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Bahnsteigtüren gibt es bei der Nürnberger U-Bahn nicht.

© Jörn Hasselmann

BVG plant automatische U-Bahn: Neuer Versuch startet 2025 auf der U5 und U8

Vor 16 Jahren wurde der bislang letzte Test mit selbstfahrenden U-Bahnen eingestellt. Nun will die BVG doch zwei Linien automatisieren.

Die BVG will ihre U-Bahnen automatisieren. Ab 2025 sollen zwei Linien mit moderner Zugsicherungstechnik ausgerüstet werden – die die Hindernisse im Gleis erkennen und den Zug automatisch bremsen soll. Das teilte die Verkehrsverwaltung auf eine Anfrage der FDP mit. Der Abgeordnete Henner Schmidt (FDP) hatte angefragt, ob ein fahrerloser Betrieb nicht das beste Mittel gegen den Personalmangel sei. Wie berichtet, fallen bundesweit Busse und Bahnen aus, weil Fahrer fehlen.

Automatischer Betrieb bedeutet aber nicht fahrerloser Betrieb. Der Fahrer wird zunächst „als Rückfallebene für die Türkontrolle und für den Fahrauftrag weiterhin erhalten bleiben“, teilte die Verwaltung weiter mit. Ausgewählt wurden die Großprofillinien 5 und 8, da dort gerade elektronische Stellwerke installiert werden. „Das bietet sich dort an“, sagte BVG-Sprecherin Petra Nelken.

2003 hatte die BVG den letzten Versuch mit automatischen Zügen eingestellt. Seit 1977 hatte man in Berlin den Betrieb getestet, zunächst auf einem nach dem Mauerbau stillgelegten Streckenabschnitt, dann auf der Linie U4 in Schöneberg und zuletzt mit zwei Zügen auf der U5 zwischen den Stationen Biesdorf-Süd und Friedrichsfelde. Die U5 sollte dann mit der damals schon geplanten Verlängerung zum Hauptbahnhof zur modernsten U-Bahn in Deutschland werden. Die Träume platzten, aus Geldmangel war die U5-Verlängerung bekanntlich verschoben worden. Das Fachmagazin „Ngin Mobility“ hatte das Ende der Versuche kürzlich so kommentiert: „Der Wille zur Innovation fehlte.“

In Nürnberg fährt die U-Bahn ohne Fahrer

Die erste deutsche Stadt mit vollautomatischen Zügen wurde dann Nürnberg. Seit 2008 beziehungsweise 2010 fahren zwei Linien vollautomatisch ohne Personal an Bord. Dort, wo früher der Fahrer saß, sieht man heute Fahrgäste hinter der Frontscheibe. Wie BVG-Chefin Sigrid Nikutta vor drei Jahren im Tagesspiegel-Interview gesagt hatte, seien die Ergebnisse des Berliner Versuchs in Nürnberg beim Bau einer neuen, automatischen U-Bahn-Linie verwendet worden. Die dritte Linie in Nürnberg wird wegen der Kosten bis auf weiteres nicht umgerüstet. „Die Automatisierung der U1 ist wirtschaftlich nicht sinnvoll“, sagte eine Sprecherin der Nürnberger VAG. Auf den beiden anderen Linien war das anders, weil durch dichteren Takt zusätzliche Fahrgäste gewonnen werden konnten. Die U2 und die U3 fahren in der Innenstadt auf der gleichen Strecke – alle 100 Sekunden. Dieser kurze Abstand ist nur im automatischen Betrieb möglich.

Ein Spaß für Kinder. Statt des Fahrersitzes sind gepolsterte Bügel zum Anlehnen montiert in Nürnberg.
Ein Spaß für Kinder. Statt des Fahrersitzes sind gepolsterte Bügel zum Anlehnen montiert in Nürnberg.

© Jörn Hasselmann

In Berlin ist das Zukunftsmusik. Doch auch hier soll es nun weitergehen. BVG-Sprecherin Nelken sagte, dass alle seit 1995 gekauften Züge vorbereitet seien für einen automatischen Betrieb, es sei also Platz freigehalten worden für die zusätzliche Technik, Kabel bis zu diesen Freiräumen seien bereits verlegt. Hier ist die BVG der S-Bahn voraus. Hier ist auch bei den Zügen der Baureihe 483/484, die derzeit gebaut werden, kein Automatik-Betrieb berücksichtigt worden.

Bahnsteigtüren oder nicht?

Ein automatischer Betrieb gilt als Vorstufe für einen fahrerlosen Betrieb. Dieser ist bislang nicht geplant, schon weil Berlin die Stationen aus Kostengründen nicht mit Bahnsteigtüren nachrüsten will. Diese gelten als Voraussetzung für einen gänzlich ferngesteuerten Betrieb. Die Nürnberger U-Bahn hat allerdings darauf verzichtet, selbst an stark frequentierten Stationen. Bei der BVG hieß es, dass hier deutlich mehr Fahrgäste unterwegs seien, dass Gedrängel an den Bahnsteigkanten größer. Unfälle hat es in Nürnberg nicht gegeben. Zuletzt war über Bahnsteigtüren diskutiert worden, als in Frankfurt (Main) ein Kind vor einen Zug geschubst und getötet worden war.

Die roten Leuchtstreifen an der Decke zeigen einfahrende (Lauflicht, links) bzw. stehende Züge (Dauerlicht, rechts) an.
Die roten Leuchtstreifen an der Decke zeigen einfahrende (Lauflicht, links) bzw. stehende Züge (Dauerlicht, rechts) an.

© Jörn Hasselmann

Schlagzeilen machte dagegen eine Fahrerin der BVG, die vor vielen Jahren mit 3,6 Promille auf der U6 unterwegs war. Am Bahnhof Stadtmitte war sie eingeschlafen.

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