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Paddeln im Spreewald klingt verlockend. Doch dieses Jahr sollten Berliner:innen auf den Osterausflug nach Brandenburg verzichten.

© Patrick Pleul/dpa

„Bitte keinen Ausflug in den Spreewald“: Brandenburger fürchten zu Ostern Ansturm aus Berlin

In Brandenburg sind die Inzidenzzahlen vielerorts sehr hoch. Zu Ostern bittet der Tourismusverband die Berliner deshalb um Rücksicht.

Von Sandra Dassler

In Corona-Zeiten ist eben vieles anders als sonst: So wirbt  der Tourismusverband Spreewald darum, von Ausflügen in das beliebte Erholungsgebiet abzusehen.

„Wir heißen immer alle unsere Gäste herzlich willkommen“, sagt Tourismusverband-Sprecher Denis Kettlitz: „Aber angesichts der hohen Inzidenzzahlen zwischen 160 und knapp 200 in den Landkreisen Spree-Neiße und Oberspreewald-Lausitz bitten wir auch Tagestouristen aus der Hauptstadt, am Ostersonntag und Ostermontag keinen Ausflug in den Spreewald zu unternehmen.“

Obwohl das individuelle Kanu- oder Kajakfahren ebensowenig verboten ist wie Radfahren und Wandern, sollte man doch beachten, dass die Infrastruktur zur Zeit nicht auf einen Ansturm von Touristen vorbereitet ist, sagt Kettlitz: „Mal abgesehen davon, dass die geltende Eindämmungsverordnung des Landes Brandenburg keine Tagesflüge und Veranstaltungen zulässt, sind neben Gaststätten, Hotels und Gästezimmer auch die meisten öffentlichen Toiletten und selbst viele Imbisse im Spreewald geschlossen.“

Viele Einwohner befürchteten Situationen wie im Februar dieses Jahres, als die zugefrorenen Fließe im Spreewald Tausende Touristen anlockten, die mit ihren Autos aufgrund von vielen geschlossenen Parkplätzen die Straßen blockierten.

„Schon am Mittwoch und am Gründonnerstag waren viel mehr Autos mit fremden Kennzeichen bei uns unterwegs als sonst“, erzählt eine Verkäuferin in der Spreewaldgemeinde Burg: „Das macht nicht wenigen Einwohnern hier Angst vor neuen Infektionen. Manche Urlauber decken sich im Geschäft für mehrere Tage ein. Und wenn man dann fragt, wo sie untergebracht sind, drucksen sie herum und erzählten etwas von privat bei Freunden oder so.“

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Dass einige Einheimische offensichtlich illegal Zimmer vermieten, sorgt bei anderen für Unverständnis. „Es wäre so wichtig, dass die Infektionszahlen endlich zurückgehen“, sagt Martin Fix von „Stand Up Paddling Spreewald“ in Burg: „Das kann nur funktionieren, wenn sich alle solidarisch an die Regeln halten.“

Er wisse aber von Freunden, die Wohnungen im Spreewald vermieten, dass die Nachfrage trotz des Verbots sehr groß sei. Und die Phantasie mancher Reiselustigen ebenso. Sätze wie „Ich arbeite auf der Intensivstation mit Covid-19-Patienten und brauche dringend ein paar Tage  Erholung“, hören die Vermieter öfter.

Martin Fix vermietet jedenfalls über die Osterfeiertage noch keine Sup-Boards oder Kanus, obwohl das mit entsprechenden Hygienekonzepten erlaubt ist. Auch gepaddelt werden darf schon wieder.

„Das gilt als sportliche Betätigung“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Kahnfährgenossenschaft Lübbenau, Steffen Franke: „Im Gegensatz zu den traditionellen Kahnfahrten. Wir hoffen aber, dass auch diese in wenigen Wochen, wenn die Infektionszahlen sinken, wieder möglich sind. Noch aber müssen sich unsere Gäste genau wie unsere Fährleute gedulden.“

Im vergangenen Jahr habe die Saison wegen Corona ja ähnlich schlecht beziehungsweise gar nicht begonnen, erinnert sich Franke. Weil aber im Sommer und Herbst viel mehr Menschen als sonst in Deutschland, also auch im Spreewald, Urlaub machten, habe man die Ausfälle vom Frühjahr zwar nicht komplett, aber einigermaßen kompensieren können.

Auch in diesem Jahr hätten schon vor Ostern viele Menschen und auch Reiseunternehmen aus ganz Deutschland angerufen. „Denen haben wir versprochen, dass wir Kahnfährleute nicht schlafen und auch nicht den Kopf in den Sand stecken“, sagt Franke. „Wir feilen vielmehr an unseren Hygienekonzepten und halten uns an die Corona-Regeln, damit wir bald wieder viele Touristen bei uns im Kahn haben.“

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