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Das Model der neuen U-Bahn (r) steht im Technikmuseum neben dem ältesten noch erhaltenen U-Bahnwagen Deutschlands.

© Paul Zinken/dpa

BVG stellt Modell vor: So sieht Berlins neue U-Bahn aus

Ab Ende 2022 erhalten die Verkehrsbetriebe ihre neuen U-Bahnen. Ein Modell steht jetzt im Technikmuseum. Digital lässt sich das Fahrzeug schon besichtigen.

Im Lokschuppen des Deutschen Technikmuseums in Berlin lässt sich in die Vergangenheit der Eisenbahngeschichte eintauchen. Nun gewährt die Sammlung auch einen Blick in die Zukunft. Seit Kurzem ist neben den historischen Wagen ein originalgetreues Modell der nächsten U-Bahngeneration der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) aufgebaut. Am Montag stellten die BVG und Hersteller Stadler die Attrappe, das sogenannte Mock-up, der Baureihe JK vor.

Es vermittelt ein Gefühl dafür, mit welchen Fahrzeugen die Berliner:innen in Zukunft durch den Untergrund fahren werden. „Die neuen U-Bahnen werden über Jahrzehnte das Bild unserer Stadt prägen“, sagte BVG Betriebs-Vorstand Rolf Erfurt. Die BVG freue sich, auf diese Weise einen lebensnahen ersten Eindruck der neuen Fahrzeuge vermitteln zu können.

„Vom Design her ist alles echt“, sagt Erfurt. So viele Originalteile wie möglich haben den Weg bereits ins Modell gefunden. Etwa die Türen, die sich auf den gewohnten Knopfdruck hin öffnen. Nur die Hülle ist teils aus Holz gefertigt. „Mit dem Mock-up sieht man alles schon einmal und hat später keine bösen Überraschungen“, erklärt Jure Mikolčić, CEO von Stadler in Deutschland.

Überraschend fällt der erste Blick von außen aus. Die Front ist nochmal eckiger als in der zuletzt produzierten I-Baureihe gehalten. Die Spitze des Zugs bildet eine einzige leicht angeschrägte Platte. Das Flache Design erinnert stark an die neueste S-Bahn-Generation, die zu Jahresbeginn in Betrieb genommen wurde.

Im Innern bietet die neue U-Bahngeneration mehr Platz.
Im Innern bietet die neue U-Bahngeneration mehr Platz.

© Sven Darmer

Im Innenbereich begegnet den Fahrgästen zunächst manch Vertrautes: Auf den Sitzen sieht man das bekannte Muster, mit dem auch die aktuellen Bahnen unterwegs sind. Auch Wände, Boden und Decke sind ähnlich hellgrau gehalten. Umso mehr fällt etwas anderes auf: Es ist erstaunlich geräumig, selbst in den schmaleren Kleinprofilwagen, die das Mock-up nachbildet.

Die neuen Züge sind geräumiger

„Es gibt einen deutlich besseren Raumeindruck“, sagt Erfurt. Grund dafür ist vor allem, dass in der neuen Generation an den Eingängen kleinere oder gar keine Glasscheiben als Windfang verbaut sind. Der Blick durch den Zug wird dadurch offener, der Durchgang ist breiter. Dazu tragen auch die Informationsdisplays bei.

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Anders als bislang sind sie nicht mehr über dem Mittelgang an der Decke befestigt, sondern ausschließlich an den Seitenwänden. Das bringt allerdings auch einen Nachteil der Bauweise mit sich: Damit die Fahrgastanzeigen an den Seiten Platz finden, sind die Fenster in Groß- und Kleinprofil deutlich kleiner. Anders als in der H-Baureihe fürs Großprofil wird es künftig keinen durchgängig freien Blick mehr nach draußen geben.

Kritikpunkt an der neuen U-Bahn sind die kleineren Fenster.
Kritikpunkt an der neuen U-Bahn sind die kleineren Fenster.

© Sven Darmer

Zur verringerten Fensterzahl im Kleinprofil trägt auch bei, dass es pro Wagen nur noch zwei statt drei Türen gibt – mit nur einem Fenster dazwischen. An anderer Stelle bringt diese Konstruktion wiederum Vorteile. „Die Türen sind das kritischste Bauteil“, sagt Erfurt. Mit weniger Türen sinke daher die Ausfallwahrscheinlichkeit der Züge.

Zu Staus beim Ein- und Aussteigen werde es dennoch nicht kommen, sagt er. Weil die Windfänge teils verschwunden sind und auch die Türsäulen flacher ausfallen, bleibt zusätzlicher Platz im Türbereich der Endwagen. „Ohne die Raumteiler gehen die Leute direkt in die Fahrzeugmitte“, sagt Stadler-Chef Mikolčić. Die Fahrgäste müssten sich nicht aneinander vorbeidrängen. „Die Fahrgastwechsel verlaufen so schneller. Das ist wichtig für unseren Betrieb“, sagt BVG-Vorstandsmitglied Erfurt. Dafür habe Stadler ziemlich an der Konstruktion gefeilt. „Man kämpft um jeden Millimeter“, sagt Mikolčić.

Die Fahrgastkapazität ist in den neuen U-Bahnen geringer

Dafür gibt es später im Kleinprofil mehr Sitzplätze als in der IK-Generation. Die Gesamtkapazität hingegen verringert sich in den neuen Zügen. Gleiches gilt für die Wagen im Großprofil. Auch hier passen künftig weniger Fahrgäste in einen Zug.

In beiden Bautypen entsteht in den Endwagen Raum für ein größeres Multifunktionsabteil mit Klappsitzen, sagt Nicole Grummini, Bereichsleiterin U-Bahn der BVG. „Wir wollen es ermöglichen, dass Rollstuhlfahrer mitkommen können und auch Fahrräder Platz finden. Da muss man schon mal Platz schaffen.“

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Die Testfahrzeuge der neuen Baureihe werden ab Ende 2022 an die BVG ausgeliefert. Die ersten Serienfahrzeuge folgen ein Jahr später Ende 2023. „Wir bauen dann vier Fahrzeuge die Woche“, sagt Stadler-Deutschland-Chef Mikolčić. Das sei eine Produktion, die sich gewaschen habe.

Gleich neben dem neuen Modell steht die älteste erhaltene Berliner U-Bahn.
Gleich neben dem neuen Modell steht die älteste erhaltene Berliner U-Bahn.

© Sven Darmer

Die neuen Züge sind Teil eines Mammut-Auftrags der BVG. Er umfasst die Lieferung von bis zu 1500 U-Bahn-Wagen. Zum Vergleich: Aktuell verfügt die BVG über etwa 1300 Wagen. Der Preis soll bei bis zu drei Milliarden Euro liegen.

In einem ersten Abruf erhalten die Verkehrsbetriebe 376 Wagen als zwei- und vierteilige Fahrzeuge. Davon 140 Stück für das Kleinprofil und 236 für das Großprofil. Klar ist damit allerdings auch: Einen komplett durchgängigen, sechsteiligen Zug hingegen wird es in den kommenden Jahren nicht geben.

Technikmuseum stellt ältesten erhaltenen U-Bahnwagen aus

Einen Eindruck von der neuen Baureihe können sich Interessierte ab sofort im virtuellen 360-Grad-Modell des Zugs auf der Internetseite der BVG machen. Vor Ort im Deutschen Technikmuseum ist das Mock-up 1. Juni zu besichtigen.

Gleich neben der Zukunft der Berliner U-Bahn wartet ein Blick in die Vergangenheit. Zusammen mit dem Mock-up wird auch erstmals der älteste noch erhaltene U-Bahnwagen der Baureihe A1 ausgestellt.

Das Fahrzeug von 1908 steht seit vergangenem Jahr im Technikmuseum. Wegen der pandemiebedingten Schließung konnte der aufwendig restaurierte Wagen im Jugendstil-Design aus den Anfangsjahren der Berliner U-Bahngeschichte bislang nicht gezeigt werden.

Sie freuten sich darauf, nach Ende des Lockdowns Zukunft und Vergangenheit der Berliner U-Bahn unter einem Dach präsentieren zu können, erklärte Joachim Breuninger, Vorstand der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin. „Direkt nach der coronabedingten Schließung wird das ein besonderes Highlight für unsere Besucherinnen und Besucher“, sagte er.

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