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Der Violinvirtuose Sergey Dogadin entlockte spielte zum Auftakt der Brandenburgischen Sommerkonzerte in der Kreuzkirche in Königs Wusterhausen.

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Brandenburgische Sommerkonzerte: Virtuoser Auftakt in Königs Wusterhausen

20.000 Besucher, 30.000 verzehrte Kuchenstückchen und 50.000 Euro für den Denkmalschutz - das ist die Bilanz des Vorjahres. Am Samstagabend starteten die Brandenburgischen Sommerkonzerte in die 26. Saison.

Sieht so ein Teufelsgeiger aus? Der Violinvirtuose Sergey Dogadin entlockte seinem mehr als 250 Jahre alten Instrument zum Auftakt der Brandenburgischen Sommerkonzerte in der Kreuzkirche in Königs Wusterhausen schier unglaubliche Klänge. Er spielte eine eigene Kurzversion von Paganinis „La Molinara“ mit ganzem Körpereinsatz. Und das war bloß die Zugabe. Zuvor hatte der 28-jährige Spross einer traditionsreichen St. Petersburger Musikerfamilie mit großer Passion und Präzision noch mehr Temperament Dimitri Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 1 a-Moll op. 77 gespielt. Riesenbegeisterung zwischen ekstatischen Bravo-Rufen einem ehrfürchtig geflüsterten „Das ist ja Leistungssport“ und dem typisch berlinischen „Da kann man nicht meckern“.

Nein, zu meckern gab es nichts bei diesem furiosen Saisonauftakt. Normalerweise ist der Hinweis, dass die Brandenburgischen Sommerkonzerte von Anfang an Hochkultur aufs Land gebracht habe, ein festes Element in den Eröffnungsreden. Die waren diesmal etwas kürzer. 

Der Vorstandsvorsitzende Thomas Schmitt-Ott hatte mit feiner Ironie Mahler zitiert, nach der Worte über Musik einem gemalten Mittagessen glichen. Aber die Musik sprach sowieso expressiv für sich selber, zum Beispiel auch darüber, was an Erstklassigem aus dem Land selber kommt. Seit der Kalifornier Evan Christ das Philharmonische Orchester am Staatstheater Cottbus übernommen hat, ist schon öfter darüber gesprochen worden, dass es sich zum besten Brandenburgs entwickelt hat.

Die Premierengäste konnten sich bei Slawischen Tänzen und später der 7. Sinfonie d-Moll von Antonin Dvorak davon überzeugen, wie viel da dran ist. Wie der russische Virtuose zeigte der am Ende schweißgebadete Evan Christ unglaublichen Körpereinsatz und holte sowohl bei den folkloristisch angehauchten Slawischen Tänzen als auch bei der eher düster dramatischen 7. Sinfonie gleichzeitig eine überraschende Wucht und Klarheit aus den Musikern heraus.

Was ein guter Staatssekretär ist, der redet natürlich trotzdem ein bisschen, selbst wenn Mahler das ganz unnütz findet. Martin Gorholt war in Vertretung des Schirmherrn und Ministerpräsidenten Dietmar Woidke gekommen und hatte ein paar Zahlen über die letzte 25. Saison im Gepäck: 20.000 Besucher, 30.000 verzehrte Kuchenstückchen und 50.000 Euro für den Denkmalschutz. Und dann hat das Festival auch noch den brandenburgischen Tourismuspreis für Kultur gewonnen, weil es das Land als Ziel für Kultur- und Naturreisen seit kurz nach der Wende vielen Menschen erschlossen hat.

Die danken es mit großer Treue. Auch diesmal bevölkerte sich der Pfarrgarten, in dem Familien aus dem Freundeskreis selbstgebackenen Kuchen und Grillwürstchen anboten, rasch mit Gästen, darunter auch Lothar de Maizière und der Trompeter Joachim Pliquett. Für Thomas Schmitt-Ott hatte die Atmosphäre etwas von einem Klassentreffen.

Künftig wolle das Festival sich noch tiefer in Brandenburg verankern, mehr einheimische Unternehmen als Sponsoren gewinnen und mehr kulturelle Initiativen aus den Spielorten einbinden ins Programm, sagte Vorstandsmitglied Heilwalt Kröner. Der in Hannover und Berlin ansässige Immobilienentwickler gilt auch als heißer Kandidat für die Nachfolge von Thomas Schmitt-Ott, der sein Ehrenamt nach dem Ende dieser Saison gern abgeben möchte. Kröner hatte auch die Zusammenarbeit mit dem Internationalen Violin-Wettbewerb „Joseph Joachim“ in Hannover  eingefädelt, bei dem der umjubelte Solist des Tages den ersten Preis gewonnen hatte. Vielleicht gibt es in der nächsten Saison ja ein Wiedersehen.

Die Brandenburgischen Sommerkonzerte laufen noch bis zum 3. September, weitere Informationen und Tickets gibt es hier.

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