, nur ohne die C-Zone. „Die Flüchtlinge sind mit dessen Einführung gleichberechtigte Fahrgäste“, so Reetz. Für die BVG bedeutet dies auch, dass die Situation bei Kontrollen nun eindeutig ist.

Flüchtlinge mit grauen Bändchen fahren weiter gratis

Nach der neuen Regelung können noch nicht registrierte Neuankömmlinge den Nahverkehr weiterhin gratis nutzen. Hierzu bekommen sie beim Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in der Turmstraße graue Armbändchen, mit denen sie dann zur Bundesallee können, um sich dort registrieren zu lassen. Alle, die bisher nur im Besitz einer Wartemarke sind, bekommen blaue Bändchen. Bei den Bändchen ergebe sich jedoch das Problem, dass die Menschen die nach Registrierungsschluss am Lageso ankommen, bis zum nächsten Tag keine Möglichkeit haben öffentliche Verkehrsmittel, etwa zu einer Nachtunterkunft, zu nutzen, so Ruscheinsky. „Es sollte zumindest dafür provisorische Bändchen geben.“

10000 Tickets sind bereits gedruckt

Was das Sonderticket angeht, ist noch unklar, wann und wo es an die Flüchtlinge ausgegeben werden soll. Laut BVG sind 10000 Tickets schon gedruckt, nun muss darauf gewartet werden, wie die Senatsverwaltung die Ausgabe organisieren will. „Wir haben uns bereit erklärt, die Verteilung zu unterstützen“, sagt BVG-Sprecherin Reetz. Wahrscheinlich wird es eine Ausgabestelle in den Ämtern geben. Auch Ruscheinsky von „Moabit hilft“ spricht sich für eine unbürokratische Verteilung direkt in den Ämtern aus. „Die Tickets sollten am besten direkt mit den Papieren ausgegeben werden“, sagt er. Ist dem Antrag auf Asyl einmal stattgegeben, erhält ein volljähriger Flüchtling 359 Euro im Monat, angelehnt an den Hartz-IV-Satz. Er kann dann entscheiden, ob er ein BVG-Sozialticket für 36 Euro im Monat kaufen will – oder doch lieber in ein Fahrrad investiert.

Pascale Müller

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