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Die Organisation der Weihnachtsfeier wird inzwischen immer öfter in die Hände von Profis gelegt.

© imago images/Photocase

Büro-Weihnachtsfeiern in Berlin: Wie Profis die Feten für Betriebe organisieren

Weihnachtsfeiern gehören zur Firmenkultur und dienen dem „Teambuilding“. Oft kümmern sich Profis darum. Event-Experten erzählen von ihren Erlebnissen.

Von Fatina Keilani

Die Weihnachtsfeier war wieder lustig vergangenes Jahr? Sechs Monate später haben auch die spöttischen Blicke der Kollegen langsam nachgelassen? Glauben Sie bloß nicht, eine Weihnachtsfeier wäre zum Spaß da. Sie dient dem „Teambuilding“, also dazu, die Belegschaft eines Betriebs zu einer Mannschaft zu machen – wer keinen Stress mit den Kollegen hat, arbeitet nämlich auch besser.

Der Arbeitgeber kann die Kosten der Fete von der Steuer absetzen, solange sie nicht teurer wird als 110 Euro brutto pro Nase – und mit Nase sind nur die gemeint, die auch wirklich erschienen sind, hat der Bundesfinanzhof entschieden.

Die Organisation der Weihnachtsfeier wird inzwischen immer öfter in die Hände von Profis gelegt. Im Internet gibt es dazu reichlich Angebote, es hat sich ein wachsender Markt herausgebildet.

Die meisten Anbieter organisieren die Party nicht selbst, sondern fungieren als Vermittlungsplattform, im Prinzip ähnlich wie die Zimmervermittler aus der Reisebranche, etwa Airbnb. Für Start-ups wie Eventinc aus Hamburg oder Agenturen wie Hirschfeld aus Erfurt ist dies das Geschäftsmodell, nicht nur an Weihnachten. Sie bringen das ganze Jahr über Eventveranstalter und Firmen zusammen. Folgerichtig ist Hirschfeld Mitglied im Deutschen Reise-Verband, Eventinc allerdings nicht.

Andere Anbieter vermitteln nicht nur, sondern organisieren auch. „Wir machen alles selbst, und das schon seit 27 Jahren“, berichtet Marketingfrau Christina Engel von der Firma Teamgeist – so richtig in Schwung sei das Geschäft aber erst in den letzten zehn bis zwölf Jahren gekommen. Die Firma organisiert das ganze Jahr über „Teambuilding-Events“. Auch bei Weihnachtsfeiern sei Mehrwert gefragt, sagt Engel.

Weihnachtsfeier: Arbeitgeber können Kosten von der Steuer absetzen

Gerade in der Weihnachtszeit wollten viele nicht einfach nur essen. „Dann sagt der Kunde zum Beispiel: Wir wollen erst Eisstockschießen und dann in ein Restaurant“, so Engel. „Beliebt sind auch gemeinsame Projekte, eine Impulskette etwa, bei der alle gemeinsam etwas bauen, oder ein kreatives Projekt, bei dem gemeinsam gemalt wird.“ Der Gedanke sei immer der, das Team zusammenzuschweißen. Das Ziel sei ein unvergessliches Erlebnis – das Erlebte biete dann auch Gesprächsstoff für die anschließende Party.

Für jeden Spaß zu haben. Eventplaner Glenn Bialek versucht auch bei extravaganten Wünschen sein Bestes.
Für jeden Spaß zu haben. Eventplaner Glenn Bialek versucht auch bei extravaganten Wünschen sein Bestes.

© privat

Steffen Hoffmann ist Projektmanager bei Teamgeist, er hat schon so einiges erlebt. „Schön ist immer, wenn ein Perspektiventausch drin ist“, sagt er. „Zum Beispiel wenn beim Glühweinsegeln die Sekretärin steuert und der Chef ihre Kommandos befolgen muss.“ Das Glühweinsegeln hat noch einen weiteren Vorteil: Spezialkleidung ist inbegriffen, niemand friert.

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„Beim Eisstockschießen sagen wir den Leuten vorher deutlich: Wir sind zwei Stunden im Freien, zieht Euch warm an“, sagt Hoffmann – und doch kämen immer welche in dünnen Pullis und Ballerinas oder Highheels. „Ich glaube, manche legen nie mehr als 500 Meter an der frischen Luft zurück. Die frieren dann.“

Glenn Bialek von Eventinc berichtet, in Berlin seien die Wünsche ganz anders als in München oder Hamburg, wo es viel konservativer zugehe. Im klassischen Mittelstand sei immer noch das Weihnachtsessen aus Gans, Rotkohl und Klößen gefragt, während in Berlin multikulturell gedacht, statt einer Weihnachtsfeier eher ein Winterfest gefeiert werde und Plastikdekoration aus Nachhaltigkeitsgründen verpönt sei.

Manche Firmen hätten durchaus extravagante Wünsche: etwa einen kompletten Weihnachtsmarkt im Innenhof der Firmenzentrale zu errichten. „Dafür sollten wir aus den Alpen sogar eine Schneekanone beschaffen“, sagt Bialek amüsiert. Das sei aber nicht möglich gewesen.

Sein Kollege Steffen Hoffmann berichtet, viele Firmen verbänden die Feier mit einem Meeting, das sowieso stattfinden müsse, so könnten die auswärtigen Beschäftigten anreisen und beides verbinden. Viele würden sich ja nur vom Telefon kennen, und es sei immer schöner, wenn man die Kollegen dann mal persönlich kennengelernt habe.

Doch selbst die beste Planung schützt manchmal nicht davor, dass Feiern schiefgehen. Hoffmann erinnert sich etwa an ein Weihnachtsfest, das nach einer Betriebsversammlung stattfinden sollte. Es seien für 120 Leute Kickertische aufgebaut worden, weil ein Kickerturnier geplant war, erzählt Hoffmann. Doch dann wurde bei der Versammlung endlos diskutiert, und fast niemand kam zur Weihnachtsfeier. „Wir standen da mit fünf Leuten beim Kickerturnier.“

Und das schönste Erlebnis? „Das war einmal das blinde Bogenschießen. Die Schützen sollten sich von den Kollegen anleiten lassen und nicht selbst schauen. Da war ein Team, das hat einander so vertraut, und der Schütze hat sich immer nur auf die Angaben seiner Kollegen verlassen und sich daran gehalten, auch wenn es ihm falsch vorkam – und dieses Team hat am Ende mit der weitaus höchsten Punktzahl gewonnen.“

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