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Bus, aber sicher. Die Zahl der Fahrgästunfälle ist gesunken.

© Kai-Uwe Heinrich

Bus-Gefahrenbremsung: Unfälle im BVG-Bus - die Berlin-Statistik

Erneut gab es in Berlin Verletzte bei einem Busunfall. So mancher Schaden könnte abgewehrt werden, wenn Passagiere sich festhielten.

Gurte gibt es nicht im Linienbus, nur Griffe. Doch die werden nicht immer zum Festhalten benutzt. Vier Frauen wurden in der Nacht zu Dienstag in Berlin-Tempelhof beim Zusammenstoß eines BVG-Eindeckers mit einem Pkw schwer verletzt. Eine 71-Jährige schleuderte nach Polizeiangaben durch die Gefahrenbremsung durch den Bus.

Die anderen drei Frauen hatten in dem Auto gesessen, auch sie wurden in ein Krankenhaus gebracht. Die Autofahrerin hatte dem 184er an der Kreuzung Manteuffelstraße, Ecke Kaiserin-Augusta-Straße die Vorfahrt genommen.

Immer wieder Unfälle bei Bus-Vollbremsungen

In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres wurden bei 2661 Unfällen mit BVG-Bussen ein Mensch getötet, 46 schwer und 248 leicht verletzt. Diese Statistik der Polizei trennt nicht danach, ob die Verletzten im Bus saßen oder von ihm angefahren wurden. Zahlen für das gesamte Jahr 2017 liegen noch nicht vor.

Tödlicher Unfall in Kreuzberg

An dem einzigen tödlichen Unfall hatte die BVG keine Schuld, ein Fußgänger war im August in der Rudi-Dutschke-Straße gegen einen Doppeldecker gerannt. Mehrfach hatte es auch Tote im Bus bei Vollbremsungen gegeben. So 2003 in Alt Friedrichsfelde, als ein Bus eine Vollbremsung machen musste, weil ein Motorradfahrer rücksichtslos die Spur wechselte. Vier Frauen stürzten, die bereits im Gang gestanden hatten, weil sie an der nächsten Station aussteigen wollten.

Der Motorradfahrer wurde nie ermittelt

Eine 76-Jährige schlug dabei mit dem Kopf gegen das Armaturenbrett und starb. Der Motorradfahrer wurde nie ermittelt – möglicherweise hatte er nicht mitbekommen, was er mit seinem Fahrstil angerichtet hatte.

Im Mai 2016 stürzte ein 77-Jähriger kurz nach dem Einsteigen beim Anfahren des Busses der Linie 398 in Mahlsdorf an der Haltestelle. Der Senior hatte sich so schnell noch nicht setzen können, hatte die Polizei damals mitgeteilt. Der 77-Jährige erlag Wochen später seinen schweren Verletzungen.

„Sicherheit zum Greifen nah“

Es waren Unfälle wie diese, die die BVG vor einigen Jahren eine Kampagne entwickeln ließen: „Sicherheit zum Greifen nah“. Gemeint sind die Griffe oder Haltestangen in Bussen und Bahnen. Entsprechende Aufkleber gibt es schon länger. Seit 2016 gibt es zusätzlich regelmäßige Durchsagen in den Fahrzeugen: „Wir bitten Sie, sich während der Fahrt festzuhalten.“ Technisch möglich wäre es sogar, gezielt vor der Durchfahrt enger Kurven zu warnen.

„Es gibt Situationen im Straßenverkehr, in denen die Fahrer – oft durch die Rücksichtslosigkeit anderer Verkehrsteilnehmer – zu einer Vollbremsung gezwungen werden“, hatte die BVG die Aktion begründet.

Ältere Fahrgäste stürzen aber oft direkt nach dem Anfahren des Busses – so wie beim tödlichen Unfall in Mahlsdorf. Während die Fahrgäste noch dabei sind, einen Platz zu finden, beschleunigt der Bus aus der Haltestelle heraus – und muss plötzlich bremsen, weil ihn beispielsweise ein Auto- oder Radfahrer schneidet.

57 verletzte Fahrgäste, weil sie sich nicht festgehalten haben

Da im Bus das Stehen erlaubt ist, kann der Fahrer nicht warten, bis der letzte Fahrgast sitzt. Für das Jahr 2015 hat die BVG ihre 568 Unfälle mit Bussen ausgewertet: In 57 Fällen verletzten sich Fahrgäste nur, weil sie sich nicht festgehalten haben. In den ersten elf Monaten des Jahres 2017 ist die Zahl der Fahrgastunfälle gesunken, obwohl die Fahrleistung der Busflotte gestiegen ist.

Die Zahl der Unfälle sinkt

Die BVG führt diese positive Entwicklung auf die Durchsagen in Bussen und Straßenbahnen zurück. Denn das Kleingedruckte der Beförderungsbedingungen dürfte kaum ein Fahrgast kennen, demnach ist jeder verpflichtet, „sich stets festen Halt zu verschaffen“.

Exakt die Hälfte der Unfälle mit Bussen und Bahnen wurde 2016 von den Fahrern der BVG verursacht: 1690 mal war die BVG schuld, 1683 mal andere Verkehrsteilnehmer. In den vergangenen vier Jahren hatte es nur sechs schwere Unfälle durch Schwächeanfälle oder Herzinfarkte gegeben.

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