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Die BVG U-Bahn Hauptwerkstatt.

© Kitty Kleist-Heinrich

Brandbrief zum Berliner Nahverkehr: BVG-Vorstand verspricht mehr Werkstatt-Personal

In einem offenen Brief beklagte der Personalrat der U-Bahn massive Probleme. Der BVG-Vorstand hat erste Maßnahmen angekündigt - und ist bereit zu reden.

Der Anlass

In einem offenen Brief an den Vorstand und die Bereichsleiterin hat der Personalrat der U-Bahn massive Probleme beklagt. Von Personalmangel ist die Rede, dessentwegen pro Tag rund 20 Dienste nicht besetzt werden könnten, sowie von zunehmendem Stress und Druck, der durch fehlende Kapazitäten und Infrastrukturmängel bei immer höheren Leistungsanforderungen zustande komme. Besonders gravierend seien die zunehmende Störanfälligkeit der überalterten Zugflotte und die Überlastung der Werkstatt in Britz, weil ein Verbindungstunnel zur Werkstatt Friedrichsfelde nicht genutzt werden kann. Besonders schlimm sei die Lage im Kleinprofil-Netz (U 1 bis U 4). Unattraktive Schichtpläne seien demotivierend und erschwerten die Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs.

Anfang Juni hatten Straßenbahner der BVG ähnliche Missstände beklagt.

Die Reaktion

Der Vorstand der BVG hat am Donnerstag auf den Brief geantwortet – und für kommenden Dienstag einen Gesprächstermin mit den Arbeitnehmervertretungen angesetzt. Auf einige Kritikpunkte gehen die Chefs in dem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, bereits ein.

Angesichts gewachsener Fahrgast- und Kilometerzahlen werde mehr investiert und das Personal in den Werkstätten verstärkt, um die im Schnitt 28 Jahre alten Waggons in Schuss zu halten. Im Technikbereich sei die Mitarbeiterzahl seit 2009 um 15, im Fahrdienst um 16 Prozent gewachsen – also stärker als Nachfrage und Fahrleistung. Durch die Mehrleistung nutze sich die Infrastruktur schneller ab. Dennoch liege der Anteil von Langsamfahrstellen und Infrastrukturausfällen klar unter den vertraglich vereinbarten Grenzen. Perspektivisch soll sich die Lage durch massive Investitionen entspannen: Zu den seit 2015 ausgelieferten 88 Kleinprofil-Wagen würden bis April 2019 weitere 68 kommen. Bis zu 56 schmale Wagen als Provisorium fürs Großprofil sollen folgen. Bis 2033 könnten dank einem Aufsichtsratsbeschluss sogar bis zu 1.500 Wagen statt zuvor vorgesehener 1.050 beschafft werden. Was das vom Personalrat ebenfalls beklagte Problem der vielen Obdachlosen in U-Bahnhöfen betreffe, sei man „in intensiven Gesprächen mit der Sozialverwaltung, um eine menschenwürdige Lösung“ zu finden.

Der Fahrgastverband Igeb sieht die Versäumnisse bei der Politik, die zu lange nur gespart habe.

Im Qualitätsreport 2017 des Verkehrsverbundes VBB schneidet die U-Bahn gut ab: Bei der Pünktlichkeit (max. 90 Sekunden zu früh oder 3 Minuten zu spät) liegt sie mit 99 Prozent weit vor Straßenbahn (91 Prozent) und Bus (87 Prozent).

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