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Bildung in Berlin: Freie Schulen wollen nicht mehr zurückstecken

Am 23. September präsentieren sich die freien Schulen von Berlin. Am Berlintag dürfen sie aber nicht teilnehmen.

„Ist das zu glauben?!“, lautet das Motto am Tag der Freien Schulen am 23. September, dessen diesjähriger Schwerpunkt auf den Themen Ethik, Religion und Philosophie liegt. „Ist das zu glauben?!“, fragen sich die Freien Schulen allerdings auch hinsichtlich ihrer Behandlung durch den Senat. Neueste Facette: Sie dürfen nicht am Berlintag teilnehmen, den die Senatsverwaltung für Bildung am Sonnabend veranstaltet, um Erzieher und Lehrer zu finden.

"Das Land hat das Monopol bei der Lehrerbildung"

„Das Land Berlin hat das Monopol zur Ausbildung von Lehrkräften, aber keine Vorsorge für ausreichend Personal getroffen“, stellt die Arbeitsgemeinschaft der Freien Schulen fest. Mit anderen Worten: Auch die Freien Schulen haben darunter zu leiden, dass es der Senat jahrelang versäumt hat, genügend Lehrer auszubilden. Dennoch habe die Bildungsverwaltung ihnen eine Absage erteilt, als es beim gemeinsamen Runden Tisch um eine mögliche Teilnahme beim Berlintag ging. Auch andere gemeinsame Werbeaktionen habe Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) abgelehnt, berichtet Andreas Wegener, der Sprecher der AG der Freien Schulen, zu der neben der Evangelischen Schulstiftung, dem Erzbistum, dem Canisius Kolleg und den Waldorfschulen auch der Privatschulverband, der Paritätische Wohlfahrtsverband sowie der Dachverband der Kinder- und Schülerläden gehören: Alle gemeinsam gestalten die Foren rund um den Tag der Freien Schulen. Torsten Wischnewski-Ruschin vom Paritätischen Wohlfahrtsverband bedauerte am Freitag das "mangelnde Selbstbewusstein" der Senatsverwaltung für Bildung. Die Verwaltung müsse "das Gesamtfeld im Blick haben" und dazu gehörten nun mal auch die freien Schulen, die mehr als zehn Prozent der Berliner Landeskinder mit Schulplätzen versorgten.

Streit um hohe Elternbeiträge

Auch die Möglichkeit, mit höheren Lehrergehältern in Konkurrenz zum Land zu treten, ist laut AG mangels Finanzpolster kaum gegeben, da die Zuschüsse vom Land nur etwa zwei Drittel ihrer Kosten decken: Der Rest muss von Kirchensteuern oder Elternbeiträgen kommen, wobei der rot-rot-grüne Senat gerade den Spielraum bei den Elternbeiträgen einschränken will. Die entsprechende neue Verordnung, die auch die gesamte Privatschulfinanzierung neu ordnen soll, ist in Arbeit. Wie berichtet, wird einem Teil der Freien Schulen vorgeworfen, kaum Kinder aus ärmeren Familien zu beschulen. Dadurch werde gegen das Sonderungsverbot verstoßen. Die Freien Schulen betonen, dass es sehr wohl Stipendien und sozial gestaffelte Beiträge gäbe. Im übrigen seien sie gern bereit, auch Kinder aus armen Familien aufzunehmen, wenn das Land für diese Kinder die vollen Kosten und nicht nur die genannten zwei Drittel erstatte, so dass all jene Schulen sie auf hohe Elternbeiträge angewiesen sind, die keine weiteren Einnahmen - etwa durch Kirchensteuern - haben.

"100 Millionen hat das Land gekürzt"

Streng genommen ist es bereits mindestens der zweite Berliner Senat, der versucht, die Finanzierung zu reformieren: Traditionell erstattet das Land den freien Schulen nur die Personalkosten - zunächst 97, dann 93 Prozent. Die Absenkung erfolgte im Rahmen der Sparpolitik und war als Beitrag zur Konsolidierung der Landesfinanzen gedacht. Nach 16 Jahren gekürzter Zuschüsse habe Berlin auf Kosten der Freien Schulen schon über 100 Millionen Euro eingespart, rechnet die Arbeitsgemeinschaft vor. Aus den Sparjahren stammt auch die Übereinkunft, dass die Umstellung der Finanzierung kostenneutral sein müsse. Da die Zeit der Sparhaushalte inzwischen vorüber ist, fordern die Freien Schulen, sich vom Postulat der Kostenneutralität zu verabschieden.

Seit acht Jahren Diskussion um die Finanzierung

Zur Historie gehört, dass das Abgeordnetenhaus den Senat schon 2010 aufgefordert hatte, die Kosten eines öffentlichen Schulplatzes zu ermitteln, um daran angelehnt die Finanzierung der Freien Schulen auf eine transparente Basis zu stellen. Bis heute ist dies nicht gelungen.

Für den Tag des Freien Schulen haben der evangelische Bischof Markus Dröge und der katholische Erzbischof Heiner Koch die Schirmherrschaft übernommen. Zum Programm gehört der traditionelle "Bildungsmarkt" in der französischen Friedrichsstadtkirche am Gendarmenmarkt an diesem Sonntag von 13 bis 16 Uhr: 80 freie Schulen und ihre Träger präsentieren sich. 

Das ebenfalls jährlich stattfindende "Bildungspolitische Gespräch" steht in diesem Jahr unter dem Titel: „Schule und Gesellschaft – Welche Werte sind (uns) wichtig?“. Veranstaltungsort ist am 5. Oktober 2018, um 19 Uhr das Forum der Evangelischen Schule Berlin Zentrum in der Wallstraße: "Die beiden Schirmherren werden mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft über ihr Verständnis von Werten und Werteerziehung diskutieren", kündigt die AG an. Bei einer "Gala" am 14. Oktober um 11 Uhr präsentieren Schüler der freien Schulen in den Kammerspielen des Deutschen Theaters.

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