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Michael 2.0. Justin Bieber flog mit Flügeln aus Gitarren, Klaviertasten und Becken auf die Bühne. Die Inszenierung des 19-Jährigen erinnert mehr und mehr an Michael Jackson – inklusive Eskapaden. Foto: dpa

© dpa

Berlin: Bibbern für Bieber

Auch in Berlin mussten die Fans zwei Stunden in der Kälte warten. Dann lieferte der Teenie-Star eine passable Show ab – und ging nach 80 Minuten.

Von Ronja Ringelstein

Der Ostersonntag endete in diesem Jahr mit einem riesigen Feuerwerk. Justin Bieber gönnte seinen Fans zumindest einen knalligen Abschluss. Denn der Abend hatte für die „Belieber“, wie sich die Fans des Teenie-Stars nennen, wenig erfreulich begonnen. Sie hatten stundenlang vor den verschlossenen Türen der Arena am Ostbahnhof warten und frieren müssen, bis diese sich um 19 Uhr endlich öffneten – zweieinhalb Stunden später als angekündigt. Mittendrin Celine und Laetitia, beide neun Jahre alt, samt Papa. Für das erste Konzert froren sie gern zwei Stunden lang. Schließlich sind sie schon „sehr lange“ Bieber-Fans. „Schon länger als ein Jahr!“

Die Pannen hatten im Vorfeld kein Ende nehmen wollen. Zuerst hatte Sängerin Carly Rae Jepsen ("Call Me Maybe") als Vorband abgesagt. Dann kam auch noch ihr Ersatz nicht rechtzeitig: Die deutsche Newcomer-Band Neon Dogs hatte nach Angabe des Veranstalters Transportprobleme. So gab es eben keine Vorband, dafür lief bis kurz vor Showbeginn Michael Jackson vom Band. Davon bekamen die eisern wartenden Fans bei Temperaturen um den Gefrierpunkt aber ohnehin nichts mit. Auch der Bühnenaufbau gelang nicht im Zeitplan.

Doch als Justin-Bieber-Fan ist man einiges gewöhnt. Während draußen der Schnee leise rieselte, kreischten drinnen die Anhänger des 19-jährigen Kanadiers um die Wette. Um 20:40 Uhr wurden sie endlich erhört, fast zumindest, denn dann startete zunächst ein zehnminütiger Countdown, bis sich der selbsterklärte King of Pop 2.0 endlich auf der Bühne zeigte. In Sachen Inszenierung jedenfalls kommt er schon recht nah an sein Idol Michael Jackson heran. Mit Engelsflügeln schwebte Bieber von der Hallendecke herab, um den ersten Titel „All Around The World“ seines dritten Album „Believe“ zu performen. Die dreistöckige Bühne war gespickt mit riesigen Schein-und Flammenwerfern, Bieber auf mindestens vier Monitoren zu sehen, wie er die Hüften schwang, das Jackett aus und wieder anzog und in den Schritt fasste. Ergebnis: Kreisch! Ohrenbetäubend laut wurde es vor allem immer dann, wenn Justin Bieber zwischenzeitlich seinen Oberkörper entblößte. Die beiden Neunjährigen brachte das zum Kichern. Ja er ist eben süß, der Justin.

Und er, deutlich älter ist als der Großteil seiner Fans, gab seinen Anhängern – neben dem üblichen Zwischenrufen „What’s up Berliiiiin?!“ – nützliche Lebensweisheiten mit auf den Weg: Man könne doch alles schaffen, wenn man daran glaube. Klar, sein Album heißt schließlich „Believe“.

Diese riesige Inszenierung mit viel Licht und Krach, und zwischendurch die eingeblendeten Privatvideos aus Justin Biebers Jugend, die beweisen, wie talentiert er damals schon war – ist das alles wirklich echt? Doch dann, nach einer Stunde griff der Star, wie zum Beweis, schließlich selbst zur Gitarre, spielte erst Schlagzeug und dann auch noch am Flügel, selbstverständlich alles in weiß.

Die Show gleicht aus, was sein Gesang nicht immer leistet. Die Fans in der fast ausverkauften Halle verziehen es ihm problemlos. Schließlich geht Bieber offen damit um, dass seine Stimme nicht astrein ist und er kein perfekter Sänger. Ein Softwareprogramm gleicht das auf seinen Alben aus.

Eher schockiert war die kreischende Menge, als ihr Idol die Bühne nach nur 80 Minuten schon wieder verließ. Das war’s schon? Nein, der Junge weiß, was die Fans wollen. Justin Bieber kam noch einmal für zwei Zugaben und entließ die Masse mit dem Song „Baby“ wieder in die Kälte der Nacht. „Es war noch viel toller, als ich erwartet hatte“, schrie die junge Celine nach Konzertende begeistert. Auch wenn es ihr dann doch ein bisschen zu laut war.

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