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Mann im Anzug. Jungunternehmer Maximilian Mogg hat sich auf feinsten Zwirn spezialisiert.

© Sarah Swantje Fischer/promo

Britische Stoffe in Berlin: Schick machen für den Rückweg

Maximilian Mogg schneidert in Berlin edle Maß-Anzüge – und hat schon modische Pläne für die Zeit nach dem allgemeinen Homeoffice.

Das Bild wird noch lange nach der Pandemie als symbolhaft für diese Zeit in Erinnerung bleiben: der Homeoffice-Arbeiter, der für die Teams-Konferenz zur Jogginghose Jackett und Krawatte trägt.

Für Maximilian Mogg war die Krise Anlass, gleich einen darüber hinaus reichenden Stil zu kreieren. Vor einigen Jahren startete der junge Betriebswirt im Neuköllner Hinterhof mit gebrauchten Anzügen aus der feinen Savile Row in London, der ersten Adresse für Herrenkleidung überhaupt. Statt mehr als 5000 Euro kosteten die für die künftigen Träger individuell umgeänderten Vintage-Anzüge nur 790 Euro.

Gibt es in Zeiten, da Teenies Wegwerfkleidung erstehen, die im Extremfall nie eine Waschmaschine erblickt, sondern schon vor der ersten Wäsche entsorgt wird, eine versnobtere Art, mit Kleidung umzugehen? Die klassischen Anzüge des britischen Gentleman stehen im Ruf, das ganze Leben lang zu halten.

Der Erfolg ließ nicht auf sich warten. Inzwischen hat sich der 28-jährige, der das Nähen bei Änderungsschneidern gelernt hat, in der schickeren Charlottenburger Bleibtreustraße 27 niedergelassen.

Dort, so beschreibt es der anglophile Unternehmer, will er nicht etwa „der Gesellschaft erklären, dass sie keinen Stil mehr hat, weil sie keine ‚lounge suits‘ und ‚formal wear‘ in Krisenzeiten trägt“. Er will im Gegenteil der Pandemie ein Schnippchen schlagen und mit dem Zeitgeist gehen. Denn die derzeit entspannteren Dress Codes werden womöglich bleibende Folgen haben.

Auf der Jagd nach Vintage-Stoffen

Längst ändert er nicht mehr um, sondern fertigt er mit seinen Partnern maßgeschneiderte neue Anzüge und Hemden, zum Teil aus Vintage-Stoffen, die er in London aufspürt. Im Moment kann er zwar nur für Stammkunden schneidern, deren Maße ihm bereits vorliegen, aber das wird sich nach dem Ende des Lockdowns wieder ändern.

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Seine Muse für den eleganten und haltbaren Lässig-Look sei Fred Hughes, der einst die Factory von Andy Warhol managte und für seine makellose Kleidung berühmt war, erzählt der Unternehmer am Telefon.

Mogg bewundert ihn als Erfinder des Warhol-Looks, den man auf den ersten Blick als „Oben hui, unten pfui“ bezeichnen könne. Zum Jackett trug er feine Hemden und Clubkrawatte. Und an den Beinen gebügelte Jeans, veredelte Levis nach einem Entwurf aus der Savile Row.

Mogg schätzt den Look auch als festliches Abend-Outfit, mittelblaue Jeans mit Bügelfalte zu Smoking-Hemd und Fliege. Kleidungstechnisch könnte das für die Herren einen sanften Rückweg ins gesellschaftliche Leben nach der Pandemie bedeuten.

Schon gibt es mit Partnern betriebene Filialen in Köln und Washington. Und Maximilian Mogg hat, was das Styling des Looks betrifft, das aus seiner Sicht eine Menge Fingerspitzengefühl erfordert, viel Vertrauen in seine Kunden: „Die schaffen das.“

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