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Protest vor dem Flughafen BER, 23. Februar.

© Christian Mang/Reuters

Blockaden der „Letzten Generation“: Klimaaktivisten setzen Proteste auf Autobahnen aus

Nach fünf Wochen Protest machen die Aktivisten der "Letzten Generation" eine Pause. Doch schon bald soll es weitergehen – mit mehr Teilnehmenden.

Nach fünf Wochen mit bundesweit 69 Blockaden, 50 weiteren Aktionen und 254 Festnahmen setzen die Aktivist:innen der "Letzten Generation" ihren Protest vorläufig aus. Das sagte Carla Neuhaus, die Sprecherin der Aktion, auf einer Pressekonferenz. Die Regierung sei nicht auf die Forderung nach einem Essen-Retten-Gesetz eingegangen und setze ihre "absolute Blockadehaltung" fort.

Zudem sei seit dem 24. Februar mit dem Krieg in der Ukraine ein anderes Thema in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Ende März bis Anfang April sollen die Aktionen mit mehr Menschen fortgesetzt werden. Dabei sollen erneut Autobahnen, Flughäfen und andere zentrale Orte blockiert werden. "Wir können es uns nicht leisten, ignoriert zu werden", sagt Neuhaus.

Für den Protest der vergangenen Wochen zieht die Organisation ein ermutigendes Fazit. Mit 30 Teilnehmenden habe man den zivilen Widerstand begonnen, mit Hunderten werde man wiederkommen. Durch den wachsenden Zulauf seien allein in Berlin "fünf Blockaden gleichzeitig möglich" geworden. Viele Menschen seien dadurch aufmerksam geworden, hätten "alles stehen und liegen" gelassen, um sich dem Protest anzuschließen.

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In den nächsten Wochen sollen die Hinzugekommenen im gewaltfreien Widerstand geschult werden. Von bundesweit 150 Aktivist:innen geht die "Letzte Generation" derzeit aus.

"Wir haben auch versagt", sagt Carla Rochel, die gerade erst aus einer dreitägigen Haft nach einem Protest mit Luftballons auf dem Hamburger Flughafen entlassen wurde. Als ersten Schritt fordert die Initiative von der Bundesregierung ein "Essen-Retten-Gesetz", um Treibhausgas-Emissionen in der Landwirtschaft zu reduzieren. Große Supermärkte sollten dazu verpflichtet werden, noch genießbares Essen zu spenden.

Trotz des ausgebliebenen Erfolgs will Carla Rochel so lange weitermachen, bis die Regierung reagiert – trotz Strafanzeigen und Ingewahrsamnahmen. Für jede eingesperrte Person werde jemand anderes aufstehen.

Luftballons gegen den Flugverkehr am BER. Ein Polizist bringt die Ballons mit einem Messer zum Platzen.
Luftballons gegen den Flugverkehr am BER. Ein Polizist bringt die Ballons mit einem Messer zum Platzen.

© Christian Mang/Reuters

Den Krieg in der Ukraine sehen die Klimaretter auch als Symptom eines "fossilen Wahnsinns". Wären regenerative Energien rechtzeitig vorangetrieben worden, hätte Russland nicht das Geld für einen solchen Krieg gehabt. Durch die Abhängigkeit von Öl und Gas finanziere man korrupte Autokraten. "Damit muss Schluss sein", sagt Neuhaus, denn bald drohten weitere Kriege – die Welt versinke in Konflikten: "Wir werden uns um Essen kloppen!"

Die Energiewende sei das beste Friedensprojekt, wenn schnell in Wind, Solar und Wärmedämmung investiert werde. Neue Erdgasterminals in Häfen, auf denen Flüssiggas aus den USA importiert wird, sind für die "Letzte Generation" keine Option. Dann begäbe man sich in die nächste Abhängigkeit. "Was ist, wenn Trump die nächst Wahl gewinnt", fragt Carla Rochel.

Den Ärger von Reisenden über verpasste Flüge und lange Wartezeiten auf verstopften Autobahnausfahrten könne sie nachvollziehen, sagt Carla Neuhaus. Doch diese Probleme seien in Anbetracht der drohenden Klimakatastrophe eher klein. Um diese zu verhindern, blieben nur noch wenige Jahre.

In den vergangenen Wochen war es bei den Protesten in Berlin mehrfach zu Handgreiflichkeiten mit Autofahrern gekommen, nachdem sich Protestierende auf Anschlüsse der Stadtautobahn A 100 gesetzt und zum Teil dort festgeklebt hatten. Kritik an den Aktionen kam auch aus der Politik, weil dadurch Verkehr und Menschen gefährdet werden könnten.

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