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Der Entertainer Rainald Grebe ist oft in den BLO-Ateliers zu Besuch.

© promo

BLO-Ateliers in Berlin-Lichtenberg: Rainald Grebe setzt sich für Erhalt von Künstlerdorf ein

Der Entertainer hat seine Bühnenbilder in den BLO-Ateliers in Lichtenberg entworfen. Doch wie es mit dem Künstlerstandort weitergeht, ist offen.

Ein holpriger Weg führt zu dem Künstlerdorf auf einem alten Bahngelände. Die "BLO-Ateliers" im Kaskelkiez in Berlin-Lichtenberg. „Ein wunderbarer Ort zum Arbeiten", findet die Malerin Cornelia Es Said. Mit der Zeit habe sich hier eine wunderbare Community entwickelt. Leider ist unklar, ob das BLO nach Ablauf des aktuellen Pachtvertrages 2024 weiterhin bleiben darf. „Wenn wir hier rausmüssten, das wäre mehr als schade, denn es gibt kaum noch Orte, die im nachverdichteten Berlin eine derartige Magie ausstrahlen“, meint Es Said. „Es wird ohnehin immer schwieriger, Atelierplätze zu finden, die für Künstlerinnen noch bezahlbar sind."

Es hat sich bereits ein Förderverein gegründet, der sich für den Erhalt des Atelierstandorts einsetzt. Früher war hier auch die Kantine des Bahnbetriebswerks Berlin-Lichtenberg-Ost. "Lockkunst e.V.", der Trägerverein der B.L.O.-Ateliers, wandelte dieses 2004 zu einem Veranstaltungs- und Begegnungsraum.

Ziel sei es, die Nutzung des Raums zu etwa 70 Prozent für die Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, was 15 Veranstaltungen im Monat entsprechen würde, so Björn Friese von Lockkunst. Finanziert wird der Raum wie alle weiteren gemeinsam genutzten Flächen auf dem Gelände über die Mitgliedsbeiträge der Vereinsmitglieder.

Hier wurden die großen Bühnenbilder entworfen

Rainald Grebe gehört seit der Gründung der B.L.O.-Ateliers zum Freundeskreis und ist oft zu Besuch auf dem Gelände. Der Entertainer arbeitet hier mit der Bühnenbildnerin Janna Skroblin zusammen, wie er dem Tagesspiegel erzählte. Das Tolle an dem BLO-Ateliers sei, das viele Künstler auf einem Fleck angesammelt seien. Wenn man also einen Tischler benötige, könnte man einfach eine Werkstatt weiter nachfragen. Grebe, wohnhaft in Prenzlauer Berg, hat hier auch regelmäßig geprobt. Die großen Stadionshows in der Waldbühne 2011 und in der Wuhlheide 2015 sind hier entwickelt worden.

Auch Politikerinnen und Politiker unterstützen den Förderkreis. Zum Beispiel Gesine Lötzsch, die aus dem Wahlkreis Lichtenberg für die Linken im Bundestag sitz. „Die BLO-Ateliers sind offen für die Nachbarn“, sagt sie. „Das ist wichtig. Denn so können viele miterleben, wie Kunst entsteht und warum es so wichtig ist, dass sie ihre Ateliers in der Stadt behalten.“ Die Künstler vor Ort belastet die Ungewissheit derzeit jedenfalls sehr.

Auch der Rahmenbauer Daniel Vogel-Essex von der Firma "Cyclery" hat eine Werkstatt auf dem Gelände.
Auch der Rahmenbauer Daniel Vogel-Essex von der Firma "Cyclery" hat eine Werkstatt auf dem Gelände.

© Kitty Kleist-Heinrich

Auch Christian Goiny, medienpolitischer Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus, unterstützt den Förderkreis. „Das ist einer der wenigen Orte für Kreative in Berlin, an dem diese noch zu günstigen Mieten arbeiten können“, meint er. „Dieser Ort für Kunsthandwerk sollte zu keinem Ort werden, an dem Künstler ums Überleben kämpfen müssen.“ Die Situation von Kunsthandwerkern werde in Berlin vollkommen vergessen. Hier arbeiten auch Schmiede, Tischler etc. Eine Mischung aus Kultur- und Wirtschaftsförderung müsse hier greifen, meint Goiny.

Bahn will Grundstück nicht verkaufen

Das Gelände gehört der Bahn – und diese verkauft (ebenso wie die Stadt Berlin) keine Grundstücke mehr. Wohnungsbau ist, so nah an den Gleisen, wohl nicht möglich. Die Deutsche Bahn hielt sich auf Nachfrage bedeckt: Auskünfte über das Mietvertragsverhältnis könnten aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht rausgegeben werden. Der Vertrag laufe noch „einige Jahre“.

Auch das Bezirksamt Lichtenberg nutzte die Räumlichkeiten immer mal wieder für Veranstaltungen. „Ein Glücksfall für Lichtenberg“, sagt Bezirksbürgermeister Michael Grunst (Linke). Genau an dieser Stelle sei es die absolut richtige Nutzung. Der Bezirk fördert über den Kulturhaushalt mehrere dortige Projekte. Auch der Kultursenat von Klaus Lederer (Linke) unterstützt den Erhalt. „Wir sind gemeinsam auf der Suche nach einer Lösung zur dauerhaften Sicherung. Dazu gab es erste Gespräche“, so Grunst. Eine Vereinsgründung zur Wahrung der Interessen der BLO und der Sicherung des Standorts sei der absolut richtige Schritt.

Hier ein paar Fotos von dem Gelände. Robert Klages wird im Bezirksnewsletter für Lichtenberg weiter darüber berichten. Kostenlos abonnieren unter leute.tagesspiegel.de

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