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Im Jahr 2010 nutzt Hans Georg Näder, Geschäftsführer von Otto Bock, eine Kaufoption auf das Areal der Bötzow Brauerei. Ein Jahr später stellt er seine Ideen für ein Nutzungskonzept vor.

© promo

Bötzow-Viertel in Berlin: Brauerei wird zu orthopädischer Werkstatt umfunktioniert

In der Bötzow-Brauerei wird jetzt alles anders. Der britische Architekt David Chipperfield entwirft ein Areal für die modernste orthopädische Werkstatt der Welt. Platz für junge Unternehmen, Kunst und ein Boutiquehotel wird es ab 2015 auch geben.

Siebzig lange Jahre blieb die alte Bötzow-Brauerei nahezu unberührt, von ein paar wilden Partys im Club »Deep« in den dunklen Kellergewölben abgesehen. "This is about to change", schreibt der britische Architekt David Chipperfield in seinem Masterplan für das Grundstück und die Gemäuer. Tatsächlich hat sich hier schon einiges getan, seit Hans Georg Näder, Eigentümer und Chef des Medizintechnikunternehmens Otto Bock, das Gelände entdeckte und kaufte. Der Sternekoch Tim Raue ist mit einem Restaurant eingezogen und serviert Artgerechtes zu den wechselnden Ausstellungen, Gregor Scholl mixt Cocktails, draußen wird Currywurst aus einem silbernen Caravan verkauft. Das ist alles für den Übergang. In wenigen Jahren soll hier an der Zukunft der Medizintechnik geforscht werden. Näder will "Plätze schaffen für ein Treffen der ideenreich Verrückten mit den Strukturierten".

Zunächst hatte er auf dem Gelände den Bau von dreißig Luxuslofts vorgesehen. Doch alle Interessenten hatten jeweils Dutzende Änderungswünsche, "und keiner", sagt Näder, "wollte die DNA des Geländes erhalten". So kam es zur Wende für Bötzow: Weg von der Gentrifizierung, hin zu den Gründern.

Illustration nach einer Vorlage aus dem Jahr 1927.
Illustration nach einer Vorlage aus dem Jahr 1927.

© Beatrice Funke

Statt teurer Lofts wird bis 2015 im alten Teil der Brauerei das Otto Bock Future Lab entstehen. 200 Menschen werden dann in der Design Academy arbeiten, in einer gläsernen Rollstuhlmanufaktur und in der weltweit modernsten orthopädischen Werkstatt. Auch die Funktion eines Inkubators wird Bötzow bekommen, Gründer sollen hier ihre Ideen entwickeln können.

Drei Neubauten sind geplant: eine Galerie, eine Halle und eine Villa für Kunst und Kultur. An der Saarbrücker Straße ist ein Boutiquehotel vorgesehen, klein und fein, und die Freifläche zur Stadtmitte hin bekommt ihre ursprüngliche Nutzung zurück: Hier war einst der größte Biergarten Berlins, und hier kommt wieder einer hin; wahrscheinlich wird dann auch wieder ein hier gebrautes Bier ausgeschenkt. Die Kellergewölbe sollen zum riesigen Markt werden, an einer Stelle zum Tageslicht hin nach oben geöffnet. Eine Tiefgarage wird es geben und einen öffentlichen Platz. Und überall, ganz wichtig, soll die "DNA" erkennbar bleiben, auch an Details wie dem kleinen Pool nahe dem Eingang, einst von Brauereimitarbeitern zur Erholung genutzt.  

Dass Chipperfield, von dem der Masterplan für die Museumsinsel stammt, sich für Bötzow begeisterte, ist für Hans Georg Näder ein Glücksfall – für den Architekten selbst offenbar auch. Überredet werden musste er jedenfalls nicht.

Dieser Text erschien im neuen Wirtschaftsmagazin des Tagesspiegels "Berliner Köpfe", das ab Freitag (30.08.2013) käuflich zu erwerben ist.

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