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Müllpark Mauerpark. Nicht nur Partymüll landet hier, auch die Gartenabfälle der Anwohner. Den Bezirk kostet das jährlich 100 000 Euro. 

© Kitty Kleist-Heinrich

BSR soll es richten: Berlins Bezirke sind mit dem Müll überfordert

Es wird wärmer, das Leben spielt sich wieder draußen ab, und damit gibt’s auf den Berliner Grünflächen wieder mehr Müll. Den soll die BSR künftig entsorgen, sagen Bezirke. Denn die sind damit überfordert.

Der Sommer kommt, nicht unbedingt mit Macht, aber wenn die Sonne scheint, sind wieder alle draußen: in den Cafés – vor allem aber in den öffentlichen Grünanlagen. Noch wurden Mauerpark oder „Görli“ zwar nicht wegen Überfüllung geschlossen, wer aber sonntagabends durch die Berliner Parks schlendert, muss öfter mal einen Bogen machen: wegen der Hundehäufchen natürlich, aber häufiger noch wegen der Müllhaufen der Parkbesucher.

Von der „Rückeroberung des Öffentlichen Raums“ durch die Bürger spricht Pankows Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne): Öffentliche Parks sind Treffpunkt, Sportler stählen hier ihr Sixpack, Genießer leeren Sixpacks, es wird geschlemmt, getratscht und gefeiert. Sehr zu begrüßen sei das, sagt Kirchner, aber dadurch seien die Parks eben auch „übernutzt“. Zumal die Bezirke weder finanziell noch personell gerüstet seien, um auf diesen neuen, in den vergangenen zehn Jahren aufgekommenen Trend reagieren zu können.

BSR soll sich auch um die Grünflächen kümmern

Weil das in vielen Bezirken so ist, hat der Senat eine Arbeitsgruppe mit dem Titel „schöne Stadt“ gegründet, womit auch gleich das ferne Ziel für die Gestaltung der Grünflächen klar benannt wäre. Eine nahe liegende Idee zur Behebung des Müllnotstandes brachten die Sitzungen der Gruppe zutage: Die Berliner Stadtreinigung (BSR) soll es richten. Die leert ohnehin die Mülleimer in angrenzenden Straßen und soll künftig keinen Bogen mehr um die Grünflächen machen, sondern auch dort gleich mit anpacken.

„Der Vorschlag freut uns, weil er eine Anerkennung unserer Arbeit bedeutet“, sagt eine BSR-Sprecherin.

Gerne trete die Stadtreinigung „in Dialog mit allen Beteiligten“. Ob die landeseigene Müllabfuhr aber tatsächlich auch noch für Sauberkeit in den Parks sorgen kann, „das ist eine politische Entscheidung, der wir nicht vorgreifen können.“

Die höfliche Zurückhaltung ist wohl auch ein Fingerzeig auf die unangenehme Frage: Und wer bezahlt das? Kirchner zufolge gibt Pankow 100 000 Euro im Jahr allein dafür aus, „dass der Mauerpark jeden Montag müllfrei ist“. Kubikmeterweise Müll schleppten die Mitarbeiter der Grünflächenämter aus den Parks im Bezirk, zumal dort auch Kleingärtner Laub entsorgten und Berliner das Sofa oder den Kühlschrank mit dem freundlichen Hinweis „zu verschenken“ – nur dass sich niemand mit diesen Hinterlassenschaften beschenken lassen will.

„Wir geben die Hälfte unseres Etats für Grünpflege in Höhe von 1,7 Millionen Euro aus allein für die Sicherung der Straßenbäume“ – die Pflege der Parks stehe ganz hinten und zur Beseitigung der Schäden des in den vergangenen Jahren veränderten Freizeitverhaltens fehle ohnehin das Geld.

Ein Chef vom Dienst soll Kontrollgänge machen

„Mit der Beseitigung von Müll ist es nicht getan“, sagt Christoph Schmidt. Für den Chef der landeseigenen Grün Berlin sind Parks „Stadtteilzentren im Freien“. Schmidt ernennt für die von der Grün Berlin angelegten Parks, wie den am Gleisdreieck, einen „Chef vom Dienst“, der notfalls auch nachts die Grünanlagen ansteuert. Denn Parks müssten „ständig weiterentwickelt“, Angebote auf die Nutzergruppen zugeschnitten werden, Bürger einbezogen und mit den Betreibern von Flohmärkten oder Gastronomien Verträge geschlossen werden. Hinzu kommt das Veranstaltungsmanagement – kurz: Ein „hochkomplexes Management“ sei erforderlich, mit dem die Bezirke personell und finanziell möglicherweise überfordert sein könnten.

Die Grün Berlin würde Schmidt zufolge durchaus weitere Parks bewirtschaften, wenn sie dazu den Auftrag des Senats und der Bezirke erhielte. In die Waagschale wirft sie dabei die günstigen Verwaltungskosten, hohe Flexibilität und ein effizientes Management, das Kosten spare.

Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hieß es auf Anfrage, dass im Rahmen der laufenden „Evaluierung der Grünflächenpflege“ auch geprüft werde, ob „die Leerung von Abfallbehältern auf öffentlichen Grünflächen sowie die Entsorgung des Abfalls künftig landesweit an die BSR übertragen werden kann“. Nach Angaben von Sprecherin Petra Rohland hält die Senatsverwaltung „eine solche einheitliche Vorgehensweise der Bezirke durchaus für eine gute Idee“. Bisher sei diese „nicht-gärtnerische Tätigkeit meist von bezirklichem Fachpersonal“ ausgeführt oder organisiert worden.

Um das Thema „Vermüllte Parks“ geht es auch beim Tag der offenen Tür am Sonnabend im Abgeordnetenhaus. Und die Wetteraussichten: nächste Woche bis zu 25 Grad.

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