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Eine U-Bahn fährt über die Oberbaumbrücke.

© Britta Perdersen/dpa

BVG-Aktion zum Equal Pay Day: Davon kann ich mir meinen feministischen Frust nicht wegtrinken

Die BVG spendiert Frauen am Montag einen Rabatt aufs Tagesticket. Wow, 1,50 Euro gespart. Doch effektive Frauenpolitik sieht anders aus. Eine Glosse.

Berlin macht mich fertig dieser Tage. Mich als Frau. Erst verpasst die Stadt mir den 8. März, den Internationalen Frauentag als Feiertag. Das war so schön einfach, da brauchte man nicht groß zu diskutieren. Was für Frauen machen, finden doch irgendwie alle gut.

Dass es nicht wahnsinnig viel zu feiern gibt, war der rot-rot-grünen Koalition, die mit der Idee um die Ecke kam, auch irgendwie klar. Schnell wurde der Tag zudem als Kampftag für Frauenrechte deklariert. Also, was denn nun – kämpfen und nicht feiern? Oder nur wir Frauen kämpfen an dem Tag für unsere Rechte, und der Rest der Menschheit feiert?

Frauen verdienen 21 Prozent weniger als Männer

Nur zehn Tage nach dem Frauenfeierkampftag steht am Montag der frauenpolitisch wichtigere Tag an, der Equal Pay Day. Um das Einkommen zu erzielen, das Männer bereits zum Vorjahresende erreicht haben, müssen Frauen im Folgejahr bis zum 18. März arbeiten; sie verdienen nämlich durchschnittlich rund 21 Prozent weniger.

Und da hat sich die BVG was ganz besonders Tolles für uns Frauen ausgedacht. Wir können an dem Tag ein Tagesticket erwerben, das 21 Prozent billiger ist als ein reguläres. Die Weil-wir-dich-lieben-Verkehrsbetriebe wollen unseren Gender Gap ein bisschen ausgleichen. Das Ticket kostet 5,50 Euro statt sieben Euro. 1,50 Euro gespart. Wow, doch so viel! Davon kann ich noch nicht einmal ansatzweise meinen feministischen Frust wegtrinken.

Und übrigens: Nicht mal von all den Rosen oder Nelken, die Politiker und Politikerinnen am Frauenfreitag allerorten verteilten, oft auch schon am Donnerstag, weil der Freitag ja frei war, habe ich eine einzige abbekommen.

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