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Fröhlich, herzlich, den Menschen zugewandt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender (zweite v.r.) empfingen zwei Tage hintereinander Gäste aus dem ganzen Land.

© dpa

Bürgerfest im Schloss Bellevue: Eine Party für die "Helden unseres Alltags"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfing Ehrenamtliche und Interessierte zum zweitägigen Fest im Schloss Bellevue.

Das war mal ein völlig neues Wahlkampfgefühl für Frank-Walter Steinmeier. Beim zweitägigen Bürgerfest im Schloss Bellevue unter dem Motto „Demokratie stärken“ ging es ihm nicht um eine Partei, sondern darum, dass alle seine Gäste wählen gehen: „Nehmen Sie das vornehmste Bürgerrecht wahr“, warb der Bundespräsident wiederholt und eindringlich.

Ohne Schirm und Cape, er im schlichten Anzug und sie im leuchtend blauen Kleid, traten Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender heraus auf die Terrasse in den Regen. Am zweiten Tag des Bürgerfestes im Schloss Bellevue, zu dem am Sonnabend alle Interessierten geladen waren, wurde der Gastgeber auf der Parkbühne von Moderatorin Bettina Böttinger gefragt, ob einem die Leute anders begegnen, wenn man nicht mehr Politiker ist, sondern Präsident. „Vielleicht mit ein bisschen mehr Respekt“, lautete die Antwort, aber wenn man erst richtig ins Gespräch komme, dann seien die Hemmschwellen schnell niedriger als vorher.

Das ganze Doppelfest zeigte nonstop einen weiteren Vorteil des Bundespräsidenten: Er kann sich viel ausgiebiger als ein Politiker mit guten Nachrichten befassen. Rund 4300 Ehrenamtliche waren am Freitag geladen: „Sie sind die Helden unseres Alltags“, rief er ihnen zu. Später am Abend gab es eine Lightshow auf der Schlossfassade mit Begriffen wie „Gemeinschaft“ und „Zusammenarbeit“. Sie gipfelte in dem Wort „Danke“.

„Es tut einfach gut, dass das auch mal gesehen wird“, sagte ein Gast aus der Oberpfalz, der sich sein Leben lang für die Gesundheit von Bäumen eingesetzt hat. Am Stand der noch jungen Gruppe #ichbinhier, die gegen Hassreden im Internet kämpft, hatte sich der Bundespräsident nach der Arbeit der bislang 36 000 Mitwirkenden und 40 Moderatoren erkundigt. Eine schöne Nebenwirkung beschrieb Oliver Fleidl: „Wir sind in die ,Tagesschau‘ gekommen.“ Das wird der Arbeit einen weiteren Schub geben. Außerdem war das Fest für viele Moderatoren des Projekts die erste Gelegenheit, sich mal abseits des Internets im wirklichen Leben kennenzulernen. Dieter Rehwinkel von der Woche des Bürgerschaftlichen Engagements, die gerade angelaufen ist, konnte den Gastgebern von über 7200 Mitmachaktionen bundesweit berichten. Von den 23 Millionen Ehrenamtlichen im Lande konnte natürlich nur eine Auswahl präsent sein. Elke Büdenbender zeigte sich besonders berührt von jungen Menschen, die an Krebs erkrankt sind und sich trotz dieser Schockdiagnose um Gleichaltrige kümmern, die das gleiche Schicksal erleiden. Steinmeier war beeindruckt von den Menschen, die im Hospiz Todgeweihte in den letzten einsamen Stunden begleiten.

Natürlich wurde trotz des Regens auch fröhlich gefeiert. Mit Kletterturm und Torwand, mit Wein und Wurst und anderen volkstümlichen Leckereien. Am Freitag beeindruckten musikalisch unter anderem Lang Lang, Max Mutzke, die Neue Philharmonie und die Big Band der Bundeswehr. Dazu gab es ein großes Feuerwerk und vor dem Schloss Funkenfontänen und tanzende Feuerbälle.

Für den neuen Bundespräsidenten und seine Frau war es das erste Bürgerfest. Sie zeigten in immer wieder neuen Bildern, wie sie ihre persönliche gemeinsame Sache angehen. Zur offiziellen Begrüßung am ersten Tag stand die First Lady neben ihrem Mann, der die offiziellen Rede auf der Bühne hielt, und hörte einfach nur zu. Später erläuterte Elke Büdenbender im Gespräch mit Österreichs Agrarminister Andrä Rupprechter und Hamburgs Erstem Bürgermeister Olaf Scholz auf der Bühne eloquent und schlüssig ihre Sicht aufs Ehrenamt, wie wichtig beispielsweise Sport und Musik für die Integration seien, „weil man zunächst keine Worte dazu braucht“. Während die Menschen ihr lauschten, nahm der Bundespräsident unauffällig in der zweiten Reihe vor der Bühne Platz. Später lasen beide an einem Stand der Stiftung Lesen aus Cornelia Funkes Buch „Der geheimnisvolle Ritter Namenlos“. Beide lesen offensichtlich gern und gut, aber an der Darstellungskunst von Elke Büdenbender wurde erahnbar, dass einen Gerichtssaal vielleicht sprengen würde, was sich in der Rolle der First Lady vollendet entfalten könnte. Auf ihr eigenes Ehrenamt als First Lady angesprochen, sagte Büdenbender am Sonnabend auf der Bühne, sie habe die Wahl gehabt, es aber trotz der Liebe zu ihrem Beruf als Richterin als Chance begriffen, mal etwas ganz Neues zu machen.

Zwei Ehepaare aus Thüringen und Westfalen waren miteinander ins Gespräch gekommen und hatten bald Gemeinsamkeiten gefunden. Beide Frauen engagieren sich, die Thüringerin in der katholischen, die Westfälin in der evangelischen Kirche. Tief beeindruckt waren beide von den liebevollen Details: gepolsterte Bänke, frische Blumen auf den Tischen ... „So mache ich es zu Hause, wenn ich Gäste erwarte“, sagte die Thüringerin. Und die Westfälin ergänzte: „Bei der Schlossführung haben uns der Koch und die Serviererin alles unglaublich freundlich erklärt, sogar die Speisekarte für den chinesischen Präsidenten gezeigt.“ Für beide Paare fühlte sich der Besuch zum Tag des offenen Schlosses an „wie ein Fest bei Freunden“.

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