zum Hauptinhalt
Ein Wohnhaus in Teltow.

© imago stock&people

Boomstadt Teltow: Idylle, 25 Minuten von Berlins Innenstadt entfernt

Ruhe und die Verkehrsanbindung machen Teltow zur am schnellsten wachsenden deutschen Stadt.

Den Zusatz „Rübchenstadt“ auf den Ortsschildern von Teltow vor der südwestlichen Berliner Stadtgrenze kann sich nicht jeder Durchreisende sofort erschließen. Schließlich wird das Teltower Rübchen nur in kleinen Mengen im September geerntet. In den Küchen gilt die fünf Zentimeter lange Pflanze als Delikatesse und ist selbst in der Namensgeberstadt nur selten zu finden.

Doch Teltow kann auf so einen Werbefaktor ohnehin locker verzichten. Die Menschen überrennen den Ort am Kanal geradezu. Nur ein Bruchteil davon reist aber als Besucher an. Die große Mehrheit findet es hier so schön, dass sie gleich für immer bleibt. Statt der Rübchen könnte Teltow auch einfach „Boomstadt“ auf die Ortsschilder schreiben. Denn die jüngsten Zahlen des Bundesamtes für Raumordnung bescheren dem Ort den Spitzenplatz in der Beliebtheitsskala aller Städte in Deutschland. Nirgendwo sonst gab es zwischen 2008 und 2013 ein Plus von 14,8 Prozent an Geburten und Zuzüglern. Seit der Wende stieg die Einwohnerzahl von 10 000 auf jetzt 25 265. Und das Wachstum scheint keine Grenzen zu kennen. In den nächsten 15 Jahren soll die Zahl der Teltower um weitere 26 Prozent auf dann 30 000 steigen.

Ruhe und günstige Preise, das zieht

Wer sich in der Stadt umhört, erhält eine ganze Reihe von Antworten auf die Frage nach der Beliebtheit der Stadt. Die einen sprechen von der „Ruhe im Grünen“ und dem „reichlichen Platz zum Spielen der Kinder“, während andere die „günstigen Immobilienpreise“ angezogen haben. Das meiste Lob erfährt die Verkehrsanbindung. Bis in die Berliner Innenstadt braucht die S-Bahn nur 25 Minuten, und dabei werden mit den Bahnhöfen Potsdamer Platz, Friedrichstraße und Gesundbrunnen wichtige Knotenpunkte in Berlin ohne Umstieg erreicht. Auch für Autofahrer stellen die 20 Kilometer von Teltow bis in die Mitte Berlins kein großes Hindernis dar.

Die meisten Zuzügler aus Berlin stammen ohnehin aus den südlichen Stadtbezirken. „Wir wollen ja unsere angestammten Geschäfte, Handwerker und Kneipen und vor allem unsere Freunde und Verwandten nicht ganz aus dem Auge verlieren“, erzählt ein älterer Mann auf dem Teltower Marktplatz.

Für die stellvertretende Bürgermeisterin Beate Rietz kann sich die Infrastruktur im Ort sehen lassen. „Wir haben beispielsweise eine 24-Stunden-Kita und ein Gymnasium in Trägerschaft des Landkreises“, sagte sie. „Außerdem verstehen wir uns mit den Nachbarorten Kleinmachnow und Stahnsdorf als Dreigestirn.“ So würden viele Teltower gern das Freibad in Kleinmachnow aufsuchen und was die kulturelle Vielfalt betreffe, könne man sich sogar mit größeren Städten vergleichen.

Einst war Teltow der "wichtigste Kreis in Preußen"

Mit den neuen Berliner Beziehungen knüpft Teltow an alte Traditionen an. Immerhin galt der Landkreis Teltow bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als „wichtigster Kreis in Preußen“. Dessen Einflussbereich reichte weit in das heutige Berliner Stadtgebiet hinein. Zu ihm gehörten beispielsweise der gesamte Grunewald sowie Schöneberg, Wilmersdorf, Tempelhof, Rixdorf (das spätere Neukölln) und sogar Köpenick.

Das Gesetz zur Bildung von Groß-Berlin 1920 beendete die besten Zeiten des Kreises Teltow. Er verlor eine halbe Million Menschen und damit 90 Prozent des Steueraufkommens. Zu DDR-Zeiten erinnerte fast nichts mehr an die Vergangenheit, wurde das Gebiet doch zwischen den Kreisen Zossen, Königs Wusterhausen und Potsdam-Land aufgeteilt. Erst nach dem Mauerfall begann das neue Zeitalter. Gewerbebetriebe siedelten sich an und ersetzten das Geräte- und Reglerwerk als größten Arbeitgeber.

Inzwischen wachsen nicht nur die neuen Wohngebiete. Auch das kleine historische Zentrum lädt wieder zum Bummeln ein. Hier begann die Restaurierung im Jahr 2007.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false