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Die Investitionsbank Berlin (IBB) an der Bundesallee.

© imago images/Jürgen Held

Update

2,2 Milliarden Euro Corona-Hilfen: Trotz der Pandemie boomt die Immobilienförderung

Die Förderbank IBB zieht trotz der Krise eine positive Bilanz. Ermittlungen gegen Vorstände wegen Untreue Verdacht dauern an.

Wie konnte der Berliner Wirtschaft durch das Coronajahr 2020 geholfen werden? Mit einem enormen „Kraftakt“ in einer „für uns unvorstellbaren Dimension“, sagte der Chef der landeseigenen Förderbank IBB, Jürgen Allerkamp, am Dienstag bei der Präsentation der Bilanz für das zurückliegende Jahr.

Insgesamt hat die IBB im ersten Coronakrisenjahr 4,4 Milliarden Euro an Finanzierungen geleistet – die Hälfte davon, also rund 2,2 Milliarden Euro, flossen in die Coronahilfen von Bund und Land.

Mit den Corona-Hilfsprogrammen – darunter Finanzhilfen für Klein- und Kleinstunternehmen, Soloselbstständige, Kulturschaffende sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen – ist die Wirtschaft in Berlin im Jahr 2020 mit Zuschüssen und Darlehen unterstützt worden (siehe Grafiken unten). Bei einigen Programmen gab es mehrere Durchläufe, weil sich etwa die Antragsbedingungen nach einiger Zeit noch einmal änderten, so dass die IBB im vergangenen Jahr insgesamt 15 Corona-Hilfsprogramme finanziert hat. Darunter fielen rund 1000 Darlehen und 228.000 Zuschüsse.

Die Bilanz der Förderbank zeige zudem, dass exakt 379 892 Arbeitsplätze mit den Hilfen gefördert werden konnten.

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Hinzu kamen zum Jahresende die November- und Dezemberhilfen sowie die Überbrückungshilfe III des Bundes, die aber erst in diesem Jahr richtig zum Tragen kommen.

Auch hier nannte Allerkamp erste Zahlen: Inzwischen seien rund 360 Millionen Euro an Novemberhilfe und rund 263 Millionen Euro an Dezemberhilfe an die von der Krise stark betroffenen Unternehmen ausgezahlt worden.

Bei der Überbrückungshilfe III sind laut IBB bislang Abschlagszahlungen in Höhe von rund 135 Millionen Euro an rund 6000 Antragsteller:innen geflossen.

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Bei der Neustarthilfe, die Soloselbstständige mit erheblichen finanziellen Einbußen in der Corona-Pandemie unterstützen soll, konnten von insgesamt 19.757 Antragsteller:innen bereits mehr als 94 Prozent ihre Auszahlung erhalten. Das entspreche einem Finanzvolumen von rund 107 Millionen Euro. Die Anträge für die Neustarthilfe konnten im Februar erstmals gestellt werden.

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IBB-Chef zieht positive Bilanz

Trotz der Pandemie und der Tatsache, dass „die Luft für viele Unternehmen sehr dünn geworden ist“, wie Allerkamp es formulierte, zog der IBB-Vorsitzende für das gesamte Krisenjahr eine positive Bilanz: „Berlin hat zwar 3,3 Prozent an Wirtschaftskraft verloren, aber im Vergleich zum Bund mit minus 4,9 Prozent“ sei das zwar ein „Corona-Dämpfer“, hätte aber noch schlimmer kommen können.

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Zudem seien die Finanzierungszusagen im „klassischen Fördergeschäft“ – also das Kerngebiet der IBB, wenn es nicht um Coronahilfen geht – lediglich um 2,8 Prozent gesunken.

Angesichts der heftigen Krise sei dies ein unerwartet geringer Rückgang gewesen. Aufgefächert nach Branchen entfielen insgesamt rund 1,7 Milliarden Euro auf das Geschäft in der Wirtschafts- (rund 330 Millionen Euro) und Immobilienförderung (rund 1,4 Milliarden Euro). Es boomt vor allem die Immobilienförderung und Stadtentwicklung. Hier habe man das zweithöchste Ergebnis der vergangenen zehn Jahre erreicht.

Mit exakt 1,446 Milliarden Euro seien die Finanzierungszusagen im Jahr 2020 im Vergleich zum Rekordjahr 2019 „nur in geringem Maße“ (1,2 Prozent) gesunken.

Immobilienförderung boomt trotz der Krise

„Bauen, bauen, bauen. Davon rede ich schon seit langem, und wir leisten Finanzierungen sowohl bei den städtischen Wohnungsbaugesellschaften als auch bei privaten Investoren“, sagte Allerkamp.

Zwar sei das „Neugeschäft um rund 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“ zurückgegangen, dafür habe aber ein starkes Bestandssicherungsgeschäft das gute Ergebnis ermöglicht.

Die Finanzierungen bei der Sanierung und Modernisierung seien um rund 30 Prozent auf knapp 42 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

Eine „kleine Abschwächung“, wie Allerkamp es nannte, habe es hingegen bei der Förderung und Finanzierung des Wohnungsneubaus gegeben (minus 13 Prozent).

Im ersten Krisenjahr sei man davon ausgegangen, dass weniger Gewerberaum benötigt wird, erklärt Allerkamp. „Verrückterweise haben wir jetzt die Erkenntnisse, dass die Nachfrage nach Gewerberaum stabil bleibt.

Vielleicht nicht in Einkaufsmalls, aber bei den Büros.“

Um den Start-ups finanziell zu helfen, wurde eine Tochterfirma gegründet

Trotz der Krise investieren Berlins Unternehmen in Modernisierung und technologische Innovation. Hier erzielten die Zuschussprogramme laut IBB mit 160 Millionen Euro ein „Rekordergebnis“.

Beim Innovationsförderprogramm „Pro Fit“, was Zuschüsse und Darlehen enthält, sei das Volumen um mehr als 75 Prozent gestiegen, auf rund 70 Millionen Euro.

Aufgrund der Coronakrise habe die Förderbank auch schnell auf die Situation der Start-ups in Berlin reagiert und im vergangenen Jahr die Tochterfirma IBB Capital GmbH gegründet.

Sie soll jungen Unternehmen mit einem innovativen Geschäftsmodell eine Kapitalgrundlage verschaffen. Als „einzige Förderbank Deutschlands besteht eine Kooperation mit privaten Investoren, wodurch das Risikokapital für die Start-ups in Berlin erhöht wird“, hieß es gestern bei der Präsentation. Mit Hilfe der neu gegründeten Tochterfirma hätten binnen kürzester Zeit 73 Eigenkapitalfinanzierungen in Höhe von rund 38 Millionen Euro zugesagt werden können.

IBB gut ins Geschäftsjahr 2021 gestartet

Auch das Geschäftsjahr 2021 stehe bislang fest unter dem Einfluss der Pandemie. Die IBB sei gut in das Geschäftsjahr gestartet und konnte in der Immobilienförderung 156,2 Millionen Euro sowie in der Wirtschaftsförderung 44,5 Millionen Euro an Finanzierungszusagen verzeichnen. Die aktuelle Konjunktureinschätzung sieht in Berlin ein Wachstum von gut drei Prozent vor, sofern sich keine Verschlechterung des Infektionsgeschehens und damit weitere Einschränkungen für die Berliner Wirtschaft ergeben.

Ermittlungen gegen IBB-Vorstände wegen Untreue-Verdacht laufen noch

Bei all den positiven Nachrichten, lastet jedoch auch noch ein Problem auf der Förderbank: Seit dem vergangenen Sommer ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts der Untreue und Beihilfe zur Untreue bei der Vergabe von Corona-Hilfsgeldern im vergangenen Jahr. Der Verdacht richtet sich konkret gegen vier Vorstände und einen weiteren verantwortlichen Mitarbeiter.

Zu den konkreten Vorwürfen wollte Allerkamp am Dienstag mit Verweis auf das „laufende Verfahren“ nichts sagen. Er habe aber „ein gutes Gefühl, was unsere Bearbeitung der Coronahilfen angeht“.

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