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Runde Sache. In der öffentlichen Passage wollen die Architekten einen Platz anlegen. Auch eine „kulturelle Nutzung“ in dem früheren Tacheles-Altbau ist versprochene Sache.

© Parella Weinberg.

Bezirksversammlung akzeptiert Architekten-Plan: Keine Sozialwohnungen auf Tacheles-Gelände

Die Pläne für das Areal in Mitte gehen voran. Sozialwohnungen wird es aber wohl nicht geben.

Die erste Hürde haben sie genommen, die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron mit ihren städtebaulichen Plänen für die Entwicklung des Tacheles-Geländes zwischen Oranienburger und Friedrichstraße: In der Bezirksverordnetenversammlung fiel das Projekt jedenfalls nicht durch. Die SPD-Fraktion „begrüßt“ das Vorhaben sogar und meint, dass auf „einen Architekturwettbewerb verzichtet werden“ könne. Hauptsache, der Investor gewährleiste „eine soziale Durchmischung“ bei den Wohnungen – und die legendäre Kunstruine der Nachwendejahre werde wieder für „kulturelle Zwecke genutzt“.

Einiges davon hatte Investor Perella Weinberg, ohnehin schon Bezirkbaustadtrat Carsten Spallek bei intensiven Vorgesprächen in die Hand versprochen. Nur so kann der US-amerikanische Fonds auch sicher sein, rasch eine Baugenehmigung zu erhalten. Die Voraussetzungen dafür bestehen seit einem Jahrzehnt: Bereits Anfang der 2000er Jahre hatte ein Investor einen Bebauungsplan durchgesetzt, der bis heute gilt, und an diesen muss sich der neue Investor halten. Demnach entstehen bis zu 450 Wohnungen, Läden, ein Hotel und Büros auf einer Fläche von 83000 Quadratmetern.

Passage zwischen Oranienburger und Friedrichstraße soll wiederhergestellt werden

„Wir sind auf einem guten Weg“, sagt auch Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) – obwohl die Schweizer Architekten eine ganze Reihe von „Befreiungen“ vom gültigen Bebauungsplan beantragt haben. Grob gesagt, wollen sie sich stärker an die Blockstruktur der historischen Bauten halten, was durchaus im Interesse des Bezirks ist. Wiederherstellen wollen sie außerdem die öffentlich zugängliche Passage zwischen Oranienburger und Friedrichstraße, quer durch den Block hindurch. Sogar ein kleiner Platz soll im Inneren des neuen Quartiers entstehen. Auch eine „kulturelle Nutzung“ des Tacheles ist versprochene Sache.

Nur die „soziale Durchmischung“, die die SPD fordert, dürfte auf der Strecke bleiben. Freiwillig bauen Investoren keine bezahlbaren Wohnungen, schon gar nicht in bester Lage von Mitte. Und der Antrag der SPD, wonach ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden soll, der dann einen Anteil von Sozialwohnungen vorschreiben würde, wurde vorläufig zurückgezogen: Noch habe der Investor einen Rechtsanspruch, auf Grundlage der bestehenden Pläne das Quartier zu bebauen.

1000 Quadratmeter mehr - das heißt mehr Rendite

Den will sich Perella Weinberg wohl auch nicht nehmen lassen. Im Gegenteil, die Planungen schreiten zügig voran. Und in den Verhandlungen mit dem Bezirk versucht der Investor außerdem, seine Rendite noch etwas aufzupolieren. Die gegenwärtigen Pläne sehen den Bau von 84000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche vor, 1000 mehr als der alte Bebauungsplan vorsieht. Nicht viel, gemessen an der Größe des Vorhabens – aber ein schöner Schnaps oben drauf, wie Entwickler zu pflegen sagen.

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