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Das Restaurant und der Biergarten "Zenner" direkt an der Spree.

© Kitty Kleist-Heinrich/Tsp

Bürgerbräu unter Linden: Biergarten des Berliner Traditionslokals „Zenner“ wiedereröffnet

Im Treptower Park wird der Biergarten wiedereröffnet. Die neuen Betreiber haben viel vor und wollen mehr als Tanztee-Schwoof.

Kastanien hätten sie sich gewünscht, jetzt stehen zwei junge Winterlinden mitten im hellen Kies des neuen Zenner-Biergartens. Da hat der Denkmalschutz mal wieder die Gestaltungsmacht übernommen. Oben im Festsaal haben Experten schon den elfenbeinfarbenen Originalanstrich aus den Gründertagen von 1954 freigelegt. So soll es wieder werden. Möglichst mit Doppelstock-Kronleuchter aus Messing, doch der ist schon lange spurlos verschwunden.

An diesem Wochenende ist das offizielle „Opening“ der neuen Ausgehlocation im Treptower Park, die an die alte Gasthaus-Zenner-Tradition anknüpft, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. 700 Plätze hat der Biergarten wegen der Coronaauflagen, die Normalkapazität liegt bei 1500 Plätzen.

Ab 12 Uhr wird am Sonnabend geöffnet, ab 15 Uhr beginnt ein kleines Programm mit Livemusik und DJ-Auftritten, das bis 22 Uhr dauern soll. Eigentlich ist der Garten schon seit einer Woche geöffnet, „Soft Opening“, sagt Tonny Ettelt, einer der neuen Geschäftsführer. Man habe mal die Abläufe testen wollen und sehen, wie die Laufkundschaft auf das neue Angebot reagiert.

Das neue Zenner-Team will mit dem alten Tanztee-Schwoof plus Burgerrestaurant brechen und einen Neuanfang als Ort für Konzerte, Hochzeiten und anspruchsvollen Gastro-Service wagen. Insgesamt soll ein jüngeres musikaffines Publikum angesprochen werden, allerdings ist kein Clubbetrieb geplant.

Während der Biergarten den Auftakt macht, haben in den umliegenden Gebäuden längst die Sanierungsarbeiten begonnen. Anders als der alte Pächter wollen Tony Ettelt und Sebastian Heil, beide Ende 30, das ehemalige Heizhaus und die zur Ruine verkommene Körner-Villa renovieren und für Hochzeiten und Pop-up-Events nutzen. Vorher soll allerdings das Haupthaus saniert werden.

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Einen einstelligen Millionenbetrag wollen sie in die Gebäude stecken, sagt Ettelt. Vom Bezirk haben sie als Sicherheit einen Mietvertrag über 25 Jahre bekommen. Mit Option auf Verlängerung.

Der große Saal ist das Herzstück des Zenners, hier haben bis zu 800 Gäste Platz. Die 50er-Jahre-Ausstattung ist noch gut erkennbar, mit Wandleuchtern und Deko-Säulen, alte Spiegel-Konsolen stehen am Rand. Das Parkett hat einige Löcher, muss aber sowieso in Gänze entfernt werden, weil ein Kleber eingesetzt wurde, der nicht mehr zugelassen ist.

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Ein großes Eierschalen-Emblem kündet von der langjährigen Kooperation des Hauses mit dem Eierschale-Restaurant in Dahlem. Und weil Ettelt gelernter Köpenicker ist, haben sie sich eine Reminiszenz an den Müggelsee gegönnt: In urigen Tonkrügen wird Bürgerbräu-Bier ausgeschenkt, die alte Marke der Brauerei in Friedrichshagen, die inzwischen zu schicken Wohnlofts am Wasser umgebaut wird. Auch die Speisekarte bietet Berliner Originale wie Currywurst und Königsberger Klopse, aber mit veganen Tapas-Eigenkreationen dockt die Küche eher an die aktuelle Streetfood-Kultur an.

Einen „inklusiven Ort“ für ein „weltoffenes Publikum“ wollen sie schaffen, sagt Ettelt. Das fängt schon damit an, dass sie einen Aufzug einbauen, damit auch Rollifahrer den Saal im Obergeschoss besuchen können. Die Renovierung des Saals wird mindestens bis 2022 dauern, aber im nächsten Winter sollen schon erste „Zwischennutzungen“ aufpoppen, vielleicht ein exklusives Moules-Frites-Dinner oder ein Poetry-Slam.

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