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Nagt unter Wölfen. Der Biber an der Museumsinsel ist vermutlich auf Reviersuche - und wird wohl weiterziehen müssen.

© Polizei Berlin

Biber in Berlin: Polizei erwischt Nager bei illegaler Baumfällung

Die Wildnis erobert Berlin - jetzt in Gestalt eines Bibers an der Museumsinsel. Da kann er nicht bleiben, sagt der Experte. Aber wo? Eine Glosse.

Im Zoo kommen die Tiere seit einem Jahr kaum noch unter Leute, weil kaum Leute zu den Tieren kommen. Das Naturkundemuseum hat sogar ganz geschlossen. Dafür wird das Tierleben draußen immer aufregender, wie ein Polizeifoto vom Freitagabend beweist: Ein wuschliger Biber bei der Zubereitung seines Abendmahls – die Rinde ist schon ab – im James-Simon-Park, im Rücken die Museumsinsel und ein Dutzend Passanten, die ihn nicht die Bohne interessieren.

„Eindruck unseres Abschnitts 56 von der heutigen Parkkontrolle: Dem Dicken geht’s dort gut“, schrieb die Polizei. Zu ergänzen wäre, dass die Baumfällsaison vorbei ist, der Biber also eine potentielle Ordnungswidrigkeit begeht. Er äußerte sich nicht zum Sachverhalt, aber er hat ja wie alle Berliner Wildtiere eine Art Erziehungsberechtigten: Derk Ehlert, Senatsexperte für alle Felle.

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„Der sucht neue Lebensräume“, erklärt Ehlert das Verhalten des Bibers. Seit etwa 14 Tagen sei das Tier zwischen Fischerinsel und Bodemuseum unterwegs; vermutlich ein Männchen von etwa eineinhalb Jahren, wohl mit tiergärtnerischem Migrationshintergrund. Über einen Schiffsanleger an der Museumsinsel könne er die Spree verlassen, „aber wir hoffen, dass er da nicht bleibt, denn da findet er nicht genug zu fressen“.

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In Bayern würde das Tier wohl als Problem- oder Schadbiber klassifiziert werden, aber in Berlin kann er machen, was er will. Ehlert hofft, dass er weiterzieht – wissend, dass freie Ufergrundstücke in Berlin kaum mehr zu haben sind: Mit stadtweit rund 120 Bibern sei die natürliche Kapazitätsgrenze wohl erreicht, hatte Ehlert erst kürzlich erklärt. Da hilft es auch nicht, einfach die Kelle zu schwingen und „Bauen, bauen, bauen“ zu rufen.

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Perspektivisch könnte die von Grünen und Linken geforderte Umnutzung der A100-Verlängerung neue Lebensräume schaffen: Den Trog zwischen Neukölln und Treptow zu fluten, sollte unkompliziert möglich sein und würde als Aufwertung des ländlichen Raumes vielleicht sogar von der EU gefördert. Aber kurzfristig bleibt vorerst nur, am Spreeufer zu sitzen und das alte Lied zu singen: Weine nicht, wenn er Bäume fällt, Damm, Damm... Damm-Damm / Freu dich, dass er die Art erhält, Damm, Damm… Damm, Damm.

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